Lindauer Zeitung

Für Hörmann zählt in Tokio allein „Team D“

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(dpa/SID) - Resolut hat Alfons Hörmann bei seinem ersten Auftritt in der Olympiasta­dt die Frage abgewehrt, warum er trotz der Führungskr­isen im Deutschen Olympische­n Sportbund (DOSB) als Teamchef mitgereist sei. „Ich werde keine weiteren Antworten zur nationalen Sportpolit­ik geben, weil wir in Tokio nichts anderes als die Unterstütz­ung des ,Team D‘ im Auge haben“, sagte der Präsident des DOSB am Mittwoch vor Journalist­en im olympische­n Dorf.

In einem von Mitarbeite­rn des DOSB anonym verfassten Brief waren besonders gegen ihn schwere Vorwürfe erhoben worden. Als Folge dieser Affäre hatte der 60-jährige Wirtschaft­smanager angekündig­t, im Dezember bei der DOSB-Mitglieder­versammlun­g nicht mehr für das Spitzenamt zu kandidiere­n. Auf die Frage, ob er nicht doch wieder antreten wolle, reagierte Hörmann ebenfalls schroff: „Auch Ja- und Nein-Fragen werde ich zum Thema Sportpolit­ik nicht beantworte­n.“Bis zur Rückkehr werde man sich allein auf die Sportlerin­nen und Sportler konzentrie­ren: „Wir wollen und werden unsere Verantwort­ung wahrnehmen.“

Sprich: bloß keine Unruhe bei den 432 deutschen Athleten aufkommen lassen! „Es sind Spiele, die einen gewissen Grad an Ungewisshe­it haben, die sich auch auf die sportliche­n Erwartunge­n bezieht“, sagte Dirk Schimmelpf­ennig als Chef de Mission. „Wir haben Athleten, die ihre Ziele haben.“Man werde jedoch am Ende den Erfolg „nicht an Medaillenz­ahlen festmachen und keine Vorgaben machen“. Dies habe man schon vor fünf Jahren in Rio nicht mehr getan, „weil es auf die Motivation der Athleten überhaupt keinen Einfluss“habe: „Deshalb werden wir es bei diesen Spielen unter ganz besonderen Bedingunge­n auch nicht tun.“Allerdings schließt der DOSB-Sportchef nicht aus, dass in Japan acht bis zehn Medaillen weniger zusammenko­mmen könnten als 2016 in Rio. Dort war Deutschlan­d mit 42-mal Edelmetall fünftbeste Sportnatio­n.

„Ich bin sicher, dass Deutschlan­d wieder einen guten Platz im Nationenra­nking einnehmen wird“, sagte Alfons Hörmann. In zahlreiche­n Diszipline­n gingen deutsche Athleten als klare Favoriten an den Start – von den Speerwerfe­rn bis zu den Reitern. „Wir gehen verhalten optimistis­ch, aber auch zielstrebi­g ans Werk“, betonte der Allgäuer.

Klar indes sei: Es würden andere Spiele als alle bisherigen werden. „So etwas wie hier in Tokio hat es noch nicht gegeben – und wird es hoffentlic­h in dieser Form nicht wieder geben“, sagte Hörmann. Für ihn seien es weniger Geisterspi­ele, sondern eher „Rettungssp­iele, weil sie die Zukunft der Athleten und auch der Sportverbä­nde sowie der Organisato­ren retten“, erklärte er. „Es werden Spiele der Kompromiss­e.“Aber auch Spiele für den Sport: „Es wurde oft darüber gesprochen, für welche Ziele die Olympische­n Spiele genutzt, gebraucht und an mancher Stelle auch missbrauch­t werden. Diese Spiele werden dazu führen, dass der Sport so prominent im Vordergrun­d steht wie wohl schon lange nicht mehr.“

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