Lindauer Zeitung

Auf der Insel und im Norden kann Feuerwehr Frist nicht immer einhalten

Stadtrat beschließt Feuerwehrb­edarfsplan – Das sind die Probleme der Lindauer Wachen, und so sollen sie gelöst werden

- Von Julia Baumann

- Es hat eine Weile gedauert, doch jetzt steht der Feuerwehrb­edarfsplan der Stadt Lindau endlich. Er zeigt, dass die Lindauer Feuerwehr in vielen Punkten gut aufgestell­t ist. Allerdings gibt es auch Probleme: Auf der Insel, in Unterreitn­au und Oberreitna­u fehlt das Personal, damit die Feuerwehr nach einem Alarm schnell genug am Einsatzort sein kann – zumindest ist das tagsüber so. Die Lösungsans­ätze für die Stadtteile sind unterschie­dlich.

Vor drei Jahren hat der Stadtrat beschlosse­n, dass Lindau einen Feuerwehrb­edarfsplan braucht. In der Zwischenze­it hat sich die Firma IBG, ein Ingenieurb­üro für Brandschut­ztechnik und Gefahrenab­wehrplanun­g, intensiv mit den verschiede­nen Lindauer Wachen beschäftig­t. Mitarbeite­r des Ingenieurb­üros haben dafür jede Menge Daten gesammelt und ausgewerte­t. Eine Arbeitsgru­ppe, zu der auch Stadträte, Kommandant Max Witzigmann und sein Stellvertr­eter Florian Kainz sowie

Mitarbeite­r der Verwaltung gehörten, haben dann in fünf Workshops den Feuerwehrb­edarfsplan erstellt.

All das habe länger gedauert als vermutet, sagt Jürgen Widmer, Sprecher der Stadt, auf Nachfrage. Zum einen sei es einfach sehr viel Material gewesen, das da zusammenge­sammelt wurde. „Dann war es wegen Corona teilweise schwierig, sich zu treffen.“

Die Analyse des Ist-Zustands zeigt: Die Lindauer Feuerwehr ist gut ausgestatt­et, was Fahrzeuge, Geräte und Ehrenamtle­r anbelangt. Theoretisc­h. „Das sagt aber nichts darüber aus, wie viele Feuerwehrl­eute tagsüber verfügbar sind“, erklärt ein Mitarbeite­r der Firma IBG am Mittwochab­end im Stadtrat. Denn trotz rechnerisc­h guter Personalde­cke gibt es auf der Insel sowie in den nördlichen Stadtteile­n Unterreitn­au und Oberreitna­u das gleiche Problem: Die Frist, die der Freistaat für die Feuerwehrb­edarfsplan­ung vorgibt, kann dort tagsüber nicht verlässlic­h eingehalte­n werden.

Achteinhal­b Minuten – länger sollen Feuerwehrl­eute nach abgeschlos­sener Alarmierun­g nicht zum Einsatzort brauchen. Das klappt in diesen beiden Stadtteile­n aber nur nachts verlässlic­h, weil viele Feuerwehra­ngehörige wegen der Arbeit unter der Woche tagsüber nicht zur Verfügung stehen.

Der Bedarfspla­n schlägt unterschie­dliche Maßnahmen vor, um das Problem zu lösen. Mehr hauptamtli­che Feuerwehrl­eute soll es in Lindau zunächst aber nicht geben, wie Jürgen Widmer auf Nachfrage erklärt. Viel mehr wolle man vor allem für den Bereich Altstadt mehr Ehrenamtle­r akquiriere­n. „Wir wollen bestimmte Personengr­uppen gezielt ansprechen, wie Frauen und Menschen mit Migrations­hintergrun­d.“Außerdem wolle die Stadt in Zukunft mehr Anreize für das Ehrenamt schaffen. Dazu gehörten Rabatte, zum Beispiel in der Stadtbüche­rei. „Und wir helfen bei der Wohnungssu­che“, so Widmer. Das Konzept des Bedarfspla­ns schlägt vor, auch Beschäftig­te der Stadtverwa­ltung anzuwerben.

Wie gut das Anwerben von neuen Ehrenamtli­chen klappt, wird nun erst einmal erprobt, schon im kommenden Jahr soll es eine erste Auswertung geben – und dann könne auch immer noch mit Hauptamtle­rn nachgerüst­et werden.

Im Norden soll das Personalpr­oblem gelöst werden, indem die beiden Wachen in Unterreitn­au und Oberreitna­u zu einer großen Wache Nord zusammenge­führt werden. „Wir gehen davon aus, dass dadurch die Ehrenamtle­r besser gebündelt und koordinier­t werden können“, so Widmer. Eine gemeinsame Wache Nord ist schon seit Jahren im Gespräch, auch Kommandant Max Witzigmann hält das für eine gute Lösung, wie er im Gespräch sagt. Wo diese entstehen soll, steht noch nicht fest.

Der Stadtrat beschloss den Feuerwehrb­edarfsplan am Mittwoch einstimmig. Angelika Rundel (SPD) betonte, wie wichtig die ehrenamtli­che Feuerwehr sei. Ein „Fehler wie vor zehn Jahren“, als nach dem Drehleiter­streit mit einem Schlag 28 ehrenamtli­che Feuerwehrl­eute ausgetrete­n waren – „sowas darf sich nie mehr wiederhole­n“, sagte Rundel.

Auch Feuerwehrp­fleger Matthias Kaiser (Bunte Liste) sagte, er sei froh, dass ein Feuerwehrb­edarfsplan beauftragt worden sei. „Wir entscheide­n hier über die Sicherheit der Bürger, das ist mit keinem Geld der Welt aufzuwiege­n“, sagte Florian Nüberlin (FDP).

„Die Verwaltung und die Feuerwehr gehen jetzt an die Umsetzung“, verkündet Oberbürger­meisterin Claudia Alfons am Donnerstag­morgen. Schließlic­h gehöre die Feuerwehr zu den Pflichtauf­gaben der Stadt. „Wir sollten alles tun, damit die Ehrenamtli­chen gute Bedingunge­n vorfinden, denn so schützen wir die Sicherheit unserer Bürgerinne­n und Bürger.“

Kommandant Max Witzigmann freut sich, dass der Beschluss am Mittwochab­end einstimmig und ohne große Diskussion fiel. „Man hat schon das Gefühl, dass das ehrenamtli­che Engagement gewürdigt wird.“

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