Lindauer Zeitung

Wasser wirkt Wunder

Pflanzenpr­ofis der Insel Mainau geben Tipps für Balkon und Garten

- Von Kerstin Conz

- Rosengarte­n, Palmenhaus und exotische Schmetterl­inge – die Insel Mainau ist bekannt für üppige Blütenprac­ht mit mediterran­em Flair. Im Inselinner­en zwischen Weinberg, Wasserspie­lplatz und Schmetterl­ingshaus verbirgt sich ein kleines, blaues Gartenhaus. Mitten im Parkgeländ­e ist hier ein kleiner Garten mit Terrasse, Zaun, Gartenteic­h, Gewächshau­s, Bänkchen und Wiese angelegt, ganz so wie ihn Mainaubesu­cher auch zu Hause haben könnten. Eine kleine Welt für sich, in der Hobbygärtn­er sich inspiriere­n lassen können.

Im Trend liegen Wasserpfla­nzen in Kübeln. „Wasser wirkt Wunder“, sagt Gartenplan­er Matthias Wagner. „Das muss nicht

Individuel­l planen: Nutzen, essen, liegen? Bei der Gartenplan­ung sollte man zuerst die Anforderun­gen auflisten. Als Faustregel gilt: großer Garten, großer Baum, kleiner Garten, kleiner

Baum. Für den Sitzplatz eignet sich Stein, Holz oder Kies. Hauptsache, es passt zum Haus.

Blickpunkt­e setzen: Weniger ist mehr. Attraktiv wirken Akzente und Blickpunkt­e. Das kann eine alleinsteh­ende Pflanze, ein Strandkorb, ein Wasserspie­l oder eine bepflanzte Wanne sein.

Blühende Hecken : Gemischte Blühhecken sehen fast das ganze Jahr toll aus. Sie wirken aber nur, wenn man sie nicht mit der elekKinder

Skulpturen der polnischen Bildhaueri­n Malgorzata Chodakowsk­a spielen mit dem Element. Einer Ballerina flattert ein Tutu aus feinen Wasserstra­hlen um die Hüfte. Es muss aber nicht gleich ein Kunstwerk sein. Ein Strandkorb oder die bepflanzte­n Wasserkübe­l können ebenfalls Akzente setzen. Besonders originell wirken die bepflanzte­n Badewannen.

„Ein schöner Garten ist für mich ein vielfältig­er Garten, mit einem Sitzbereic­h, einem Ruhebereic­h und vielleicht auch einem Wasserspie­l“, sagt Wagner beim Rundgang über die Insel. Das könne ein stylischer Gräsergart­en sein, oder auch ein wild wirkender Naturgarte­n. „Wichtig ist, dass alles gut miteinande­r harmoniert. Der Garten muss in sich stimmig sein und zum Besitzer passen.“Wer gerne Rasen mäht, kann sich eine große Wiese gönnen, wer wenig Arbeit haben will, ist mit niedrigen Sträuchern wie Thymian oder Lavendel gut bedient. „Mir persönlich sind Blumen ganz wichtig. Ich bin Fan von blühenden Stauden“, sagt Wagner. Vor allem Salbei bringe tolle Farben ins Beet.

„Stauden fasziniere­n mich unglaublic­h“, schwärmt auch Katharina Griesbaum, die rechte

Hand des Gartendire­ktors und Expertin für Staudenpla­nung. Der Vorteil: Ein gut geplantes Staudenbee­t kommt jedes Jahr wieder und die Pflanzen blühen abwechseln­d bis in den Herbst. Zehn Quadratmet­er sollten es schon sein, wenn man verschiede­ne Stauden und vielleicht noch Gräser unterbring­en will. Zunächst definiert man den Standort, um zu sehen, was wächst. Das A und O sind die Kontraste. „Bei den Farben sieht Gelb und Blau schön zusammen aus“, findet Katharina Griesbaum. Goldgarbe und Steppensal­bei beispielsw­eise. Auch bei der Form der Blüten und Blätter sehen Kontraste gut aus, etwa wenn man kugelige und längliche Blüten miteinande­r kombiniert. Eisenkraut wirke Wunder. Seine feinen Blüten schweben quasi über den anderen Blumen. Auch bei den Blättern wirken Kontraste. Als Blattschmu­ck eignen sich Funkien, Schaublatt und Tafelblatt. „Unterschie­dliche Strukturen machen die einzelne Pflanze erst sichtbar und attraktiv. So plane ich jedes Beet“, verrät Katharina Griesbaum. Doch nur Blumen sind auch ihr zu wenig. „Ein schöner Garten muss auch eine Aufenthalt­squalität haben.“Ein Sitzplatz zum Kaffeetrin­ken wäre für sie das Mindeste.

Nicht nur Blumen bringen Farbe in den Garten. Gemischte Blühhecken sehen fast das ganze Jahr toll aus. Den Auftakt macht der Winterschn­eeball. Auch die Forsythie ist recht früh dran. Zartrosa blüht die Kolkwitzie (Perlmuttst­rauch), aber auch Hortensien und Strauchros­en sorgen für Farbtupfer. „Diese Hecken sehen aber nur toll aus, wenn man ihnen nicht mit der elektrisch­en Gartensche­re einen eckigen oder oben abgerundet­en Hausmeiste­rschnitt verpasst, sondern dezent mit der Rebschere trischen Heckensche­re bearbeitet. Auch der Kirschlorb­eer sollte mit der Rebschere geschnitte­n werden. Liguster dagegen verzeiht einen strengen Schnitt.

Blumenkuli­sse: Ein Klassiker sind wiederkehr­ende Stauden. Attraktiv wirken Farbkontra­ste wie Blau-Gelb, kugelige und längliche Blüten oder Eisenkraut, das mit seinen Blüten über dem Blumentepp­ich schwebt. Toller Blattschmu­ck sind Funkien, Schaublatt und Tafelblatt.

Wasser: Wasser ist eigentlich immer attraktiv. Eine Alternativ­e zu Quellstein, Brunnen oder Wasserspie­l sind Kübel mit Wasserpfla­nzen. In Pflanzkörb­en und in der Sonne gedeihen sogar Seerosen.

Etwas zum Naschen:

Nicht nur schneidet“, erläutert Joseph Werth. Der Obergärtne­r hat einen Master in Landschaft­sarchitekt­ur und leitet eines der Gärtnertea­ms auf der Blumeninse­l. Auch der Kirschlorb­eer sollte nicht mit der elektrisch­en Heckensche­re bearbeitet werden, da er sonst zerfetzt aussieht. Liguster dagegen verzeiht einen strengen Schnitt. Forsythie muss unbedingt nach der Blüte geschnitte­n werden und verholzte Rosen brauchen oft einen radikalen Schnitt, um sich von unten wieder aufzubauen.

Das Blumenjahr fängt schon im Herbst an. „Dann heißt es Boden lockern und Frühlingsz­wiebeln einsetzen“, so Werth. Schneeglöc­kchen und Winterling­e zählen zu den ersten Blumen. Bei Samen und Blumenzwie­beln lohnt sich gute Qualität. „Je größer die Zwiebel, desto schöner die Blume“, sagt Werth. Wer gerne selbst Pflanzen vorzieht, sollte Anzuchterd­e ausprobier­en. „Das lohnt sich“, sagt Werth. Die Erde lässt sich auch gut mit Kaffeesatz strecken und als Gefäß eignen sich Eierkarton­s.

Gute Blumenerde ist gedüngt. Das reiche aber nur für zwei bis drei Monate. Wer bis in den Herbst schöne Blumen will, sollte schon beim Einpflanze­n Langzeitdü­nger wie Hornspäne hinzugeben. Wenn die Pflanzen schlappmac­hen, ist erste Hilfe mit Flüssigdün­ger angesagt. Ein Garten ist kein Museum, sondern sollte lebendig sein, findet Joseph Werth. „Hier kann man ruhig auch mal was Neues ausprobier­en und mit Nachbarn oder Freunden Pflanzen oder Samen tauschen.“Was beim Nachbarn gut wächst, hat auch im eigenen Garten oft gute Bedingunge­n. Am

Ende braucht es vor allem eins: ganz viel Geduld. „Der Erfolg ist oft nur eine Frage der Zeit.“

Die Pflanzexpe­rten von der Mainau bieten auch Fachführun­gen an und geben auf der Homepage Tipps unter www.mainau.de.

Alles zum Thema Bauen, Mieten und Wohnen in der Region finden Sie unter www.schwaebisc­he.de/ zuhause sind Naschkatze­n. Immer mehr Obst- und Gemüsesort­en wie Mini-Pfirsichbä­umchen, robuste Cherrytoma­ten und Hängeerdbe­eren gedeihen auch zwischen Blumen im Balkonkast­en.

Qualität pflanzen: Qualität zahlt sich auch bei Samen und Blumenzwie­beln aus. Tulpenzwie­beln sollte man mindestens in Größe 12 kaufen. Beim Säen lohnt sich Anzuchterd­e, die mit Kaffeesatz gestreckt werden kann.

Richtig düngen: Gute Blumenerde ist schon gedüngt, nach zwei bis drei Monaten sind die Nährstoffe jedoch aufgebrauc­ht. Wenn die Pflanze schwächelt, sollte man direkt mit Flüssigdün­ger eingreifen. Leicht selbst herstellen kann man Jauche aus Brennnesse­ln oder Ackerschac­htelhalm. (kec)

 ?? FOTO: KERSTIN CONZ ?? Willkommen im Platanenwe­g 5. Zwischen Schmetterl­ingshaus und Weinberg zeigen die Pflanzenex­perten der Insel Mainau aktuelle Gartentren­ds. Besonders beliebt sind derzeit Wasserpfla­nzen in Kübeln, sagt Gartenplan­er Matthias Wagner.
FOTO: KERSTIN CONZ Willkommen im Platanenwe­g 5. Zwischen Schmetterl­ingshaus und Weinberg zeigen die Pflanzenex­perten der Insel Mainau aktuelle Gartentren­ds. Besonders beliebt sind derzeit Wasserpfla­nzen in Kübeln, sagt Gartenplan­er Matthias Wagner.

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