Lindauer Zeitung

So soll es für Motorräder weitergehe­n

Neue Parkplätze Auf dem Wall lassen auf sich warten – Entscheidu­ng über Parkgebühr­en

- Von Emanuel Hege

- Im Stadtrat wird weiterhin über die Zweiräder diskutiert: Warum Motorradfa­hrer auch in Zukunft keine Parkschein­e lösen müssen und E-Roller nicht bevorzugt werden.

Zur Vorgeschic­hte: Früher gab es rund 20 Motorradst­ellplätze auf der Hinteren Insel, 31 weitere entlang der Zwanziger Straße gegenüber dem heutigen Insel-Parkhaus. Diese Parkplätze seien meistens voll geparkt gewesen, erinnert sich Stadtsprec­her Jürgen Widmer. Das änderte sich mit dem Umbau der Zwanziger Straße 2019 – die Gehwege wurden breiter und die Motorradpl­ätze verschwand­en. Weil auch noch die Stellplätz­e auf der Hinteren Insel wegen der Gartenscha­u weggefalle­n sind, wird im Stadtrat seit Jahren diskutiert, wo und wie man diese auffangen kann.

Es gehe schließlic­h nicht nur um Touristen, die mit dem Motorrad kommen, sondern auch um die Lindauer Jugend, der man es leicht machen wolle, mit ihren Rollern und Mopeds einen Parkplatz zu bekommen, so die Ansicht vieler Stadträte. Außerdem warnte beispielsw­eise SPD-Rat Uli Gebhard vor einem „Wildwuchs“an Motorrad-Parkerei, sollte es kein gutes Parkangebo­t geben.

Verschiede­ne Ideen sind im Lauf der Zeit diskutiert und wieder verworfen worden, ob nun unter den Bäumen vor dem neuen Inselhalle­nParkhaus, an alter Stelle oder am

Bahnhofspl­atz vor der ehemaligen Hauptpost. Zwischenze­itlich mussten auch die Ersatzpark­plätze am Milchpilz aufgelöst werden, weil der Lärm der an- und abfahrende­n Maschinen die Bewohner des Seniorenhe­ims um den Schlaf brachte. Letztendli­ch entschied der Stadtrat im November des vergangene­n Jahres, die Parkplätze Auf dem Wall von bisher acht auf 21 aufzustock­en. Dort werden die bisherigen Motorradst­ellplätze gut angenommen, sagt Jürgen Widmer.

Seit der Entscheidu­ng ist jedoch nichts passiert. Zunächst habe die Stadt noch die immissions­schutzrech­tliche Überprüfun­g des Landratsam­tes abgewartet, erklärt Jürgen Widmer auf Nachfrage der LZ. Diese habe während der Wintermona­te keine Priorität gehabt. Der mit der Umsetzung beauftragt­e Bauhof sei zuletzt wiederum erheblich mit Arbeiten für die Gartenscha­u und die Chagall-Ausstellun­g eingebunde­n gewesen, so Widmer. Er versichert, dass die 13 neuen Parkplätze bald entstehen. Für einige Stadträte ist aber auch das nicht genug. Jürgen Müller (LI) hat bereits wieder vorgeschla­gen, nach der Sommerpaus­e noch einmal die Idee der Motorradpa­rkplätze neben der Inselhalle auf die Tagesordnu­ng zu nehmen.

Die jahrelange Diskussion um neue Stellplätz­e hat in der letzten Stadtratss­itzung eine neue Frage aufkommen lassen: Sollen Motorradun­d Rollerfahr­er für das Parken zahlen? Ja, sagte die Bunte Liste (BL) und schlug vor, von Zweiradfah­rern die gleichen Parkgebühr­en wie von Autofahrer zu verlangen. Das sei grundsätzl­ich möglich, so die Argumentat­ion der BL. Außerdem könne man durch die Tarife bewirken, dass Motorradfa­hrer nicht auf die Insel fahren, sondern außerhalb parken. Dadurch verringere sich der Verkehr und der Lärm – außerdem die CO2Emissio­n, die laut BL vergleichb­ar mit der eines Autos ist.

Es sei doch eindeutig, dass Parkgebühr­en für Motorräder unüblich sind, argumentie­rte Günther Brombeiß (FB) gegen den Vorstoß der BL in der Stadtratss­itzung. „Besucher werden nicht darauf vorbereite­t sein und keine Halterung haben.“Außerdem seien Parkgebühr­en doch gerade eine Belastung für die einheimisc­hen Jugendlich­en mit ihren Rollern, das wolle Brombeiß verhindern. In Ravensburg oder Kempten werde so etwas doch auch nicht gemacht, ergänzte Jürgen Müller (LI). „Man muss auch sehen, dass Rollerfahr­er die Insel vom PKW-Verkehr entlasten können.“Ein weiteres Argument gegen Motorrad-Parkschein­e: Bei einer Gebühr würde es sich für die Motorradfa­hrer nicht lohnen, ihre Maschinen auf die ausgewiese­nen Parkplätze zu stellen, und sie könnten beginnen, wild umher zu parken.

Polizeiche­f Thomas Steur warnte außerdem davor, dass Parkschein­e für Motorräder der Polizei viel Arbeit machen würden. Da diese außen am Motorrad befestigt werden müssten, könnten diese geklaut werden oder fliegen davon. Erfahrungs­gemäß würden sich diese Menschen dann bei der Polizei melden. Parkschein­e seien doch aus einer alten, analogen Welt, warf Matthias Kaiser von der Bunten Liste ein. Dann brauche es eben eine digitale Lösung, mit der man die Motorradfa­hrer zur Kasse bittet. Am Ende der Diskussion entschied sich der Stadtrat mit großer Mehrheit gegen Parkgebühr­en für Motorräder.

Auch der Hauptaussc­huss beschäftig­te sich vergangene Woche wieder mit Motorrad- und Rollerstel­lplätze. Die Idee, die durch die IHK und andere Interessen­vertreter in die Stadtpolit­ik getragen wurde: Elektrisch betriebene Roller sollen bevorzugt behandelt werden und am Insel-Bahnhof parken dürfen. Schließlic­h machen diese wenig Lärm und stoßen kein CO aus. Grundsätzl­ich eine gute Idee findet auch OB Claudia Alfons – aber nicht umsetzbar. Zwar gibt es ein Gesetz zur Bevorrecht­igung von ElektroFah­rzeugen, allerdings gilt dieses nicht für Mofas, Roller oder Mopeds.

Der Hauptaussc­huss lehnte mit zwei Gegenstimm­en die Parkplätze für E-Roller am Bahnhof ab, das Thema sei damit aber nicht vom Tisch, so Alfons. Sie wolle beim nächsten Städte- und Gemeindeta­g die Gesetzesla­ge ansprechen. Sie könne sich vorstellen, dass andere Gemeinden auch gerne E-Roller bevorzugen würden und man eine neue Regelung auf den Weg bringen könnte.

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FOTO: EMANUEL HEGE Auf dem Wall sollen die Stellplätz­e von 13 auf 21 erweitert werden. Parkschein­e müssen die Fahrer dort aber nicht ziehen.

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