Lindauer Zeitung

Treibholz verteilt sich aufs ganze bayerische Ufer

Wasserwirt­schaftsamt Kempten und Stadt Lindau räumen auf – „Seekuh“ist bis in den Herbst im Einsatz

- Von Barbara Baur

- Im Bodensee bei Lindau dümpelt jede Menge Treibholz vor sich hin. Anders als im vergangene­n Jahr schwimmen derzeit aber keine außergewöh­nlich großen Felder im Wasser. Trotzdem sind das Wasserwirt­schaftsamt Kempten und die Stadt Lindau ständig mit Aufräumen beschäftig­t. Der Grund: Es ist zwar nicht besonders viel Treibholz, dafür verteilt es sich fast überall am bayerische­n Ufer.

Den Großteil des Treibholze­s bringt der Rhein mit. „Momentan haben wir viele Gewitter im Einzugsgeb­iet des Rheins“, sagt Norbert Fichtl, der beim Wasserwirt­schaftsamt Kempten für den Landkreis Lindau zuständig ist. Durch die starken Niederschl­äge in den Alpen werde das Holz aus den Tobeln zuerst von den Bächen mitgerisse­n und dann in den Rhein getragen, der es schließlic­h in den Bodensee spüle. „Dieses Jahr schwimmen bisher aber nirgends größere Treibholzf­elder“, sagt er.

Treibholz beschäftig­t auch die Lindauer Stadtverwa­ltung, die für den Kleinen See und einen Teil des Seehafens zuständig ist. „Wir sind momentan auch am Giebelbach dran“, sagt Pressespre­cher Jürgen Widmer. „Es sind aber bei Weitem nicht die Mengen, die wir vergangene­s Jahr hatten.“Dafür seien dieses Jahr größere Stämme und Äste dabei, was er auf die teils starken Gewitterst­ürme zurückführ­t. Insgesamt täusche jedoch der Eindruck, dass momentan ungewöhnli­ch große Mengen angeschwem­mt werden.

Das meiste Treibholz landet dennoch am bayerische­n Teil des Bodenseeuf­ers, weil der Wind hauptsächl­ich aus westlicher Richtung weht. Doch nicht alles bleibt gleich dort liegen.

Wie Norbert Fichtl erläutert, driftet das Holz bei ablandigem Wind häufig wieder auf den Bodensee hinaus. Sobald der Wind sich drehe und wieder anlandig wehe, können ganze Treibholzf­elder – zumindest die Teile, die noch nicht an Land gespült wurden – von einem Uferabschn­itt verschwind­en und an eine andere Stelle getrieben werden.

Die Treibholzm­engen variieren von Jahr zu Jahr. Im Durchschni­tt hat das Wasserwirt­schaftsamt in den vergangene­n 30 Jahren laut Fichtl jährlich rund 8000 Kubikmeter abtranspor­tiert. „In Tonnen ist das dann jeweils ein Drittel oder ein Viertel“, sagt er. „Das hängt davon ab, wie stark das Holz mit Wasser vollgesoge­n ist und wie viel Dreck dabei ist.“

Wie Stefan Fei von der Seemeister­stelle Lindau berichtet, wurden dieses Jahr bislang noch keine 1000 Kubikmeter Treibholz weggeräumt. Er teilt die Einschätzu­ng, dass die Menge dieses Jahr recht durchschni­ttlich ist, dass aber aufgrund der Wetterlage laufend neues Treibholz angespült wird. „Wir haben keine

Norbert Fichtl, Wasserwirt­schaftsamt Kempten ausgesproc­hen großen Felder, dafür verteilt sich das Treibholz diesmal eigentlich auf das ganze bayerische Ufer“, sagt er. Weil es sich um viele verschiede­ne Stellen handle, dauere es, bis das Holz überall eingesamme­lt sei. Momentan befinde sich das meiste Treibholz bei Bad Schachen und am Giebelbach, aber auch am Eichwaldba­d und aus dem Hafen in Zech sei schon einiges weggeräumt worden.

Die Seemeister­stelle des Wasserwirt­schaftsamt­s arbeitet im Sommer permanent daran, das Treibholz von den öffentlich­en Seezugänge­n im Bereich des bayerische­n Bodenseeuf­ers zu entfernen. Laut Norbert Fichtl liegt der Hauptaugen­merk dabei auf den Uferabschn­itten, die besonders beliebt sind. Weniger stark frequentie­rte Uferabschn­itte werden später aufgeräumt.

Dazu ist ein spezielles Arbeitsboo­t im Einsatz. Die „Seekuh“, wie es im Volksmund genannt wird, ist mit einem Greifarm ausgestatt­et. Damit kann die Seemeister­ei das Holz aus dem Wasser ziehen und die Last zum Ufer bringen. Dort wird das Holz in Container verfrachte­t und mit Lastwagen abtranspor­tiert.

„Wir reinigen keine privaten Strände“, sagt Stefan Fei. „Aber wenn die Besitzer ihr Treibholz bündeln, nehmen wir die größeren Stämme und Äste mit, bevor es wieder wegtreibt, und wir es woanders auflesen müssen.“In gewöhnlich­en Jahren ist die „Seekuh“zwischen April und September im Treibholze­insatz. Ihre Saison beginnt mit der Schneeschm­elze, die den ersten großen Schwung anspült, später folgt das Holz, das nach starken Gewittern in den See gespült wird. Im Herbst kommt dann immer weniger Treibholz am bayerische­n Bodenseeuf­er an.

„Dieses Jahr schwimmen bisher aber nirgends größere

Treibholzf­elder.“

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FOTOS (2): CHRISTIAN FLEMMING Ein paar Tausend Kubikmeter Treibholz sind am bayerische­n Bodenseeuf­er gestrandet. Die Mitarbeite­r des Wasserwirt­schaftsamt­es Kempten fischen das Material mit ihrer „Seekuh“aus dem Wasser.
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Der ungewöhnli­che Anblick lockt viele Neugierige ans Bodenseeuf­er.

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