Lindauer Zeitung

Wasserburg nimmt wegen Corona weniger Geld ein

Gemeinde muss ihren Verwaltung­shaushalt aus Rücklagen finanziere­n – Kämmerer ist dennoch optimistis­ch

- Von Isabel de Placido

- Die Corona-Pandemie stellt die Kommunen haushaltst­echnisch vor Herausford­erungen. Die einen mehr, die anderen weniger. Je nachdem, aus welchen Quellen die Gemeinde ihre Einnahmen generiert. Wasserburg als Tourismuso­rt gehört zu jenen Kommunen, die heuer die Pandemie finanziell spüren. Dementspre­chend ist auch der diesjährig­e Haushalt nicht sonderlich erfreulich. Allerdings hat sich Wasserburg in der Vergangenh­eit ein gutes finanziell­es Polster angelegt und wird in Zukunft auch wieder gut wirtschaft­en.

„Insgesamt steht Wasserburg gut da“, versichert­e Bürgermeis­ter Harald Voigt, nachdem Kämmerer Joachim Waldbaur einen Haushalt präsentier­t hatte, der sich eigentlich nicht besonders gut angehört hatte. Aber, so hatten die Gemeinderä­te und einige anwesenden Bürger im Laufe der Beratung vom Kämmerer erklärt bekommen, sei der Haushalt nur aus kameralist­ischer Sicht unerfreuli­ch, ansonsten passt eigentlich alles.

Um den Haushalt 2021 zu verstehen, muss man auf das Haushaltsj­ahr 2020 zurückscha­uen. Im vergangene­n Jahr war es nämlich so, dass Wasserburg mehr Geld eingenomme­n hat als erwartet. Etwa bei der Gewerbeste­uer, durch Schlüsselz­uweisungen oder dadurch, dass die 2021 erwartete Förderung für den Kindergart­en Hattnau bereits 2020 ausgezahlt wurde. Gleichzeit­ig hat Wasserburg aber auch weniger Geld ausgegeben und wegen Corona viele Investitio­nen ausgesetzt. So hat die Gemeinde etwa weniger als geplant für den Unterhalt ihrer Gebäude ausgegeben und auch weniger für und in Gerätschaf­ten investiert. Gespart hat die Gemeinde zudem auch Geld beim Personal, weil, so erklärte Waldbaur, einige Stellen in der Verwaltung nicht besetzt waren. Alles in allem war es letztendli­ch so, dass wegen der Minderausg­aben und gleichzeit­iger Mehreinnah­men ein Überschuss da war, der die Rücklage um 4,9 Millionen Euro aufgestock­t hat.

Was auch gut ist. Denn in diesem Jahr kann Wasserburg seine laufenden Ausgaben, die sich im Verwaltung­shaushalt niederschl­agen, nicht durch die Einnahmen finanziere­n und ist stattdesse­n gezwungen, den Verwaltung­shaushalt über die Rücklagen zu finanziere­n. „Dies muss allerdings die absolute Ausnahme bleiben“, betonte der Kämmerer und verwies auf die Corona-Pandemie. Diese ist auch der Grund für die Einnahmemi­sere. Denn anders als im vergangene­n Jahr schlägt sie sich heuer in weniger Einnahmen bei der Gewerbe- und auch Einkommens­steuer nieder. Außerdem bekommt die Gemeinde weniger Schlüsselz­uweisungen. Einrichtun­gen, wie etwa

Bürgermeis­ter Harald Voigt das Aquamarin, haben zudem weniger eingebrach­t als in normalen Jahren, ebenso gab es erhebliche Einbußen bei der Fremdenver­kehrsabgab­e.

Gleichzeit­ig stehen Investitio­nen an. Zu diesen kommen wiederum jene hinzu, die 2020 nicht gemacht wurden. Diese 2020er-Investitio­nen sind nicht verschwund­en, sondern nur aufgeschob­en und stehen nach wie vor an. Das Problem ist, dass zwar Investitio­nen von zwei Jahren anstehen, das Geld für zwei Jahre aber nicht eingenomme­n wird. Weswegen abermals die Rücklagen herhalten müssen. Auch deswegen, weil dieses Jahr kein Geld vom Verwaltung­shaushalt in den Vermögensh­aushalt zugeführt werden kann.

Insgesamt hat der Haushalt 2021 ein Gesamtvolu­men von rund 12,7 Millionen Euro. Davon entfallen rund 9,93 Millionen Euro auf den

Verwaltung­shaushalt und rund 2,77 Millionen Euro auf den Vermögensh­aushalt. Die geplanten Investitio­nen sind dabei beispielsw­eise die Ausrüstung der Schule mit digitalen Medien, der Unterhalt der Gebäude, eine neue Pumpe für das Aquamarin, ein neuer Bikeparcou­rs, Ausstattun­gen für die Kindereinr­ichtungen in Wasserburg und Hattnau, der Straßenbau und die Straßenlat­ernen sowie die Touristeni­nformation. Außerdem baut Wasserburg Schulden ab, sodass die Pro-Kopf-Verschuldu­ng auf 116,02 Euro sinkt. Bis zum Jahr 2025 werde Wasserburg sogar schuldenfr­ei sein, stellte der Kämmerer in Aussicht.

Im nächsten Jahr und in den folgenden rechnet der Kämmerer mit Verbesseru­ng der finanziell­en Lage. Denn allein schon die Zweitwohnu­ngssteuer, die Wasserburg letztes Jahr erhöht hat, verbessere die Einnahmesi­tuation nachhaltig. Ganz abgesehen davon, dass Waldbaur ab 2023 wieder mit mehr Einnahmen über die Gewerbe- und Einkommens­steuer rechnet. Trotzdem mahnte er eindringli­ch zu maßvollen und wohlüberle­gten Investitio­nen. Die Finanzlage wieder in den Griff zu bekommen, gelinge nur „indem einerseits eine strikte Ausgabendi­sziplin eingehalte­n wird und anderersei­ts nur wirklich notwendige Maßnahmen durchgefüh­rt werden“.

Der Grund, warum Wasserburg erst so spät im Jahr seinen Haushalt verabschie­det hat, liegt übrigens ausnahmswe­ise nicht an der Pandemie. Es kam vielmehr zu dieser Verzögerun­g, weil der Bodolzer Kämmerer Ralph Schielin „Amtshilfe“geleistet hat und den Haushalt für seinen erkrankten Wasserburg­er Kollegen übernommen hat.

„Insgesamt steht Wasserburg

gut da.“

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FOTO: EVI ECK-GEDLER Auch an der Wasserburg­er Gemeindeka­sse ist die Pandemie nicht spurlos vorbeigega­ngen.

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