Lindauer Zeitung

Schienen und Straßen sollen schnell wieder nutzbar sein

Verkehrsmi­nister Scheuer kündigt Task Force für Infrastruk­tur an – Planung und Bau müssen sich ändern

- Von Dorothee Torebko

- Kaputte Straßen, verschlamm­te Schienenwe­ge, bröckelige Brücken: In den Hochwasser­gebieten in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und nun auch in Sachsen und Bayern wurde die Infrastruk­tur teilweise völlig zerstört. Doch gerade für die Versorgung der Bevölkerun­g sind funktionie­rende Straßen und Schienenwe­ge essentiell. Nun hat Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) eine Task Force angekündig­t, die sich um den Aufbau der Infrastruk­tur kümmern soll. Wie schnell kann sie wieder aufgebaut werden? Und müssen Ingenieure künftig anders planen?

„Die Schienenin­frastruktu­r kann schneller wieder ans Netz gehen als Straßen aufgebaut werden“, sagt Markus Hecht. Er ist Leiter des Fachgebiet­s Schienenfa­hrzeuge am Institut für Land- und Seeverkehr der Technische­n Universitä­t Berlin. Damit die Regional- und Güterzüge wieder über die Schienen fahren können, sind zwei Maßnahmen notwendig. Zum einen müsse der Untergrund unter den Gleisen entwässert werden, damit er tragfähig ist. Das dauere wenige Stunden, wenn das Wasser abgelaufen ist oder abgepumpt wurde. Zum anderen müssen dort, wo die Brücken weggerisse­n wurden, Behelfsbrü­cken gebaut werden. „Wenn die Fundamente noch tragfähig sind, dauert das ein bis zwei Tage“, erläutert Hecht.

Damit es zügig vorangeht, hat Verkehrsmi­nister Scheuer Hilfe zugesagt. Hierzu arbeiten Deutsche Bahn, die bundeseige­ne Autobahnge­sellschaft und Mobilfunkb­etreiber zusammen. Am Geld für die Maßnahmen solle es nicht mangeln, kündigte Scheuer an.

Nicht nur schnelle Hilfe ist jetzt gefragt. Auch künftig muss sich das Planen und Bauen der Infrastruk­tur verändern, sind sich Forscher einig. „Die Wissenscha­ft warnt schon lange davor, dass man den Klimawande­l in das Planen und Bauen von Straßen und Schienen einbeziehe­n muss“, sagt Stephan Freudenste­in. Er ist Professor für Verkehrswe­gebau an der Technische­n Universitä­t München und forscht zur konstrukti­ven Gestaltung von Straßen- und Eisenbahno­berbausyst­emen.

Seiner Einschätzu­ng nach müsste künftig noch mehr in die Pflege der Vegetation entlang der Schienen und Straßen investiert werden. Diese seien besonders bei starken Winden gefährdet, was zu Streckensp­errungen

führen könne. Zwar investiert­e die Bahn in den vergangene­n Jahren 125 Millionen Euro jährlich, um Sturmschäd­en vorzubeuge­n. Doch: „Der Klimawande­l wird es erforderli­ch machen, dass wir noch mehr daran arbeiten müssen, die Infrastruk­tur krisenfest­er zu machen“, erläutert der TU-Forscher aus München.

Bei extremen Fluten wie in NRW und Rheinland-Pfalz seien den Aufgabentr­ägern die Hände gebunden. Präventiv könnte man allerdings bei kleineren Regenfälle­n und Stürmen aktiv werden. „Man könnte etwa die Entwässeru­ng der Schienen und Straßen großzügige­r gestalten und die Infrastruk­tur intensivie­rt instand halten“, sagt Freudenste­in.

Insgesamt sieht der Wissenscha­ftler Deutschlan­d im internatio­nalen Vergleich gut aufgestell­t. „In den vergangene­n zehn Jahren wurde die Bitte der Wissenscha­ft erhört und viel in die Infrastruk­tur investiert. Daher ist sie auf einem sehr hohen Niveau“, sagt der Münchner.

 ?? FOTO: HANNES P. ALBERT/IMAGO IMAGES ?? Hier rollt kein Zug mehr: zerstörte Eisenbahnb­rücke im Landkreis Ahrweiler.
FOTO: HANNES P. ALBERT/IMAGO IMAGES Hier rollt kein Zug mehr: zerstörte Eisenbahnb­rücke im Landkreis Ahrweiler.

Newspapers in German

Newspapers from Germany