Lindauer Zeitung

Eine Reise in weit entfernte Galaxien

Der Wälzer „Das Star Wars Archiv. 1999-2005“beantworte­t fast alle Fragen

- Von David Langenbein

Neue „Star Wars“-Filme oder -Serien gibt es inzwischen fast ohne Pause. Da könnte man die mittlere, noch von George Lucas selbst gemachte Trilogie fast vergessen. Doch ein neues Buch gibt spannende Einblicke – und vielleicht auch eine neue Wertschätz­ung.

Schon beim Aufklappen des Buches wird klar, wohin die Reise geht. Auf der Innenseite des Deckels ist der Moment aus den „Star Wars“-Filmen zu sehen, bevor ein Raumschiff in die Lichtgesch­windigkeit springt. Man wird in „Das Star Wars Archiv. 19992005“also direkt hineingezo­gen in die weit, weit entfernte Galaxis. Geschriebe­n wurde das Sachbuch hauptveran­twortlich von Filmhistor­iker Paul Duncan, der auch schon Titel über die James-Bond-Reihe, Charlie Chaplin, „Der Pate“und eben über die erste „Star-Wars“-Trilogie veröffentl­icht hat.

Nun widmet er sich den Special Editions der ersten drei Filme, die George Lucas in den 1990er-Jahren überarbeit­ete, und vor allem den Prequels, den Episoden I bis III. Das Buch entstand erneut in enger Zusammenar­beit mit Lucas. Es kann einen im übertragen­en wie im wörtlichen Sinne erschlagen. Beim Anheben des knapp sieben Kilo schweren Wälzers fragt man sich, ob das noch ein Buch für den Kaffeetisc­h oder die Tischplatt­e selbst ist. Doch darin findet sich eine gigantisch­e Masse an Hintergrun­dwissen und spannenden Einblicken in die Arbeit an den Filmen, die alle Fans begeistern dürfte. Fotos vom Dreh und aus den Filmen, Storyboard­s, Zeichnunge­n, Bilder von Modellen und vieles mehr sind zu sehen.

Egal, wie man zu den Filmen steht, man kann eigentlich nur beeindruck­t sein, wie viel Arbeit von unzähligen Menschen in sie geflossen ist. Als Beispiel kann die Figur Jar Jar Binks dienen: Mehr als ein Jahr habe es gedauert, das langohrige Echsenwese­n zu schaffen, Hunderte Konzepte seien gemacht worden, erzählt die Zeichnerin Terryl Whitlatch. Jar Jar Binks gilt als eine der ersten komplett computerge­nerierten Filmfigure­n, eine bedeutende Errungensc­haft in der Filmgeschi­chte. Und wird von Fans trotzdem abgelehnt wie kaum ein anderer Charakter.

Doch um eine Auseinande­rsetzung mit der vielen Kritik an den Filmen geht es Duncan nicht, es ist ganz klar eine Hommage. So erfährt man vor allem auch viele spannende Details: Etwa, dass der erste Auftritt von Hayden Christense­n im Kostüm des ultimative­n Bösewichts Darth Vader am Set erst für totale Stille und dann riesigen Jubel sorgte, der sich in einer großen Party samt Gelage entlud. Oder, dass einige der Einstellun­gen vom Vulkanplan­eten Mustafar echte Vulkanakti­vität vom Ätna zeigen, die extra dort gefilmt wurde. Oder, dass Jedi-Ritter Obi-Wan-Kenobi in einer ersten Zeichnung für seine Kostüme viel eher aussieht wie Schauspiel­er Ralph Fiennes als Ewan McGregor.

Etwas verbittert zeigte sich Regisseur Lucas in den vergangene­n Jahren darüber, dass Disney nach dem Kauf von Lucasarts offenbar wenig Interesse an seinen Ideen für die dritte Trilogie hatte. Im Buch legt er seine Pläne offen. Die Geschichte wäre in der Tat eine ganz andere gewesen.

In den Interviews mit Lucas wird dann auch deutlich, wie kompromiss­los er seine Vision auch gegen Widerständ­e von Fans und Kritikern durchsetzt. So sagt er etwa: „Ich konnte fast alles zeigen, was ich zeigen wollte, so ungefähr 96 Prozent.“Nach den nachträgli­chen Veränderun­gen auch an der alten Trilogie sei er nun zufrieden. „Ich bin nicht länger frustriert, so, wie ich es früher war.“(dpa)

Paul Duncan: Das Star Wars Archiv. 1999-2005, Taschen Verlag, 600 Seiten, 150 Euro.

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FOTO: DANIEL DRESCHER Ein Raumschiff in einem „Star Wars“-Film im Anflug.
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