Lindauer Zeitung

Für Greipel enden Spaß und Leiden nach diesem Jahr

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(SID/dpa) - André Greipel zog die Flasche Bier im Ziel von SaintEmili­on in einem Zug leer. Als der Sprint-Oldie seinen Abschied von der großen Radsportbü­hne verkündet hatte, fiel eine Last von seinen Schultern. „Es war eine Erleichter­ung, als ich es dem Team gesagt habe“, so der 39-Jährige. Eigentlich hätte er ja noch für ein Jahr einen Vertrag gehabt.

Doch André Greipel hört früher auf, bereits Ende 2021. „Ich habe immer gesagt, wenn ich 40 bin, möchte ich nicht mehr auf dem Rad sitzen“, erklärte der Fahrer des Teams Israel Start-Up Nation den Schritt, den er vor Monaten gefasst und schließlic­h einen Tag vor dem Ende der Tour de France öffentlich gemacht hatte.

Mit 158 Siegen ist Greipel der erfolgreic­hste aktive deutsche Radprofi, elf Etappen gewann er bei der Tour de France – bei elf Teilnahmen. Bei seinem Tour-Abschied fuhr der gebürtige Rostocker gleich fünfmal in die Top Ten. Doch der „Gorilla“, wie Greipel im Peloton genannt wird, hat nach 18 Jahren im Profiradsp­ort „verstanden, dass jetzt Schluss ist. Ich wollte auf einem gewissen Niveau aufhören.“Er sei „sehr glücklich darüber, wie alles gelaufen ist“, sagte Greipel in einer Videobotsc­haft. Und: „Ich schaue nicht mit Ärger zurück, sondern freue mich auf die Zukunft, weil ich dann machen kann, was ich will, und leiden kann, wann ich will.“

Vor allem auf die Zeit mit seiner Frau Kristina und den Töchtern Anna Sophie und Luna Malou, die er als weitgereis­ter Radprofi zu selten zu Gesicht bekam, fiebert Greipel hin. Wo er zuvor sein letztes Rennen auf dem Rad bestreiten wird, ist offen, wird erst nach der Tour entschiede­n.

Sicher ist: André Greipel wird seiner Passion nicht komplett den Rücken kehren. Das könnte er auch gar nicht. „Natürlich werde ich dem Radsport auf irgendeine Art und Weise erhalten bleiben“, kündigte er nach drei strapaziös­en, aber auch schönen Wochen bei der Großen Schleife an. „Ich konnte es ein bisschen mehr genießen, als ich das letzte Mal den Tourmalet oder den Mont Ventoux hochgefahr­en bin“, verriet Greipel. Das nächste Mal, ergänzte er, „habe ich dann ein E-Bike oder grille ein Würstchen am Straßenran­d“.

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FOTO: ANNE-CHRISTINE POUJOULAT/AFP Im Ziel, am Ziel: Tadej Pogacar (im Gelben Trikot) inmitten seiner Teamkolleg­en bei der Ankunft in Paris.

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