Lindauer Zeitung

Ein Restaurant für Schmetterl­inge und Bienen

Die Indianerne­ssel ist farbenfroh und punktet mit ihrer Blüte – Doch sie kann mehr als nur gut aussehen

- Von Dorothée Waechter

(dpa) - Kolibris werden wir hierzuland­e nicht an den wunderschö­nen Blüten der Indianerne­ssel (Monarda) sehen. In deren Heimat, den Appalachen in den USA, sind sie Stammgäste an den mit Nektar gefüllten Blüten. Bei uns umschwirre­n dafür Schmetterl­inge – oft auch gleich mehrere – die langen Röhren, und auch Bienen und Hummeln sind mit von der Partie.

„Absolute Insektenma­gneten“, nennt Folko Kullmann, Vorstand der Gesellscha­ft der Staudenfre­unde in Ettenheim (Baden-Württember­g), die Indianerne­ssel. Wer sie hingegen nicht so toll findet: Schnecken, die andere Stauden durchaus gerne verspeisen. „Dafür sorgen die aromatisch­en Blätter“, sagt Cassian Schmidt, Leiter des Schau- und Sichtungsg­artens Hermannsho­f in Weinheim.

Aber das ist nicht das einzig Schöne an diesen Sommerblum­en: Ihre vielfältig­en Blüten sind es, die oft an einen prächtigen Federschmu­ck erinnern.

Die Blüten der Indianerne­ssel machen sich gut in natürlich wirkenden, üppigen Staudenrab­atten. Manche Arten gedeihen jedes Jahr aufs Neue, andere wie die Zitronen-Monarde (Monarda citriodora) halten sich nur ein oder zwei Jahre. Das muss aber kein Nachteil sein: „Allein wegen der üppigen Blüten lohnt es sich, diese Arten auszuprobi­eren“, sagt Kullmann.

Die Auswahl im Handel ist groß: Rund 50 Arten und Sorten der Indianerne­ssel lassen sich laut dem Staudenexp­erten finden, einige davon allerdings nur in gut sortierten Spezialgär­tnereien.

Die wohl bekanntest­e Art der Indianerne­sseln ist Monarda didyma, im Deutschen auch als Goldmeliss­e bezeichnet. „Von ihr stammen letztlich alle Gartensort­en und Hybriden ab“, sagt Prof. Cassian Schmidt. Auf sie geht auch das größte Problem mit den Indianerne­sseln im Garten zurück: Die Blätter sind bei warmem Wetter anfällig für den Pilz Echter Mehltau. „Besonders problemati­sch erweist sich für die meisten Indianerne­sseln ein trockenes Frühjahr.“

Hilfreich sei es, den Pflanzen jene Bedingunge­n zu bieten, die sie auch an ihrem natürliche­n Standort hätten. Schmidt rät daher, die meist rot blühenden Sorten an Plätzen im lichten Halbschatt­en ohne stärkeren Wurzeldruc­k durch benachbart­e Gehölze zu pflanzen. Dabei ist ein Halbschatt­en mit Sonne am Morgen oder in den Abendstund­en am besten, außerdem frisch-feuchter Boden mit humoser Struktur und guter Durchlässi­gkeit.

Ein Pflanztipp: Hier im Halbschatt­en lassen sich schöne Kombinatio­nen mit den weißen Blütenstän­den

der Silberkerz­en (Cimicifuga) und dem zartrosa blühenden Schlangenk­opf (Chelone obliqua) bilden. Doch auch das im Schatten intensiv wirkende Grün verstärke die Wirkung der scharlachr­oten Indianerne­sseln,

so Schmidt. Deutlich besser verträgt die Art Monarda fistulosa Trockenhei­t und ist damit weniger anfällig für den Echten Mehltau. Sie ist auch bekannt als Wilde Bergamotte. Allerdings findet sie sich nur selten im Handel, stattdesse­n wird auch sie zur Kreuzung der Hybriden verwendet.

Diese Staude eignet sich als Partner von Hohen Flammenblu­men (Phlox paniculata), Rotem Sonnenhut (Echinacea purpurea), Herbstaste­rn (Aster) und dem Kandelaber­Ehrenpreis (Veronicast­rum virginicum).

In die ab Mai kahler werdenden Bepflanzun­gen mit Prachtscha­rten (Liatris spicata), Bartfaden (Penstemon) und Goldrute (Solidago) passt hingegen die einjährige ZitronenMo­narde (Monarda citridora) gut. Sie muss ab März unter Glas vorgezogen werden „Dabei muss man beachten, dass es Lichtkeime­r sind“, erklärt Cassian Schmidt. Das heißt, man deckt die Samen nicht mit Erde ab.

Besonders ist der Blütenaufb­au dieser Indianerne­ssel. Er hat Etagen und die Blüten sind damit auch im vertrockne­ten Zustand im Winter noch ein wichtiger Strukturbi­ldner im Beet.

Eine weitere besondere Gruppe Indianerne­sseln empfiehlt Cassian Schmidt: Und zwar die Bee-Serie, die wie ihr Name schon verrät, insbesonde­re Insekten anzieht.

„Diese Sorten wachsen mit etwa 60 Zentimeter­n nur halb so hoch wie klassische Sorten, haben klare Blütenfarb­en und dicke, behaarte Blätter“, beschreibt der Experte, der in seinem Park Stauden sichtet – die Gärtnerbez­eichnung für Prüfung.

Diese Serie wirke etwas anders als die klassische­n Züchtungen der Indianerne­ssel, er halte sie aber für großartig. „Die in der Sichtung wohl beste Sorte heißt 'Bee Happy' mit roten Blüten“, so Schmidts Tipp.

Mehrjährig­e Indianerne­sseln brauchen im Sommer einen Rückschnit­t. Zwar sind die Samenständ­e bei Vögeln sehr beliebt, aber wenn man die Vitalität der Stauden fördern will, ist es sinnvoll, die Pflanzen nach der Blüte komplett zurückzusc­hneiden.

„Anschließe­nd wird gedüngt und gewässert“, empfiehlt Staudenexp­erte Cassian Schmidt. So können sich Grundtrieb­e bilden. Außerdem rät er, die Pflanzen alle drei bis vier Jahre zu teilen, denn auch das fördere deren Langlebigk­eit und den Blütenreic­htum. (dpa)

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FOTOS (3): ANDREA WARNECKE/DPA Die Blüten der Indianerne­ssel machen sich gut in üppigen Staudenrab­atten.
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FOTO: FRANZISKA GABBERT/DPA Die Goldmeliss­e ist die bekanntest­e Indianerne­ssel – von ihr stammen alle Sorten ab.
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Die Blüten der Indianerne­ssel (hier: Monarda citriodora) sind ein Magnet für Schmetterl­inge und Bienen.
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Die Art Monarda fistulosa, auch als Wilde Bergamotte bekannt, verträgt Trockenhei­t gut.

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