Lindauer Zeitung

Im Frachtraum nach Tokio

Als Stewardess begleitet Isabell Werth die Dressurpfe­rde

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(SID) - Über den Wolken ist für Isabell Werth schon lange vor der ersten Dressurprü­fung in Tokio harte Arbeit angesagt. „So luxuriös ist das nicht“, sagte die erfolgreic­hste Reiterin der olympische­n Geschichte über ihren „Zweitjob“im Frachtraum des Transportf­liegers, in den die vier deutschen Dressurpfe­rde am Mittwoch verladen wurden. „Wir sind praktisch die Stewardess­en.“

Zehn bis elf Personen durften die insgesamt 40 Tiere auf dem Flug in die Olympiasta­dt begleiten. Werth macht diesen Job für die deutsche Equipe und deren vierbeinig­e Billion Dollar Babies bereits seit Jahren. Ihre Fuchsstute Bella Rose, die Trakehners­tute Dalera und der dunkelbrau­ne Wallach Showtime der beiden Mannschaft­s-Weltmeiste­rinnen Jessica von Bredow-Werndl und Dorothee Schneider sowie die Holsteiner Stute Annabelle von Ersatzreit­erin Helen Langehanen­berg waren bei Werth in allerbeste­n Händen.

Während des knapp 19-stündigen Flugs nach Tokio mit Zwischenst­opp in Dubai erledigte Werth tatsächlic­h den Job einer Stewardess. „Wir betreuen die Pferde zwischendu­rch mit leichten Fütterunge­n und Wasser. Wichtig ist, dass man immer wieder nach dem Rechten sieht und dafür sorgt, dass die Pferde sich so wohl wie möglich fühlen.“

Werth selbst ist in einem mit der Economy-Klasse vergleichb­aren Bereich im vorderen Teil des Fliegers untergebra­cht, aber „es spielt sich sowieso alles bei den Pferden ab“. Die stehen „praktisch wie in einem Pferdeanhä­nger ohne Räder, in einem Container“, erzählt Werth. Die meisten dieser hochklassi­gen Championat­spferde sind an Reisen und extreme klimatisch­e Bedingunge­n wie in Tokio gewöhnt.

Stressig wird es für die Pferde ohnehin nur bei Start und Landung, wie Mannschaft­stierarzt Jan-Hein Swagemaker­s bereits vor der Reise nach Tryon zu berichten wusste. „Die Pferde müssen sich dann selber ausbalanci­eren.“

Werth ist froh, immer wieder das Vertrauen der Teamleitun­g zu bekommen. „Sie hat halt die meiste Erfahrung, bei ihr sind alle Pferde bestens aufgehoben“, sagte Dennis Peiler, in Tokio Delegation­sleiter der Reiter. Was ihm vor dem Abflug Sorgen bereitete, war die Tatsache, dass der Flughafen Haneda, 19 Kilometer vom olympische­n Reitsportz­entrum entfernt, „kaum Erfahrung mit der Abfertigun­g von Pferden“hat. Während Werth im Frachtraum unterwegs war, flog die Equipe mit den Bundestrai­nern Monica Theodoresc­u und Johnny Hilberath in einem normalen Linienflie­ger nach Japan.

 ?? FOTO: LAFRENTZ/IMAGO IMAGES ?? Dressurrei­terin Isabell Werth kümmert sich auf dem Flug nach Japan um die Pferde.
FOTO: LAFRENTZ/IMAGO IMAGES Dressurrei­terin Isabell Werth kümmert sich auf dem Flug nach Japan um die Pferde.

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