So fährt es sich mit neuen E-Scootern
Im Selbsttest mit E-Scooter über die Insel – Lindauer haben geteiltes Bild von den Rollern
- 200 grüne Roller stehen seit Mitte Juli in Lindau zum Ausleihen bereit. Die Lindauer Zeitung hat die Fahrt damit getestet, und sich umgehört: Wie kommen die EScooter der Firma Tier vor Ort überhaupt an?
Mit einem „Pling“ist der Scooter am Karl-Bever-Platz entsperrt. Die Zeit läuft, das Geld summiert sich auf der notwendigen SmartphoneApp wie auf einem Taxometer, jetzt kann die Fahrt losgehen. Ein leichtes Anschieben ist nötig und dann kann man die Geschwindigkeit mit Hebeln am Lenkrad recht selbsterklärend regulieren.
Das Ziel der Fahrt: Die Lindauer Insel. Denn dafür sind die Roller, die testweise bis Ende August im Stadtgebiet an 24 Stationen ausleihbar sind, laut Stadt auch gedacht. Besucher oder Einheimische sollen vor der Insel oder auf den Auffangparkplätzen parken und mit dem Roller weiterfahren. Die vielen auswärtigen Kennzeichen auf der Inselbrücke an diesem Tag verraten aber: Nicht alle nutzen Busshuttle oder Roller und versuchen ihr Glück eben doch direkt bei einem Parkplatz auf der Insel.
Der Roller fährt mit gemächlichen 15 Stundenkilometern auf dem Radweg über die Seebrücke. Der Fahrtwind weht, der Blick nach rechts und links ist unbezahlbar. Hier ist der Streifen auch breit genug, um von eiligen Radfahrern überholt werden zu können. Auf der Insel angekommen, folgt ein kleiner Versuch, ob die Roller halten, was sie versprechen: Was passiert, wenn man in die verbotene Fußgängerzone rollert? Die Firma verspricht: Hier wird die Geschwindigkeit zum Schutz von Fußgängern automatisch gedrosselt. Eine Drosselung ist auch an allen Uferparks programmiert. Wer in diese Zonen fährt, ist ein Falschfahrer.
Auch die Stadt teilt mit: In der Fußgängerzone dürfen die Scooter nicht fahren und abgestellt werden. Vom Bahnhof über die Inselhalle bis zum Casino gibt es dafür sieben ausgewählte Stationen auf der Insel. Nur Radwege und Straßen sind als Fahrwege zulässig. Wo gefahren und geparkt werden darf, ist auch in der App abrufbar.
Tatsächlich fährt der Roller anfangs noch recht rasant über die Pflastersteine der Fußgängerzone, doch nach einigen Metern wird der E-Scooter langsamer und lässt sich nicht mehr beschleunigen. Die Drosselung funktioniert. Also schnell wieder raus aus der verbotenen Zone. Denn mit den Fußgängern ist die Altstadt schon voll genug.
Als Fortbewegungsmittel vom Parkplatz oder außerhalb liegenden Stadtteilen aus, sollen die Roller eine Alternative zum Bus und zum Auto sein – das hat seinen Preis. Nach gut zehn Minuten Fahrtzeit hin, abstellen und auf dem Rückweg einen anderen Scooter nehmen, zeigt die App der Firma Tier einen Preis von 8,25 Euro an. Ein Euro Startgebühr plus 25 Cent pro Fahrminute werden berechnet. Dafür rollen die Scooter klimaneutral mit Ökostrom, so die Firma.
Teuer findet die Fahrt auch eine Anwohnerin der Insel, die die Scooter bereits ausprobiert hat: „Die Fahrt hat Spaß gemacht und der Roller war leicht zu bedienen. Aber es war nicht billig.“Ein anderer Anwohner hat die Roller noch nicht getestet: „Ich mache alles mit dem Rad. An sich finde ich die Idee aber gut, so von außerhalb auf die Insel zu fahren.“Dem widerspricht eine Lindauerin, die auf dem Weg über die Insel ist: „Ich finde die Roller schrecklich. Sie stehen überall herum.“
Die Roller würden trotz des anfänglich schlechten Wetters gut angenommen werden, sagt Stadtsprecher Jürgen Widmer. Am Tag der Testfahrt sind keine herumliegenden oder sogar in den See beförderten Roller aufgefallen. Wer eine Fahrt plant, sollte übrigens einen eigenen Helm mitbringen, die gibt es am Roller nicht zum Ausleihen. Aber Sicherheit geht zwischen Radfahrern, Autos, Fußgängern, Stadtbussen und nun auch Scootern im Straßenverkehr vor.
Das Video zur wilden Fahrt im Selbsttest und eine Umfrage finden Sie unter www.schwäbische.de/ rollerinlindau