Wasserburg nimmt wegen Corona weniger Geld ein
Gemeinde muss ihren Verwaltungshaushalt aus Rücklagen finanzieren – Kämmerer ist dennoch optimistisch
- Die Corona-Pandemie stellt die Kommunen haushaltstechnisch vor Herausforderungen. Die einen mehr, die anderen weniger. Je nachdem, aus welchen Quellen die Gemeinde ihre Einnahmen generiert. Wasserburg als Tourismusort gehört zu jenen Kommunen, die heuer die Pandemie finanziell spüren. Dementsprechend ist auch der diesjährige Haushalt nicht sonderlich erfreulich. Allerdings hat sich Wasserburg in der Vergangenheit ein gutes finanzielles Polster angelegt und wird in Zukunft auch wieder gut wirtschaften.
„Insgesamt steht Wasserburg gut da“, versicherte Bürgermeister Harald Voigt, nachdem Kämmerer Joachim Waldbaur einen Haushalt präsentiert hatte, der sich eigentlich nicht besonders gut angehört hatte. Aber, so hatten die Gemeinderäte und einige anwesenden Bürger im Laufe der Beratung vom Kämmerer erklärt bekommen, sei der Haushalt nur aus kameralistischer Sicht unerfreulich, ansonsten passt eigentlich alles.
Um den Haushalt 2021 zu verstehen, muss man auf das Haushaltsjahr 2020 zurückschauen. Im vergangenen Jahr war es nämlich so, dass Wasserburg mehr Geld eingenommen hat als erwartet. Etwa bei der Gewerbesteuer, durch Schlüsselzuweisungen oder dadurch, dass die 2021 erwartete Förderung für den Kindergarten Hattnau bereits 2020 ausgezahlt wurde. Gleichzeitig hat Wasserburg aber auch weniger Geld ausgegeben und wegen Corona viele Investitionen ausgesetzt. So hat die Gemeinde etwa weniger als geplant für den Unterhalt ihrer Gebäude ausgegeben und auch weniger für und in Gerätschaften investiert. Gespart hat die Gemeinde zudem auch Geld beim Personal, weil, so erklärte Waldbaur, einige Stellen in der Verwaltung nicht besetzt waren. Alles in allem war es letztendlich so, dass wegen der Minderausgaben und gleichzeitiger Mehreinnahmen ein Überschuss da war, der die Rücklage um 4,9 Millionen Euro aufgestockt hat.
Was auch gut ist. Denn in diesem Jahr kann Wasserburg seine laufenden Ausgaben, die sich im Verwaltungshaushalt niederschlagen, nicht durch die Einnahmen finanzieren und ist stattdessen gezwungen, den Verwaltungshaushalt über die Rücklagen zu finanzieren. „Dies muss allerdings die absolute Ausnahme bleiben“, betonte der Kämmerer und verwies auf die Corona-Pandemie. Diese ist auch der Grund für die Einnahmemisere. Denn anders als im vergangenen Jahr schlägt sie sich heuer in weniger Einnahmen bei der Gewerbe- und auch Einkommenssteuer nieder. Außerdem bekommt die Gemeinde weniger Schlüsselzuweisungen. Einrichtungen, wie etwa
Bürgermeister Harald Voigt das Aquamarin, haben zudem weniger eingebracht als in normalen Jahren, ebenso gab es erhebliche Einbußen bei der Fremdenverkehrsabgabe.
Gleichzeitig stehen Investitionen an. Zu diesen kommen wiederum jene hinzu, die 2020 nicht gemacht wurden. Diese 2020er-Investitionen sind nicht verschwunden, sondern nur aufgeschoben und stehen nach wie vor an. Das Problem ist, dass zwar Investitionen von zwei Jahren anstehen, das Geld für zwei Jahre aber nicht eingenommen wird. Weswegen abermals die Rücklagen herhalten müssen. Auch deswegen, weil dieses Jahr kein Geld vom Verwaltungshaushalt in den Vermögenshaushalt zugeführt werden kann.
Insgesamt hat der Haushalt 2021 ein Gesamtvolumen von rund 12,7 Millionen Euro. Davon entfallen rund 9,93 Millionen Euro auf den
Verwaltungshaushalt und rund 2,77 Millionen Euro auf den Vermögenshaushalt. Die geplanten Investitionen sind dabei beispielsweise die Ausrüstung der Schule mit digitalen Medien, der Unterhalt der Gebäude, eine neue Pumpe für das Aquamarin, ein neuer Bikeparcours, Ausstattungen für die Kindereinrichtungen in Wasserburg und Hattnau, der Straßenbau und die Straßenlaternen sowie die Touristeninformation. Außerdem baut Wasserburg Schulden ab, sodass die Pro-Kopf-Verschuldung auf 116,02 Euro sinkt. Bis zum Jahr 2025 werde Wasserburg sogar schuldenfrei sein, stellte der Kämmerer in Aussicht.
Im nächsten Jahr und in den folgenden rechnet der Kämmerer mit Verbesserung der finanziellen Lage. Denn allein schon die Zweitwohnungssteuer, die Wasserburg letztes Jahr erhöht hat, verbessere die Einnahmesituation nachhaltig. Ganz abgesehen davon, dass Waldbaur ab 2023 wieder mit mehr Einnahmen über die Gewerbe- und Einkommenssteuer rechnet. Trotzdem mahnte er eindringlich zu maßvollen und wohlüberlegten Investitionen. Die Finanzlage wieder in den Griff zu bekommen, gelinge nur „indem einerseits eine strikte Ausgabendisziplin eingehalten wird und andererseits nur wirklich notwendige Maßnahmen durchgeführt werden“.
Der Grund, warum Wasserburg erst so spät im Jahr seinen Haushalt verabschiedet hat, liegt übrigens ausnahmsweise nicht an der Pandemie. Es kam vielmehr zu dieser Verzögerung, weil der Bodolzer Kämmerer Ralph Schielin „Amtshilfe“geleistet hat und den Haushalt für seinen erkrankten Wasserburger Kollegen übernommen hat.
„Insgesamt steht Wasserburg
gut da.“