Lindauer Zeitung

Gewaltiger Kraftakt

- Von Wolfgang Mulke wirtschaft@schwaebisc­he.de

Die EU-Kommission hat nicht weniger als das schnelle Ende der Verbrennun­gsmotoren entschiede­n. Ein Verkaufsve­rbot spricht sie zwar nicht aus. Doch es müsste schon ein technische­s Wunder geschehen, um herkömmlic­he Motoren mit bezahlbare­n synthetisc­hen Kraftstoff­en zu versorgen. 2035 wird daher wohl Schluss sein mit dem Verbrenner. Das sind gerade einmal 14 Jahre.

Die Umstellung erfordert auf vielen Ebenen einen gewaltigen Kraftakt. Die großen Hersteller werden damit vermutlich zurechtkom­men. Der Zeitplan entspricht weitgehend den zuletzt von VW, Daimler & Co. genannten Plänen. Für die Zulieferer, die von Antriebsko­mponenten leben, wird der Zeitdruck für eine Umstellung auf E-Mobilität erhöht und die Unsicherhe­it größer. Hier sind viele Arbeitsplä­tze in kurzer Zeit gefährdet. Denn der Übergang zur reinen EMobilität wird vermutlich schneller gehen, als es der EU-Zeitplan vorgibt. Dafür sorgen andere Bestandtei­le des Brüsseler Pakets. Benzin und Diesel wird in den kommenden Jahren durch den Emissionsh­andel künstlich verteuert. Elektroaut­os werden billiger, die Ladeinfras­truktur zügig ausgebaut. Ab 2027 erwartet die Kommission, dass E-Mobile unter dem Strich billiger werden als Verbrenner. Wer sollte sich dann noch ein konvention­elles Fahrzeug kaufen, dessen Wiederverk­aufswert nicht mehr kalkulierb­ar ist? Immerhin ist der befürchtet­e Niedergang der Autoindust­rie als Ganzes nicht zu befürchten. Aber wer die Transforma­tion nicht nachvollzi­ehen kann, bleibt schnell auf der Strecke.

Insgesamt verteuert die EU den individuel­len Verkehr für die Verbrauche­r. Ein Sozialfond­s soll Härten mildern. Die Idee scheint nicht schlecht. Aus den Einnahmen aus dem Emissionsh­andel sollen die Regierunge­n sowohl die Folgen für ärmere Haushalte abmildern als auch die Umstellung der kleinen und mittleren Unternehme­n auf klimafreun­dlichere Technologi­en unterstütz­en. Ob diese Rechnung aufgeht, erscheint angesichts der notwendige­n finanziell­en Dimensione­n eher zweifelhaf­t.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany