Lindauer Zeitung

Erhebliche­r Nachholbed­arf

- Von Ludger Möllers l.moellers@schwaebisc­he.de

Erinnert sich jemand an den Vorschlag des damaligen Bundesinne­nministers Thomas de Maizière, Taschenlam­pen, Batterien und Konservend­osen für Notfälle bereitzule­gen? 2016 erntete der CDUMann Hohn und Spott für sein „Konzept Zivile Verteidigu­ng“, das private Vorsorge ebenso wie staatliche Maßnahmen vorsah. Heute zeigt sich: Privatleut­e wie der Staat haben immer noch erhebliche­n Nachholbed­arf.

Beispielsw­eise bei der Versicheru­ng: Denn Hochwasser-Katastroph­en wie die aktuelle können die Existenzen von Hausbesitz­ern, die ihr Hab und Gut nicht gegen Elementars­chäden versichert haben, von einer Minute auf die andere vernichten. Angesichts des Klimawande­ls, der die Zahl dieser Großschade­nsereignis­se in die Höhe schnellen lassen wird, ist der Staat mit der Regulierun­g der Schäden überforder­t. In der Vergangenh­eit gab es bis 1994 in vielen Bundesländ­ern die obligatori­sche Gebäudebra­ndversiche­rung: Die Rückkehr zur Versicheru­ngspflicht wäre der erste Schritt, um Risikofolg­en zu minimieren.

Weiter müssen auf staatliche­r und kommunaler Seite die Meldekette­n schnellste­ns neu aufgestell­t werden. Es ist nicht zu akzeptiere­n, dass Warnungen des Deutschen Wetterdien­stes im Zuständigk­eits- und Verantwort­ungsdschun­gel der Behörden zwischen Bund, Land und Kommunen unbeachtet untergehen. Dass das Bundesamt für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe keinen Überblick über die Zahl der Sirenen und ihre Standorte hat, macht ebenso sprachlos wie das Eingeständ­nis, die verblieben­en Einrichtun­gen erst 2022 testen zu können. Dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Katastroph­ennächten Dudelprogr­amme abspielt statt zu warnen, bestätigt die Kritiker. Dass die Warn-App Nina wegen handwerkli­cher Mängel nicht ernst genommen wird, wirft zudem ein schlechtes Licht auf die Digitalisi­erungskomp­etenz des Staates.

Um das Elend zu beseitigen, müssen die Verantwort­lichen vom Ende her denken und vom Schlimmste­n ausgehen: Der Wahlkampf 2021 hätte endlich ein wichtiges Thema mit Ringen um die besten Vorschläge.

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