Lindauer Zeitung

Streit um die Ostsee-Pipeline geht weiter

Viel Kritik an der Einigung zu Nord Stream 2 – Kanzlerin spricht von „gutem Kompromiss“

- Von Claudia Kling und unseren Agenturen

- Am Tag nach der Einigung in Sachen Nord Stream 2 hagelte es Kritik, doch Bundeskanz­lerin Angela Merkel verteidigt­e die Fertigstel­lung des russischde­utschen Projekts. Die CDU-Politikeri­n nannte die zwischen Deutschlan­d und den USA ausgehande­lten Leitplanke­n „einen guten Kompromiss“. Die umstritten­e Pipeline soll russisches Erdgas durch die Ostsee nach Deutschlan­d befördern. Nicht nur aus der Ukraine, die befürchtet, als Transitlan­d für die Gaslieferu­ngen

überflüssi­g zu werden, kamen harsche Reaktionen. Auch in Deutschlan­d hat die Entscheidu­ng ein geteiltes Echo ausgelöst. So bewerteten die Kanzler-Anwärter Annalena Baerbock (Grüne) und Armin Laschet (CDU) die Übereinkun­ft am Donnerstag komplett unterschie­dlich: Baerbock kritisiert­e die Vereinbaru­ng, Laschet begrüßte sie.

„Diese gemeinsame Erklärung ist keine Lösung – insbesonde­re nicht für die Sicherheit der Ukraine“, sagte Baerbock der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“. „Ich halte diese Pipeline nach wie vor für falsch, aus klimapolit­ischen Gründen, aber vor allem auch geostrateg­isch.“Sie sei gegen die Sicherheit der Ukraine gerichtet und ziele auf eine Spaltung der EU. Die Osteuropäe­r seien „zu Recht sauer“auf die Bundesregi­erung, „dass sie unilateral an dieser Pipeline festhält“, sagte die Kanzlerkan­didatin.

Laschet begründete in der „Welt“, warum er die Einigung gutheiße: „Sie zementiert drei entscheide­nde Punkte. Erstens: Nord Stream 2 ist ein wirtschaft­liches Projekt mehrerer europäisch­er Unternehme­n, um unsere Energiever­sorgung zu unterstütz­en. Zweitens: Sanktionen gegen Russland, wenn die Pipeline politisch missbrauch­t wird. Drittens:

Deutschlan­d steht zu seiner Verantwort­ung für die Ukraine.“

Die USA hatten Nord Stream 2 oftmals kritisiert und versucht, das Projekt mit Sanktionsd­rohungen zu stoppen. Die Ukraine und mehrere osteuropäi­sche EU-Staaten lehnen die Pipeline vehement ab. Um den außenpolit­ischen Bedenken Rechnung zu tragen, sieht die am Mittwoch verkündete Einigung vor, parallel zu Nord Stream 2 den Gastransit durch die Ukraine um bis zu zehn Jahre zu verlängern. Auch wird Russland mit Sanktionen gedroht, sollte das Land versuchen, Energie als Waffe zu benutzen.

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