Schienen und Straßen sollen schnell wieder nutzbar sein
Verkehrsminister Scheuer kündigt Task Force für Infrastruktur an – Planung und Bau müssen sich ändern
- Kaputte Straßen, verschlammte Schienenwege, bröckelige Brücken: In den Hochwassergebieten in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und nun auch in Sachsen und Bayern wurde die Infrastruktur teilweise völlig zerstört. Doch gerade für die Versorgung der Bevölkerung sind funktionierende Straßen und Schienenwege essentiell. Nun hat Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) eine Task Force angekündigt, die sich um den Aufbau der Infrastruktur kümmern soll. Wie schnell kann sie wieder aufgebaut werden? Und müssen Ingenieure künftig anders planen?
„Die Schieneninfrastruktur kann schneller wieder ans Netz gehen als Straßen aufgebaut werden“, sagt Markus Hecht. Er ist Leiter des Fachgebiets Schienenfahrzeuge am Institut für Land- und Seeverkehr der Technischen Universität Berlin. Damit die Regional- und Güterzüge wieder über die Schienen fahren können, sind zwei Maßnahmen notwendig. Zum einen müsse der Untergrund unter den Gleisen entwässert werden, damit er tragfähig ist. Das dauere wenige Stunden, wenn das Wasser abgelaufen ist oder abgepumpt wurde. Zum anderen müssen dort, wo die Brücken weggerissen wurden, Behelfsbrücken gebaut werden. „Wenn die Fundamente noch tragfähig sind, dauert das ein bis zwei Tage“, erläutert Hecht.
Damit es zügig vorangeht, hat Verkehrsminister Scheuer Hilfe zugesagt. Hierzu arbeiten Deutsche Bahn, die bundeseigene Autobahngesellschaft und Mobilfunkbetreiber zusammen. Am Geld für die Maßnahmen solle es nicht mangeln, kündigte Scheuer an.
Nicht nur schnelle Hilfe ist jetzt gefragt. Auch künftig muss sich das Planen und Bauen der Infrastruktur verändern, sind sich Forscher einig. „Die Wissenschaft warnt schon lange davor, dass man den Klimawandel in das Planen und Bauen von Straßen und Schienen einbeziehen muss“, sagt Stephan Freudenstein. Er ist Professor für Verkehrswegebau an der Technischen Universität München und forscht zur konstruktiven Gestaltung von Straßen- und Eisenbahnoberbausystemen.
Seiner Einschätzung nach müsste künftig noch mehr in die Pflege der Vegetation entlang der Schienen und Straßen investiert werden. Diese seien besonders bei starken Winden gefährdet, was zu Streckensperrungen
führen könne. Zwar investierte die Bahn in den vergangenen Jahren 125 Millionen Euro jährlich, um Sturmschäden vorzubeugen. Doch: „Der Klimawandel wird es erforderlich machen, dass wir noch mehr daran arbeiten müssen, die Infrastruktur krisenfester zu machen“, erläutert der TU-Forscher aus München.
Bei extremen Fluten wie in NRW und Rheinland-Pfalz seien den Aufgabenträgern die Hände gebunden. Präventiv könnte man allerdings bei kleineren Regenfällen und Stürmen aktiv werden. „Man könnte etwa die Entwässerung der Schienen und Straßen großzügiger gestalten und die Infrastruktur intensiviert instand halten“, sagt Freudenstein.
Insgesamt sieht der Wissenschaftler Deutschland im internationalen Vergleich gut aufgestellt. „In den vergangenen zehn Jahren wurde die Bitte der Wissenschaft erhört und viel in die Infrastruktur investiert. Daher ist sie auf einem sehr hohen Niveau“, sagt der Münchner.