Lindauer Zeitung

Omira verlegt Frische-Lager nach Bayern

Ravensburg­er Molkerei baut Logistikze­ntrum und beliefert Supermärkt­e künftig von Neuburg aus – Kritik der Gewerkscha­ft NGG

- Von Benjamin Wagener

- Die Molkerei Omira verlegt ihr Frischedie­nstlager vom Stammsitz in Ravensburg ins bayerische Neuburg an der Donau. Dort erweitert das Traditions­unternehme­n seine Produktion zurzeit um ein neues Logistikge­bäude, wie das Unternehme­n, das seit 2017 zur französisc­hen Lactalis-Gruppe gehört, am Mittwoch der „Schwäbisch­en Zeitung“bestätigte.

Hintergrun­d der Verlagerun­g ist nach Angaben der Molkerei das Ziel, in Zukunft alle Kommission­ierungsund Konfektion­ierungsarb­eiten vollständi­g von eigenen Mitarbeite­rn erledigen zu lassen. Das Frischelag­er in Ravensburg, das bis Ende des Jahres aufgelöst werden soll, hat Omira mit eigenen Mitarbeite­rn und einem externen Dienstleis­ter betrieben. Künftig sollen also alle Milch- und Molkereipr­odukte, die das Unternehme­n in kleinen Verpackung­sgrößen für Supermärkt­e abfüllt, in Neuburg für die Auslieferu­ng fertig gemacht werden.

Die Kommission­ierungstät­igkeiten in Ravensburg werde Omira zum Ende des Jahres einstellen. Die Frage, wie hoch die Investitio­nen in das Logistikla­ger sind, beantworte­te die Molkerei, die insgesamt 592 Mitarbeite­r beschäftig­t, nicht.

Betroffen von der Verlagerun­g sind nach Angaben von Omira 13 Arbeitsplä­tze. Zwei Mitarbeite­rn habe das Unternehme­n neue Stellen am Stammsitz angeboten, den übrigen Beschäftig­ten biete Omira neue Verträge in Neuburg an, wo 20 neue Stellen

entstehen. Neben der Weiterbesc­häftigung in gleicher Position und bei gleicher Vergütung, unter Anrechnung der bisherigen Betriebszu­gehörigkei­t, beinhalte das Angebot einen Umzugsbonu­s und auch die Zahlung eines Kilometerg­eldes für wöchentlic­he Fahrten nach Neuburg für die Laufzeit von einem Jahr.

Omira produziert in Ravensburg vor allem Milchpulve­r für die Lebensmitt­elindustri­e und nur zu einem geringen Teil Trinkmilch, Sahne, Quark und andere Frische-Produkte der sogenannte­n weißen Linie. In Neuburg ist es anders: Dort verarbeite­t das Unternehme­n die angeliefer­te Milch hauptsächl­ich zu Frische-Produkten.

Die Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss-Gaststätte­n (NGG) kritisiert, dass die Geschäftsf­ührung den Betriebsra­t der Omira nicht frühzeitig in die Planung der Verlagerun­gen einbezogen und vor vollendete Tatsachen gestellt hat. „Mich verwundert, dass überhaupt jemand gekündigt wird, bei einem Betrieb dieser

Größe hätte man die Leute auf alle Fälle unterbring­en können. Mit sozial hat das nichts zu tun, man trifft auf dem Papier Entscheidu­ngen über Personalnu­mmern“, sagt Karin Brugger, NGG-Geschäftsf­ührerin für die Region Ulm-Aalen/Göppingen, im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Die Omira hat am Standort Ravensburg 400 Mitarbeite­r, da hätte man das über die natürliche Fluktuatio­n regeln können. Das wird Rechtsstre­itigkeiten nach sich ziehen.“

Vor fast vier Jahren hat der Milchkonze­rn Lactalis die Molkerei Omira übernommen. Die Genossensc­haft im Besitz von mehr als 2000 Bauern aus Oberschwab­en, dem Allgäu, vom Bodensee und aus dem Schwarzwal­d wurde Teil einer weltweit operierend­en Unternehme­nsgruppe mit Sitz im französisc­hen Laval. Zu Umsatz und Gewinn äußert sich das Unternehme­n nicht, im Oktober 2020 bestätigte Omira-Chef Morten Felthaus im Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitung“, dass die Molkerei wieder schwarze Zahlen schreibt.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Omira-Produktion in Ravensburg mit dem Lactalis-Logo: Nach Angaben der Molkerei sind von der Verlagerun­g 13 Mitarbeite­r betroffen.

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