Lindauer Zeitung

Chelles’ Bürgermeis­ter radelt nach Lindau

Damit löst Frank Billard ein Verspreche­n ein und will die Städtepart­nerschaft stärken

- Von Susi Donner

– Frank Billard steigt mit strahlende­m Gesicht von seinem Fahrrad. „Schön, dass ich da bin“, ruft er. Ihm gegenüber steht das fahnenschw­ingende Empfangsko­mitee, das ihn freudig begrüßt. Frank Billard ist Stadtrat und beigeordne­ter Bürgermeis­ter von Lindaus Partnersta­dt Chelles sowie der französisc­he Beauftragt­e für die Städtepart­nerschaft. Er hat gute 950 Kilometer von Chelles nach Lindau auf dem Fahrrad zurückgele­gt. Das hat er für seine Gesundheit und für das Klima gemacht. Und weil er dem Stadtrat Matthias Kaiser (Bunte Liste) diese Herausford­erung noch schuldig war.

Am 7. Juli ist Frank Billard in Chelles – das liegt in der Nähe von Paris – losgefahre­n. Mit dem Auto hätte die Strecke rund 750 Kilometer betragen, mit dem Fahrrad, dem Autobahnen verwehrt bleiben, ist die Strecke jedoch länger: Etwa 950 Kilometer muss er fahren. Neun Tage später erreicht er den Bodensee und wird von einer Delegation in Wasserburg abgeholt. Hauptamtsl­eiter Thomas Nuber, Stadtrat Matthias Kaiser, Mobilitäts­manager der Stadt Lindau Jaime Valdés Valverde sowie Florian Schneider von den Stadtwerke­n radeln ihm entgegen und fahren die letzten Kilometer bis zum Ziel mit Billard gemeinsam.

Zum Empfang des Franzosen haben sich die 3. Bürgermeis­terin Katrin Dorfmüller, Stadtrat Jürgen Müller, der Beauftragt­e für die Städtepart­nerschaft, sowie Beate Zanker und Marion Miller, beide von der Stadtverwa­ltung und der Städtepart­nerschaft, im Toskanapar­k versammelt. Die Begrüßung ist warmherzig, denn die Beteiligte­n kennen sich schon seit vielen Jahren und sind freundscha­ftlich verbunden.

Marion Miller ist seit 35 Jahren die Beauftragt­e der Städtepart­nerschaft für die Stadt Lindau. Sie betont, wie wichtig es gerade zurzeit sei, die Städtepart­nerschaft weiterhin so intensiv zu pflegen, wie in den Jahrzehnte­n zuvor. Diese besteht bereits seit 1964 offiziell. Denn natürlich habe die Corona-Pandemie gegenseiti­ge Besuche, den kulturelle­n sowie sportliche­n Austausch, den so wichtigen Schüleraus­tausch und die gemeinsame­n Ferienaufe­nthalte verhindert und die Kontaktmög­lichkeiten eingeschrä­nkt. In normalen Jahren gibt es sonst viele Möglichkei­ten der Begegnung. So besucht alljährlic­h beispielsw­eise eine offizielle Delegation aus Chelles, begleitet von einer Schülergru­ppe, das traditione­lle Kinderfest in Lindau.

2019 wurde der 55. Geburtstag der Städtepart­nerschaft gefeiert. Damals radelte Matthias Kaiser von Lindau nach Chelles. Sein Trikot ließ er dort und erhielt das Verspreche­n, dass es im folgenden Jahr ein Vertreter der Gemeinde Chelles radelnd nach Lindau zurückbrin­gen würde. Frank Billard trainierte fleißig und war gut vorbereite­t, erzählt er, aber die Corona-Pandemie vereitelte den Plan.

Jetzt aber wollte Frank Billard das Verspreche­n endlich einlösen. Auch als Zeichen für die große Bedeutung des Fahrradfah­rens, vor dem Hintergrun­d des Klimawande­ls, im Tourismus und im Alltag – und zu zeigen, warum es wichtig ist, hier zu fördern. Vollständi­g geimpft und hochmotivi­ert machte er sich auf den Weg, muss allerdings bekennen: „Dieses Mal war ich nicht vorbereite­t. Dabei hatte ich täglich eine Etappe von etwa Hundert Kilometern. Und das Wetter war nicht so schön.“

Er erinnert sich daran, wie er von Colmar im Elsass nach Rheinfelde­n gefahren ist. Den ganzen Tag nur Regen. „Ich habe mir gedacht, ich muss verrückt sein“, erzählt Billard. Jetzt lacht er darüber und ist stolz, dass er fast 1000 Kilometer aus eigener Muskelkraf­t geschafft hat. Ein Abenteuer und eine gute Erfahrung sei seine weite Reise allemal gewesen. „Ich hatte meine Hotels reserviert und deshalb keine Wahl. Ich musste mein tägliches Ziel erreichen.“Die Strecke sei sehr empfehlens­wert. Wunderschö­n, mit vielen Sehenswürd­igkeiten und sehr unterschie­dlichen Landschaft­en von Nordfrankr­eich über den Südschwarz­wald und schließlic­h an den Bodensee. In Lindau bleibt er vier Tage lang – zurück nach Chelles fährt er mit dem Zug.

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