Der lange Weg als Familie zum Eigenheim
Familien mit Kindern suchen lange nach passendem Kaufobjekt – Makler haben Tipps
- Eigentlich wollen sie doch nur in ihrer Heimat Lindau bleiben. Dort, wo Freunde, Familien und die Schulen der Kinder sind. Doch das gestaltet sich schwierig, erzählen zwei Familien. Vor allem, wenn man vom Eigenheim träumt. Die Wartelisten in der Region sind lang, bestätigen Makler. Der Quadratmeterpreis für Bauland im Landkreis ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen.
In den vergangenen zehn Jahren haben sie sich immer weiter weg von Lindau bewegen müssen, erzählt Sabrina Zimmermann, gebürtige Lindauerin. Erst haben sie, ihr Mann und der jetzt zehnjährige Sohn in Wasserburg gewohnt, doch dann wurde ihnen wegen Eigenbedarfs gekündigt.
Die folgenden Monate seien hart gewesen, erinnert sich Michael Zimmermann: „Wir dachten zuerst, wir haben viel Zeit, etwas Neues in der Umgebung zu finden. Aber das wurde selbst zur Miete sehr schwer.“Besonders der Sohn habe große Angst gehabt, nicht mehr in dieselbe Schule wie seine Freunde gehen zu können.
Fündig wurde die Familie dann in Kressbronn, wo sie seit zwei Jahren wohnt – wieder in einer Mietwohnung. „Wir fühlen uns hier wohl, ich arbeite auch hier im Ort. Aber es ist einfach nicht ganz dasselbe Heimatgefühl wie in Lindau“, sagt Sabrina Zimmermann. Die Familie zieht es zurück ans bayerische Seeufer. Die Eltern und Freunde leben dort, der Sohn wird in Lindau auf die weiterführende Schule gehen.
Der Traum der Familie ist ein eigenes Haus im Einzugsgebiet der Stadt, am besten schon fertig gebaut. „Am Anfang war ich sehr auf die Stadt fixiert, mittlerweile bin ich offen für das Hinterland und einen viel größeren Radius. Schön wäre, wenn der Stadtbus dort noch fährt“, sagt Sabrina Zimmermann.
Ein paar wenige Immobilien haben sie sich schon angesehen. Doch entweder es hat nicht gepasst – oder das Haus war dann doch ganz schnell an jemand anderes vergeben. „Wir haben das Gefühl, dass viel unter der Hand weggeht“, sagt der 41-jährige Vater. Er erinnert sich beispielsweise an eine Annonce, die seine Frau ihm per Messenger weitergeleitet habe und beim Draufklicken kurze Zeit später sei das Angebot schon wieder weg gewesen.
„Man muss wahnsinnig schnell sein, viele Beziehungen und am besten auch viel Geld haben“, fasst er die Erfahrungen der vergangenen Jahre zusammen. Obwohl die Familie über ein gutes Einkommen verfüge, hab es bisher noch nicht geklappt. Sehr frustrierend, sagen die Eltern: „Einige Bekannte haben es vor fünf, sechs Jahren noch ganz gut geschafft, hier ein Eigenheim zu kaufen oder zu bauen.
Doch mittlerweile ist es viel schwerer.“
Ähnliche Erfahrungen hat auch Familie
Lehner gemacht.
Simon und Alexandra Lehner kommen beide aus Oberreitnau, sind verwurzelt in Lindau und ihre drei Kinder gehen in der Nähe in die Schule und den Kindergarten. Sie träumen von einem Haus in den ländlichen Außenbezirken von Lindau. „Ich wünsche mir, dass meine Kinder ähnlich aufwachsen können wie ich: im Grünen, in einer dörflichen Struktur, mit viel Platz zum Rennen und Spielen“, sagt Alexandra
Lehner. Seit acht Jahren lebt die Familie in einer Vierzimmerwohnung in Niederhaus, mit Blick ins Grüne. Doch mit drei heranwachsenden Kindern wird der Platz in den kommenden Jahren nicht mehr ausreichen. Ein Umzug steht definitiv auf dem Plan. Und dann am liebsten endgültig ins Eigenheim, erzählen die Eltern.
Doch auch ihnen fällt es nicht leicht, ein passendes Angebot zu finden, berichtet Simon Lehner: „Private Käufer stehen meiner Ansicht nach ganz klar in Konkurrenz mit Bauträgern. Für Familien ist es in Lindau eigentlich momentan unmöglich, ein Baugrundstück zu finden.“Ähnlich wie die Zimmermanns haben auch die Lehners das Gefühl, die meisten Angebote bekomme man gar nicht mit, vieles gehe unter der Hand weg.
Ein Blick in eine Auswertung von Baulandpreisen des statistischen
Landesamtes Bayern für den Landkreis Lindau zeigt: Der durchschnittliche Preis für einen Quadratmeter Bauland war 2019 so hoch wie in den zehn Jahren zuvor nicht. Er betrug 359,64 Euro. Im Vergleich dazu 2010 noch 148,76 Euro, 2017 300,70 Euro und 2018 275,88 Euro.
Hört man sich bei Maklern in der Region um, so bestätigen sie den Eindruck: Die Nachfrage nach Grundstücken und Häusern ist sehr groß, die Wartelisten meist lang.
Als Tipp für alle, die Eigentum erwerben wollen, ist herauszuhören, dass zuerst die Finanzierung mit einer Bank geklärt sein sollte – und das schon bevor die Suche überhaupt losgeht. Von Anzahlungen, ohne das Objekt gesehen zu haben, raten sie ab. Zusammengefasst: Schnell reagieren und die Finanzierung parat haben, laute die Devise. Auf einer gängigen deutschen Auktionsplattform ist derweil ein neuer Bieterkampf entbrannt: „Haus gesucht, 5000 Euro Belohnung“heißt eine Anzeige für den Raum Lindau beispielsweise. Und gleich darunter bietet eine andere Familie sogar 8000 Euro für eine erfolgreiche Vermittlung von Grundstück oder Haus. Zahlreiche andere Hausgesuche für
Lindau und Umgebung sind zu finden, dagegen nur ein Angebot. Ähnlich schaut es auf Immobilienseiten im Netz aus: Die Suche nach passendem Eigentum erfordert in Lindau und Umgebung Geduld.
Früher oder später müsse die Familie vermutlich viele Kompromisse eingehen, was Wohnort und Grundstücksgröße angeht, schätzen Alexandra und Simon Lehner. Doch Kompromisse seien vor allem wegen der Entfernung zum Wunschort schwierig, sagt der Vater: „Wenn wir weiter wegziehen, fürchten wir, dass die sozialen Kontakte leiden. Wir haben hier unsere Familien, Freunde, unsere Firma und die Kinder haben ihr Umfeld. Wir wünschen uns sehr, dass es in den kommenden Jahren in der näheren Umgebung klappt.“
Sie wünschen sich ein faires Angebot, sagen Sabrina und Michael Zimmermann. Im Moment sei der Druck nicht so groß, die Wohnung in Kressbronn sei sehr schön. Doch sie geben ihren Traum vom Haus in Lindau nicht auf.
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