Förderung für Biogas aus Wildpflanzen
Kabinettsvorlage wurde im Stuttgarter Landtag eingereicht
- Die Aktionswoche der Elobaustiftung steht unter dem Motto „Pflanzen geben Gas“. Regenerative Energiegewinnung aus Wildpflanzen wurde von den anwesenden Vertretern aus Politik, Sport und Landwirtschaft resümiert und deren künftige Bedeutung in den Fokus gestellt. Aus der Maschinenhalle von Markus Frick wurde diese Veranstaltung als Webinar zahlreichen Zuschauern online zugänglich gemacht.
Das größte Geschenk an die engagierten Naturschützer überbrachte an diesem Abend Raimund Haser, Landtagsabgeordneter der CDU und Sprecher des Arbeitskreises Umwelt, Klima und Energiewirtschaft. Er verkündete, dass im baden-württembergischen Landtag eine Kabinettsvorlage eingereicht wurde, die im Rahmen der gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union die unbeschränkte Förderung des mehrjährigen Anbaus von Energiepflanzen in Aussicht stellt. Noch fehle zwar der Beschluss des Gremiums, aber bereits ab 2023 solle die Flächenbewirtschaftung mit Wildpflanzen in Bezug zur zweiten Säule der Agrarpolitik in das Programm mitaufgenommen werden. Von einer
Zustimmung der Europäischen Union sei auszugehen, sagte Haser abschließend und fügte hinzu, dass ein baden-württembergisches Modell von allen Bundesländern problemlos übernommen werden könne. Für die Landwirte bedeutete diese Information eine anerkennende Bestätigung ihrer ökologischen Arbeit und einen Ausgleich der niedrigeren Biogaserträge, im Vergleich zu konventionellem Maisanbau.
Peter Aulmann, der Moderator des Abends, entlockte im Anschluss der Rodellegende Georg Hackl neben einiger Anekdoten seiner sportlichen Laufbahn auch den eigentlichen Grund, warum dieser heute als Biogasbotschafter auftritt. Hackl fasste es bayerisch pragmatisch zusammen: „Weil es mir unglaublich gestunken hat.“Damit meinte er die Ausbringung von Gülle auf die Felder, deren austretende Gase ungenutzt in die Atmosphäre gelangen. Für ihn sei der wichtigste Aspekt und die notwendigste Ressource die Energie. Intensive Studien führten ihm dabei die Vorteile von Biogas vor Augen. Seiner Meinung nach schließe sich dabei der natürliche Kreislauf von Wachstum und Zerfall und bringt, ganz sportlich gesehen, drei Gewinne hervor: keine Geruchsbelästigung, kein Abbau von fossilen
Brennstoffen, sondern regenerative Energiegewinnung.
Die Vorteile der Wildpflanzenbewirtschaftung für die Grundwasserqualität brachte Johannes Übelhör, technischer Leiter der Stadtwerke Bad Saulgau, zum Ausdruck. Die Kommune stand kurz vor der Notwendigkeit, ihr Trinkwasser aufbereiten zu müssen. In intensiven Gemeinderatsdiskussionen wurde dann entschieden, Flächen, die an das Wasserschutzgebiet angrenzen, mit Wildpflanzen zu bestellen. Insgesamt 30 000 Euro Fördermittel stellte die Kommune für diese Maßnahme zur Verfügung und kann, nach anfänglicher Skepsis der teilnehmenden Landwirte, bereits gute Ergebnisse vorweisen. Durch die geringere Bodenbearbeitung und deutlich reduzierte Düngerbelastung seien die Nitratwerte im Trinkwasser gesunken, sagte Übelhör.
Nils Anthes, promovierter Biologe der Universität Tübingen, legte den Schwerpunkt seines Referats auf den Schutz der Insekten- und Vogelarten. Durch den ganzjährigen Pflanzenstand und die Mehrjährigkeit des Saatguts finden diese nachhaltigen Schutz, Nahrung sowie Nist- und Brutmöglichkeiten und tragen zum ökologischen Gleichgewicht der Ackerfläche bei. Simone Peter, Präsidentin
des Bundesverbands erneuerbare Energie, bewertete die Energiegewinnung aus Biogas als eine wichtige Säule auf dem Weg zur Klimaneutralität. Neben Sonne und Wind sei Biogas eine wertvolle Ergänzung für die regionale Energieerzeugung. Wildpflanzenanbau stärkt nicht nur das ökologische Gleichgewicht, sondern reguliert auch die Ackerbodenqualität. Werner Kuhn, Landwirt und Mitentwickler des Saatguts, verwies auf die Wichtigkeit der geschlossenen Vegetation.
Durch die immer wiederkehrenden Starkregenfälle könne so, besonders in Hanglagen, eine Verfestigung des Bodens erzielt werden und dem Abrutschen von Erdreich vorgebeugt werden. Gastgeber Markus Frick berichtete davon, wie schnell Tiere den Lebensraum erobern. „Wenn ich die zahlreichen Rehkitze, Wiesel oder Feldhasen sehe, die sich in meinem Wildpflanzenareal aufhalten, geht mir das Herz auf“, beschrieb er den Gang durch die heimischen Blumen und Kräuter. Als Pionier dieser Thematik verfügt er über langjährige Erfahrung und entsprechende Zahlen der Rentabilität.
Mit der in Aussicht gestellten Förderfähigkeit könnte dieser Beitrag zur Ökologie eventuell weitere Landwirte überzeugen.