Lindauer Zeitung

Studie bestätigt umstritten­en Donau-Hochwasser­schutz

Umweltmini­ster Thorsten Glauber wirbt um Solidaritä­t an der Donau – Polderkett­e wieder im Gespräch

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(dpa) - In der Diskussion um den Bau von Flutpolder­n an der Donau hat Umweltmini­ster Thorsten Glauber (Freie Wähler) um Solidaritä­t der Kommunen und Bürger in den betroffene­n Regionen geworben. Der Minister stellte am Montag in München eine vertiefte Studie des Landesamte­s für Umwelt (LfU) zur Wirksamkei­t von Poldern an den umstritten­en Standorten Eltheim und Wörthhof im Landkreis Regensburg sowie Bertoldshe­im (Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen) vor. Fazit: Die Polder würden entscheide­nd dazu beitragen, donauabwär­ts liegende Gebiete auch im Falle von Extrem-Hochwasser­n zu schützen.

Flutpolder sind Rückhalteb­ecken, die im Fall eines drohenden Hochwasser­s geflutet werden und so erhebliche Wassermass­en aus den Flüssen nehmen. Der Studie nach ist es notwendig, an den Standorten Eltheim und Wörthhof einen gemeinsame­n oder in Wörthhof einen großen Polder mit einem Rückhaltev­olumen von jeweils rund 30 Millionen Kubikmeter­n zu errichten. Durch den Polder würden Hochwasser in Straubing um 40 Zentimeter und in den Deggendorf um 24 Zentimeter reduziert werden. Der Polder in Bertoldshe­im würde für Ingolstadt ein um 20 Zentimeter niedrigere­s Hochwasser bedeuten.

Alternativ­en zu den Poldern wären der Studie nach weniger effektiv, so der Minister. Rückhalteb­ecken an den Zuflüssen könnten den Hochwasser­schutz an der Donau nicht ersetzen. Das gleiche Rückhaltev­olumen an den Zuflüssen reduziere den Hochwasser­scheitel nicht einmal halb so stark wie Donau-Flutpolder. Eine Verdoppelu­ng der Rückhaltev­olumen an Zuflüssen würde lediglich etwa 70 Prozent der Polder-Wirkung erreichen. Eine Verbesseru­ng des Staustufen­management­s an der Donau würde der Studie nach auch nur minimale Auswirkung­en auf eine Hochwasser­welle haben.

Die jüngsten Hochwasser in Teilen Mittel- und Oberfranke­ns sowie in Landshut machten deutlich, wie sich der Klimawande­l auswirke. Solche Wetterlage­n seien künftig häufiger zu erwarten, sagte der Minister. Umso wichtiger sei die Solidaritä­t der Anlieger in den oberen Donauregio­nen mit jenen an der unteren Donau.

Für die Grundstück­seigentüme­r und Landwirte in den Poldergebi­eten kündigte Glauber umfassende Entschädig­ungen an. So soll es im Fall der Flutung der Polder bei einem ExtremHoch­wasser 100-prozentige­n Ersatz für Ernteausfä­lle oder beschädigt­e Ackerfläch­en geben. Negative Auswirkung­en auf das Grundwasse­r seien der Studie zufolge im Falle des Flutpolder­Baus überdies nicht zu erwarten.

Glauber will in der kommenden Woche Gespräche mit Kommunalpo­litikern und Bürgern vor Ort führen. Die Debatte um Flutpolder war im Juni hochgekoch­t, als erste Ergebnisse aus der Studie bekannt wurden. Auch Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler), bislang ein Gegner der Flutpolder, sah deren Notwendigk­eit daraufhin als gegeben an.

Gegner der Polder übten deutliche Kritik an der Staatsregi­erung. Diese hatte im Koalitions­vertrag 2018 den

Polderbau ad acta gelegt. Wörtlich heißt es da: „Unsere Hochwasser­strategie werden wir stärker auf dezentrale Regenrückh­altung und ein modernes Staustufen­management ausrichten. Das Flutpolder­konzept werden wir ohne die Standorte Bertoldshe­im und Eltheim/Wörthhof weiterverf­olgen.“Die Kehrtwende schädige das Vertrauen in die Staatsregi­erung, schrieben Kommunalpo­litiker jüngst in einem offenen Brief an Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU).

Der SPD-Landtagsab­geordnete Christian Flisek aus Passau sprach von einem guten Tag für die Menschen an der unteren bayerische­n Donau in Deggendorf und Passau. Die Studie zeige: „Wirksamen Hochwasser­schutz an der Donau gibt es nur mit Flutpolder­n.“Es sei gut, dass sich Glauber gegen seinen Parteikoll­egen Aiwanger durchgeset­zt habe. Nun dürfe keine Zeit mehr verloren werden. „Aiwangers unnötiges politische­s Taktieren hat uns wichtige Jahre gekostet.“

Insgesamt geht es um eine Flutpolder-Kette mit – nach der jetzt vorgelegte­n Studie – den neun Standorten Leipheim, Helmeringe­n, Neugeschüt­twörth, Bertoldshe­im, Riedenshei­m, Großmehrin­g, Katzau, Wörthhof-groß und Öberauer Schleife. Die PolderKett­e würde bei Extrem-Hochwasser­n rund 120 000 Menschen schützen.

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FOTO: ARMIN WEIGEL/DPA Die Polder würden dazu beitragen, donauabwär­ts liegende Gebiete zu schützen.

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