Treibholz verteilt sich aufs ganze bayerische Ufer
Wasserwirtschaftsamt Kempten und Stadt Lindau räumen auf – „Seekuh“ist bis in den Herbst im Einsatz
- Im Bodensee bei Lindau dümpelt jede Menge Treibholz vor sich hin. Anders als im vergangenen Jahr schwimmen derzeit aber keine außergewöhnlich großen Felder im Wasser. Trotzdem sind das Wasserwirtschaftsamt Kempten und die Stadt Lindau ständig mit Aufräumen beschäftigt. Der Grund: Es ist zwar nicht besonders viel Treibholz, dafür verteilt es sich fast überall am bayerischen Ufer.
Den Großteil des Treibholzes bringt der Rhein mit. „Momentan haben wir viele Gewitter im Einzugsgebiet des Rheins“, sagt Norbert Fichtl, der beim Wasserwirtschaftsamt Kempten für den Landkreis Lindau zuständig ist. Durch die starken Niederschläge in den Alpen werde das Holz aus den Tobeln zuerst von den Bächen mitgerissen und dann in den Rhein getragen, der es schließlich in den Bodensee spüle. „Dieses Jahr schwimmen bisher aber nirgends größere Treibholzfelder“, sagt er.
Treibholz beschäftigt auch die Lindauer Stadtverwaltung, die für den Kleinen See und einen Teil des Seehafens zuständig ist. „Wir sind momentan auch am Giebelbach dran“, sagt Pressesprecher Jürgen Widmer. „Es sind aber bei Weitem nicht die Mengen, die wir vergangenes Jahr hatten.“Dafür seien dieses Jahr größere Stämme und Äste dabei, was er auf die teils starken Gewitterstürme zurückführt. Insgesamt täusche jedoch der Eindruck, dass momentan ungewöhnlich große Mengen angeschwemmt werden.
Das meiste Treibholz landet dennoch am bayerischen Teil des Bodenseeufers, weil der Wind hauptsächlich aus westlicher Richtung weht. Doch nicht alles bleibt gleich dort liegen.
Wie Norbert Fichtl erläutert, driftet das Holz bei ablandigem Wind häufig wieder auf den Bodensee hinaus. Sobald der Wind sich drehe und wieder anlandig wehe, können ganze Treibholzfelder – zumindest die Teile, die noch nicht an Land gespült wurden – von einem Uferabschnitt verschwinden und an eine andere Stelle getrieben werden.
Die Treibholzmengen variieren von Jahr zu Jahr. Im Durchschnitt hat das Wasserwirtschaftsamt in den vergangenen 30 Jahren laut Fichtl jährlich rund 8000 Kubikmeter abtransportiert. „In Tonnen ist das dann jeweils ein Drittel oder ein Viertel“, sagt er. „Das hängt davon ab, wie stark das Holz mit Wasser vollgesogen ist und wie viel Dreck dabei ist.“
Wie Stefan Fei von der Seemeisterstelle Lindau berichtet, wurden dieses Jahr bislang noch keine 1000 Kubikmeter Treibholz weggeräumt. Er teilt die Einschätzung, dass die Menge dieses Jahr recht durchschnittlich ist, dass aber aufgrund der Wetterlage laufend neues Treibholz angespült wird. „Wir haben keine
Norbert Fichtl, Wasserwirtschaftsamt Kempten ausgesprochen großen Felder, dafür verteilt sich das Treibholz diesmal eigentlich auf das ganze bayerische Ufer“, sagt er. Weil es sich um viele verschiedene Stellen handle, dauere es, bis das Holz überall eingesammelt sei. Momentan befinde sich das meiste Treibholz bei Bad Schachen und am Giebelbach, aber auch am Eichwaldbad und aus dem Hafen in Zech sei schon einiges weggeräumt worden.
Die Seemeisterstelle des Wasserwirtschaftsamts arbeitet im Sommer permanent daran, das Treibholz von den öffentlichen Seezugängen im Bereich des bayerischen Bodenseeufers zu entfernen. Laut Norbert Fichtl liegt der Hauptaugenmerk dabei auf den Uferabschnitten, die besonders beliebt sind. Weniger stark frequentierte Uferabschnitte werden später aufgeräumt.
Dazu ist ein spezielles Arbeitsboot im Einsatz. Die „Seekuh“, wie es im Volksmund genannt wird, ist mit einem Greifarm ausgestattet. Damit kann die Seemeisterei das Holz aus dem Wasser ziehen und die Last zum Ufer bringen. Dort wird das Holz in Container verfrachtet und mit Lastwagen abtransportiert.
„Wir reinigen keine privaten Strände“, sagt Stefan Fei. „Aber wenn die Besitzer ihr Treibholz bündeln, nehmen wir die größeren Stämme und Äste mit, bevor es wieder wegtreibt, und wir es woanders auflesen müssen.“In gewöhnlichen Jahren ist die „Seekuh“zwischen April und September im Treibholzeinsatz. Ihre Saison beginnt mit der Schneeschmelze, die den ersten großen Schwung anspült, später folgt das Holz, das nach starken Gewittern in den See gespült wird. Im Herbst kommt dann immer weniger Treibholz am bayerischen Bodenseeufer an.
„Dieses Jahr schwimmen bisher aber nirgends größere
Treibholzfelder.“