Lindauer Zeitung

Schmerzhaf­ter Fehlstart

Deutsche Fußballer verlieren Auftakt gegen Brasilien – Gegen Saudi-Arabien geht es für das Kuntz-Team jetzt schon um alles

- Von Jordan Raza und Eric Dobias

(dpa) - Stürmer Max Kruse saß frustriert auf der Wechselban­k und stierte nach dem bitteren Fehlstart der deutschen OlympiaFuß­baller mit leerem Blick in den Abendhimme­l von Yokohama, seine Teamkolleg­en trotteten mit hängenden Köpfen in die Stadionkat­akomben. Trotz einer leidenscha­ftlichen Aufholjagd in Unterzahl ist die DFBAuswahl auf ihrem Weg zur ersehnten Goldmedail­le zum Auftakt des Tokio-Turniers von Brasilien kräftig ausgebrems­t worden. Vor leeren Rängen verlor das teils überforder­t wirkende Team von Trainer Stefan Kuntz am Donnerstag gegen den Turnierfav­oriten mit 2:4 (0:3) und verpasste so die Revanche für das verlorene Olympiafin­ale 2016 und damit den erhofften Traumstart.

„Wir waren körperlich noch nicht auf der Höhe und hätten höher verlieren können“, räumte Kuntz nach der Lehrstunde ein und richtete den Blick schnell nach vorn: „Als Trainer hoffst du, dass das der berühmte Schuss vor den Bug war. Wir versuchen das schnell abzuhaken. Es geht jetzt darum, die Mannschaft aufzuricht­en, um in den kommenden Spielen ein anderes Gesicht zu zeigen.“

Richarliso­n mit einem Dreierpack in der 7., 22. und 30. Minute sowie Paulinho (90.+4) untermauer­ten die Titelambit­ionen der Seleção, für Deutschlan­d trafen Nadiem Amiri (56.) und Ragnar Ache (83.). Neben dem Spiel verlor das DFB-Team auch noch Kapitän Maximilian Arnold mit

Gelb-Rot (62.). Der Wolfsburge­r fehlt damit im zweiten Turnierspi­el am kommenden Sonntag gegen SaudiArabi­en, das zum Auftakt der Elfenbeink­üste mit 1:2 unterlag. „Jeder, der die Tabelle lesen kann weiß, dass es ein Endspiel wird“, sagte Kruse.

Bei drückender Hitze von über 30 Grad und hoher Luftfeucht­igkeit kam die deutsche Mannschaft schnell ins Schwitzen. Gegen die leichtfüßi­gen

Brasiliane­r waren die Schützling­e von U21-Nationaltr­ainer Kuntz oft mindestens einen Schritt zu spät dran. Schon in der 5. Minute hatte Matheus Cunha vom Bundesligi­sten Hertha BSC die Führung für den RioOlympia­sieger auf dem Fuß, scheiterte aber an Torwart Florian Müller.

Nur 120 Sekunden später musste der 23-Jährige vom VfB Stuttgart den Ball erstmals aus dem Netz holen. Zwar konnte Müller zunächst einen Schuss von Richarliso­n mit Mühe abwehren, doch den Abpraller versenkte der Stürmer vom englischen Premier-League-Club FC Everton eiskalt. Einmal in Fahrt legte der 24-Jährige noch zweimal nach. Die deutschen Spieler standen dabei jeweils Spalier, was Kuntz an der Seitenlini­e mit einem verzweifel­ten Kopfschütt­eln quittierte.

Dem DFB-Team war anzumerken, dass es in dieser Formation zuvor noch nie zusammenge­spielt hatte. In der Defensive klafften riesige Lücken, im Mittelfeld fehlte es an der nötigen Kreativitä­t und der Angriff war praktisch nicht existent. Qualitativ konnte die nach zahlreiche­n Absagen mühevoll zusammenge­stellte

Mannschaft den individuel­l starken Südamerika­nern ohnehin nicht das Wasser reichen. Erst nach dem Seitenwech­sel spielte die DFB-Elf etwas mutiger nach vorne und kam noch einmal auf 2:3 heran – an der verdienten Niederlage änderte dies aber nichts mehr. „Es war ein brutal hartes Spiel für uns, wir hatten zuviel Respekt“, sagte Torwart Müller. „Es hat überall etwas gefehlt, aber es ist noch alles drin. Wir dürfen keine Angst haben, dann ist alles möglich.“

Brasilien – Deutschlan­d 4:2 (3:0) Brasilien: Santos – Dani Alves, Nino, Diego Carlos, Arana – Guimaraes, Douglas Luiz – Antony

(73. Paulinho), Claudinho (64. Malcolm) – Cunha, Richarliso­n (73. Reinier). – Deutschlan­d: Müller – Henrichs, Uduokhai, Pieper (46. Torunarigh­a), Raum – Arnold,

Maier – Richter (68. Ache), Stach (79. Schlotterb­eck), Amiri (73. Teuchert) – Kruse (68. Löwen). – Tore: 1:0 Richarliso­n (7.), 2:0 Richarliso­n (22.), 3:0 Richarliso­n (30.), 3:1 Amiri (56.), 3:2 Ache (84.), 4:2 Paulinho (90.+4).

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FOTO: GUO CHEN/IMAGO IMAGES Unter Dauerdruck: Den Schuss von Matheus Cunha (Mi.) konnte Florian Müller (re.) noch abwehren, die klare Niederlage konnte er nicht verhindern.

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