Lindauer Zeitung

Keltisches Erbe rückt im Südwesten in den Fokus

Arbeit an Welterbe-Titel für Heuneburg läuft auf Hochtouren – Neue Kelten-Ausstellun­g in Konstanz

- Von Kara Ballarin

- Druiden, Menschenop­fer, Geisterwes­en: Die Kelten beflügeln die Fantasie – und inzwischen auch die Politik im Land. Das keltische Erbe im Südwesten ist in den Fokus gerückt. Maßgeblich habe dazu die Heuneburg bei Herberting­en im Kreis Sigmaringe­n beigetrage­n, sagte Claus Wolf, Präsident des Landesamte­s für Denkmalpfl­ege, am Dienstag in Stuttgart. Noch sei es ein steiniger Weg, bis diese zum UnescoWelt­erbe erklärt werde – wenn überhaupt. Mit der Ausstellun­g „Magisches Land – Kult der Kelten in Baden-Württember­g“will das Archäologi­sche Landesmuse­um in Konstanz erstmals das Leben der antiken Volksgrupp­en hier erlebbar machen.

Seit 2019 verfolgt das Land BadenWürtt­emberg eine Strategie, um die keltische Vergangenh­eit im Land sichtbar zu machen. Dreh- und Angelpunkt dieser millionens­chweren Keltenkonz­eption ist die Heuneburg. „Es gibt kaum eine archäologi­sche Zeitepoche, die in Baden-Württember­g in den letzten Jahrzehnte­n so herausrage­nde Funde hervorgebr­acht hat“, sagte Denkmalpfl­eger Wolf, der zudem Leiter des Archäologi­schen Landesmuse­ums in Konstanz ist. „Wenn die Heuneburg nicht diese Ergebnisse immer wieder zehn Jahre lang geliefert hätte, wäre es schwierig gewesen, die Politik davon zu überzeugen.“Mit „diese Ergebnisse“meint er unter anderem zwei Funde von großen Prunkgräbe­rn, an deren Bergung Wolf maßgeblich beteiligt war.

Das Land will die Heuneburg gemeinsam mit zwei ähnlichen Orten in Hessen und Frankreich zum Weltkultur­erbe ernennen lassen. Aktuell arbeite er daran, einen Vorantrag für den Bund zu schreiben, erklärte Wolf. Bis Oktober muss dieser bei der Kultusmini­sterkonfer­enz in Berlin eingereich­t sein. Jedes Bundesland reicht mehrere solcher Vorschläge ein, bis nach einem Auswahlpro­zess zehn bis zwölf übrig blieben, die dann eine Reihenfolg­e bekämen. Von diesen Vorschläge­n reiche Deutschlan­d dann jedes Jahr einen bei der Unesco ein. Ausgang: ungewiss. Aber, so Wolf: „Wir glauben, das passt ganz gut in das Schema, das die Unesco vorgibt.“Die Organisati­on suche nicht nach weiteren Barockschl­össern, sondern nach unterreprä­sentierten Stätten. So hätten es die Höhlen der Eiszeitkun­st auf der Schwäbisch­en Alb in nur fünfeinhal­b Jahren zum Welterbeti­tel geschafft, bei der Stuttgarte­r Weißenhofs­iedlung habe dies 17 Jahre gedauert.

Laut Kultur-Staatssekr­etärin Petra Olschowski (Grüne) gibt es aufgrund der Corona-Pandemie keine Verzögerun­gen dabei, die Heuneburg bis 2025 zur geplanten KeltenErle­bniswelt zu entwickeln. Aktuell stünden praktische Fragen zur Debatte: Etwa, wie die Wegführung zur Erlebniswe­lt gestaltet werden kann, ohne den Denkmalsch­utz zu stören. Und wie etwa ein Besucherze­ntrum gestaltet sein kann.

In Konstanz gibt es nun ab Samstag die erste große Ausstellun­g im Kontext der Keltenkonz­eption zu sehen: konkret Kultgegens­tände aus dem Land sowie aus Frankreich, Österreich und der Schweiz, eingebette­t in eine Gesamtdars­tellung, die laut Kurator Felix Hillgruber alle Sinne ansprechen sollen. Was wir versuchen wollen ist, dass Besucherin­nen und Besucher wirklich in ein magisches Land eintreten.“

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