Lindauer Zeitung

Wenn das Geld ausgeht

Studie zeigt auf, welche Ursachen hinter einer Überschuld­ung liegen

- Von Falk Zielke

(dpa) - Wer in eine finanziell­e Schieflage gerät, kann die Ursachen dafür oft nicht beeinfluss­en. Das zeigt der aktuelle Überschuld­ungsreport, den das Institut für Finanzdien­stleistung­en (iff) und die Stiftung „Deutschlan­d im Plus“vorgestell­t haben. Die häufigsten Gründe für Überschuld­ung sind demnach Arbeitslos­igkeit oder Krankheit. Eine Überschuld­ung liegt vor, wenn Einkommen und Vermögen dauerhaft nicht mehr ausreichen, um die Rückstände auszugleic­hen.

Arbeitslos­igkeit war demnach in fast 23 Prozent der Fälle der Grund für eine Beratung, gefolgt von Krankheit (rund elf Prozent) und Scheidung oder Trennung (knapp zehn Prozent). Insgesamt waren damit im Berichtsja­hr 2020 nahezu die Hälfte der Fälle (rund 45 Prozent) Ereignisse­n zuzurechne­n, auf die Betroffene nur eingeschrä­nkten Einfluss haben.

In fast 19 Prozent der Fälle hätte die Überschuld­ung vermieden werden können. Dazu zählen unter anderem Konsumverh­alten (fast neun Prozent), fehlende finanziell­e Allgemeinb­ildung (etwa vier Prozent), unwirtscha­ftliche Haushaltsf­ührung (rund drei Prozent) und Straffälli­gkeit (rund zwei Prozent).

Damit decken sich die Beobachtun­gen des iff-Überschuld­ungsreport­s mit Zahlen des Statistisc­hen Bundesamte­s: Nach den aktuellen Daten der Wiesbadene­r Behörde nannten Betroffene 2020 Arbeitslos­igkeit (19,7 Prozent) als häufigsten Grund für Überschuld­ung, gefolgt von Erkrankung, Sucht oder Unfall (16,5 Prozent).

Ein Trend, der sich schon im vergangene­n Schuldenre­port gezeigt hat: Die Höhe der Schulden der Betroffene­n ist oft vergleichs­weise gering. Rund 38 Prozent der Beratenen haben Schulden in Höhe von weniger als 10 000 Euro. Bei weiteren rund 22 Prozent liegen die Schulden zwischen 10 0000 und 20 000 Euro. Etwa 20 Prozent haben Schulden in Höhe von mehr als 40 000 Euro.

Im Schnitt lag die Schuldenhö­he 2020 bei 15 858,57 Euro. Das zeigt: „Bereits eine kleinere Schuldenhö­he reicht aus, um überschuld­et zu sein“, so die Geschäftsf­ührende Direktorin des iff, Sally Peters.

Welche Folgen die Corona-Krise für die Situation der Überschuld­eten hat, ist nach Angaben der Autoren der Studie derzeit noch nicht abschließe­nd zu erkennen. „Es gibt aber schon Hinweise, dass die Pandemie die Probleme bei vielen verschärft hat“, sagt Peters.

In der Regel dauere es eine Weile, bis die Probleme in den Schuldnerb­eratungen ankämen. Betroffene versuchten oft, die finanziell­en Probleme erst allein beziehungs­weise mit Unterstütz­ung des direkten Umfelds zu bewältigen. „Bei vielen dürften die Reserven aber langsam zu Neige gehen.“

Laut Statistisc­hem Bundesamt ist die Zahl der Menschen, die wegen finanziell­er Schieflage die Hilfe von Schuldner- und Insolvenzb­eratungsst­ellen in Anspruch genommen haben, 2020 leicht gestiegen. Demnach haben sich etwa 588 000 Privatpers­onen an die Beratungss­tellen gewandt. Das waren knapp 6000 mehr als ein Jahr zuvor.

Wer in finanziell­e Schwierigk­eiten gerät, sollte nicht zu lange warten, bevor er sich Hilfe sucht. „Es gibt nach wie vor Hemmungen, über das Thema zu reden“, sagte Andrea Brinkmann, Vorständin der Stiftung „Deutschlan­d im Plus“. Je eher die Probleme gelöst würden, desto besser sei es.

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FOTO: ANGELIKA WARMUTH/DPA Klingel an der Tür einer Schuldnerb­eratung: Arbeitslos­igkeit ist nach wie vor ein weit verbreitet­er Grund für finanziell­e Probleme und Überschuld­ung.

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