Kretschmann schließt Impfpflicht nicht aus
Südwest-Ministerpräsident erntet Kritik – Debatte um weniger Freiheiten für Ungeimpfte
(dpa) - In der Debatte um die nachlassende Impfbereitschaft trotz steigender Corona-Inzidenzen und die neuen Varianten des Virus hält Baden-Württmbergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) eine Impfpflicht im weiteren Kampf gegen die Pandemie für möglich. „Wir planen keine Impfpflicht. Für alle Zeiten kann ich eine Impfpflicht nicht ausschließen“, sagte er in Stuttgart. „Es ist möglich, dass Varianten auftreten, die das erforderlich machen.“Es könne gut sein, „dass wir irgendwann gewisse Bereiche und Tätigkeiten nur noch für
Geimpfte zulassen“. Er nannte die Masern als Beispiel: „Da gibt’s auch eine Impfpflicht für die Kitas, weil Masern höchst ansteckend sind.“Zuvor hatte Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) in der „Bild am Sonntag“Einschränkungen für Ungeimpfte angekündigt: „Geimpfte werden definitiv mehr Freiheiten haben als Ungeimpfte.“
Vor allem Kretschmann erntete viel Kritik für seine Aussagen. Baden-Württembergs FDP-Chef Michael Theurer erklärte am Sonntag, die von Kretschmann ins Spiel gebrachte Impfpflicht sei „eine Debatte zur Unzeit“. Anstatt mit staatlichem Zwang zu drohen, seien Anreize der bessere Weg. Auch Armin Laschet, Kanzlerkandidat der Union, sprach sich dagegen aus. „Ich halte nichts von Impfpflicht und halte auch nichts davon, auf Menschen indirekt Druck zu machen, dass sie sich impfen lassen sollen“, sagte der CDUChef am Sonntag im ZDF.
Kretschmann warnt seit Längerem vor einer vierten Welle. Das Virus könnte aus seiner Sicht noch einmal genauso gefährlich zurückkommen wie im Herbst 2020. Er appellierte an die Menschen, sich impfen zu lassen. „Im Kern kann man sagen: Impfen ist Bürgerpflicht. Es geht um sehr viel. Das sollte jeder verantwortlich denkende Mensch einfach tun.“Die Nebenwirkungen von Covid seien viel schlimmer als die der Impfstoffe überhaupt sein könnten. Auch habe er kein Verständnis für Menschen, die in Risikogebieten Urlaub machen oder Zweitimpftermine sausen lassen. „Solchen Leichtsinn können wir bitter bezahlen, indem man schwer erkrankt, indem man andere ansteckt, indem wir insgesamt, wenn das zu viele machen, die Sache nicht in Griff bekommen.“