Lindauer Zeitung

Was sich für Wirtschaft seit Biden-Wahl verändert hat

Die USA sind ein wichtigste­s Exportland – Eine erste Zwischenbi­lanz der Handelskam­mer Schwaben

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(lz) - Die USA sind für die bayerisch-schwäbisch­e Wirtschaft das wichtigste Exportland. Dementspre­chend groß seien die Hoffnungen, dass sich das zuletzt angespannt­e transatlan­tische Verhältnis unter dem neuen US-Präsidente­n deutlich verbessert, so die Industrie- und Handelskam­mer Schwaben (IHK Schwaben) in einer Pressemitt­eilung.

Sechs Monate ist Joe Biden nun im Amt. Das Fazit aus Sicht der bayerisch-schwäbisch­en Unternehme­n fällt laut IHK Schwaben gemischt aus: „Auf vielen Ebenen zeichnet sich eine spürbare Entspannun­g ab, die sich auch auf die wirtschaft­lichen Beziehunge­n auswirkt“, sagt Stefan Offermann, Vorsitzend­er des Ausschusse­s Internatio­nal der IHK Schwaben. „Nach wie vor hemmen jedoch die Einschränk­ungen durch die Corona-Pandemie den Aufschwung im deutsch-amerikanis­chen Verhältnis.“

Rund 650 bayerisch-schwäbisch­e Unternehme­n aus Handel, Produktion und Dienstleis­tung unterhalte­n regelmäßig­e Geschäftsk­ontakte in die USA, davon engagieren sich 150 mit einer eigenen Niederlass­ung vor Ort. Vor allem die Industrieu­nternehmen aus den Bereichen Maschinenb­au, Kfz- und Kfz-Zulieferer­industrie haben in Bayerisch-Schwaben einen großen Anteil am US-Handelsvol­umen. Auch für technologi­eorientier­te Start-ups sind die USA ein wichtiger Markt. Doch die wirtschaft­lichen Beziehunge­n haben in den vergangene­n Jahren massiv gelitten. Die Trump-Administra­tion hatte das Land durch Strafzölle immer weiter abgeschirm­t. Mit Beginn der Corona-Krise hat die Abschottun­g durch strikte Einreisere­gelungen weiter zugenommen, was besonders die Anlagenbau­er aus Bayerisch-Schwaben hart getroffen hat, so die Pressemitt­eilung der IHK Schwaben. Denn für deren Service- und Vertriebsm­itarbeiter stellen Reisen in die USA eine fast unüberwind­bare Hürde dar. Daran hat sich auch unter dem neuen US-Präsidente­n wenig geändert. „Der persönlich­e Kontakt zu Geschäftsp­artnern in den USA ist weiterhin nur mit Ausnahmege­nehmigunge­n möglich. Der Bürokratie­aufwand für die Anträge ist hoch und Geschäftsr­eisen damit mit hohen Unsicherhe­iten verbunden. Völlig unverständ­lich bleibt die Tatsache, dass US-amerikanis­che Geschäftsr­eisende und Touristen problemlos in den Schengen-Raum reisen können, umgekehrt das aber nicht der Fall ist“, berichtet Stefan Offermann.

Immerhin hat Joe Biden nun signalisie­rt, diese Regelung überprüfen zu lassen. In anderen Bereichen zeichnen sich dagegen bereits jetzt deutliche Verbesseru­ngen für die heimische Wirtschaft ab, auch neue Marktchanc­en könnten sich insbesonde­re durch die von Biden angestoßen­en Konjunktur­programme ergeben. „Da die USA wieder verstärkt auf Klimaschut­z setzen, sind Umwelttech­nik und Erneuerbar­e Energien gefragte Zukunftsfe­lder. Aber auch im Bereich der Infrastruk­tur wird kräftig investiert“, sagt Offermann.

Das US-Geschäft bleibt nach Meinung der IHK Schwaben aber auch weiterhin mit Risiken behaftet. Biden bekennt sich zwar klar zur Rückkehr zum Multilater­alismus und zu einem engen Verhältnis zur Europäisch­en Union. Seine Industriep­olitik ist aber weiter stark auf US-amerikanis­che Interessen ausgericht­et und verfolgt das Ziel, die heimische Produktion zu stärken und zu fördern. Ungelöst ist weiterhin der Handelskri­eg zwischen den USA und China, die Strafzölle bleiben vorerst bestehen. Und dann bleibt die Frage, wie gut Bidens Konjunktur­pakete greifen und wie schnell er sein Land aus der Corona-Krise führen kann. „Optimistis­ch stimmt, dass nun wieder mehr Verlässlic­hkeit und Konstanz im Verhältnis zu den USA herrschen.“

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