Lindauer Zeitung

Königliche­r Fan der Kicker

Der britische Prinz George wird acht Jahre alt

- Von Christoph Meyer

(dpa) - Überschwän­gliche Freude und untröstlic­he Niedergesc­hlagenheit: Im Gesicht des kleinen Prinzen George spiegelte sich beim Finale der Fußball-EM das Stimmungsb­ild einer ganzen Nation wider. Der Dritte in der britischen Thronfolge, der am 22. Juli acht Jahre alt wird, verfolgte das Endspiel zwischen England und Italien im Londoner Wembley-Stadion mit seinen Eltern Prinz William und Herzogin Kate (beide 39). Das Ergebnis ist bekannt: Die Begegnung begann mit einem frühen Tor vielverspr­echend für England und endete mit einer 2:3Niederlag­e im Elfmetersc­hießen.

Als England wenige Minuten nach dem Anpfiff bereits in Führung ging, bekam George den Mund vor Staunen kaum mehr zu und lag sich mit seinem ebenfalls jubelnden Vater in den Armen. Später – als die italienisc­hen Fans feierten und eigentlich schon längst Schlafensz­eit gewesen wäre – sah man den Prinzen mit müden, niedergesc­hlagenen Augen, Papas Hände tröstend auf den Schultern. Die Zeitung „The Telegraph“resümierte, George habe eine Lebenslekt­ion darüber erhalten, was es bedeutet, Engländer zu sein: Dazu gehörten Freude, Leid – und das beschämend­e Verhalten mancher Fans, die sich unrechtmäß­ig Zugang zum Stadion verschafft­en.

Ob der Prinz bereits die Bürde der Verantwort­ung spürt, die einmal auf ihm lasten wird? Mit Anzug und Krawatte wirkte er jedenfalls wie eine Miniaturve­rsion seines Vaters. Viele fragten sich, warum er nicht ein Trikot der „Three Lions“tragen durfte. Die französisc­he Tennisspie­lerin und Wimbledons­iegerin Marion Bartoli berichtete in einem BBC-Radiointer­view kurz vor dem Spiel, die Frage sei bei einem „Afternoon Tea“ mit den Cambridges, zu dem sie eingeladen war, Thema gewesen. Ihr zufolge wollte William seinen Sohn im Trikot gehen lassen, Kate war demnach aber anderer Meinung.

Bekannt ist, dass George großer Fußballfan ist. Ganz zum Leidwesen seines Vaters William ist er ein Anhänger des aktuellen ChampionsL­eague-Siegers FC Chelsea. „Ich sagte zu ihm, du kannst dir jeden Verein außer Chelsea aussuchen, also entschied er sich natürlich für Chelsea“, verriet William der BBC. Es wäre also nicht verwunderl­ich, sollte George seinem Vater eines Tages nicht nur auf dem Thron, sondern auch als Präsident des englischen Fußballver­bands FA nachfolgen.

Ob bis dahin ein Thronfolge­r im Fußballshi­rt denkbar sein wird? Vieles spricht dafür, dass sich das britische Königshaus in den kommenden Jahrzehnte­n verändern wird. Ob George jemals wie seine Urgroßmutt­er Elizabeth II. (95) im Buckingham­Palast residieren wird, scheint ungewiss. Bereits Opa Prinz Charles will das wuchtige Schloss angeblich dauerhaft für Besucher öffnen und nur noch für zeremoniel­le Anlässe verwenden.

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FOTO: DPA Beim EM-Finale in Wembley: Prinz George mit seiner Mutter Kate, der Herzogin von Cambridge.

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