Lindauer Zeitung

Preise für Immobilien steigen und steigen

Wohneigent­um kann aber trotzdem eine gute Investitio­n sein

- Von Julia Baumann

- Die Corona-Pandemie hat vieles verändert, auch die Sicht aufs eigene Zuhause: Wer viel Zeit daheim verbringt, für den ist es wichtig, dass es dort schön ist. So sind zwar die Preise für Immobilien in der Region auch in den vergangene­n zwei Jahren weiter angestiege­n, trotzdem liebäugeln noch mehr Menschen mit einem Eigenheim als vor der Pandemie – auch als Investitio­n. So kann es klappen.

„Am Anfang der Corona-Pandemie gingen wir von einem temporären Effekt aus“, sagt Gerhard Grebler, Vorstandsm­itglied der Bausparkas­se LBS Bayern, in einem Pressegesp­räch. „Aber vieles hat sich tatsächlic­h fundamenta­l verändert.“Arbeit, Schule, Treffen mit Freunden und Familie – all das war während der Pandemie lange Zeit nur in den eigenen vier Wänden oder im Garten möglich. Und genau deswegen habe sich der Blick auf die Wohnsituat­ion in den vergangene­n anderthalb Jahren verändert.

Das Landesamt für Statistik prognostiz­iert, dass bis 2039 fast eine halbe Million mehr Menschen nach Bayern ziehen werden. „Wir werden dann 13,5 Millionen Menschen in Bayern sein“, sagt Grebler, „und die wollen alle wohnen.“Und viele von ihnen seit Corona eben in ländlichen Regionen. „Die Menschen haben das Zuhause als Ort der Sicherheit erlebt, aber auch einen stärkeren

Wunsch nach Freiraum gespürt.“Dazu komme, dass ein längerer Arbeitsweg jetzt, wo sich das Homeoffice als Modell etabliert hat, eben kein großes Problem mehr sei.

„Ich habe eine Kundin, die hat mit ihrer Familie bislang zu viert in einer Wohnung ohne Garten gelebt“, ergänzt Harald Post, Vorstandsm­itglied

der Sparkasse MemmingenL­indau-Mindelheim. Während der verschiede­nen Lockdowns sei die Familie „so viel spazieren gegangen wie nie zuvor“. Nun soll ein neues Zuhause mit Garten her.

„Vergangene­s Jahr im Frühjahr waren wir nicht sicher, ob es zu einer Stagnation oder gar einem Einbruch kommt“, erinnert sich Post. Am Ende seien die Immobilien­umsätze 2020 im Vergleich zu den Vorjahren sogar noch gestiegen. Und dieser Trend sei auch in diesem Jahr „völlig ungebroche­n“, so Grebler.

Doch aus Sicht der Bänker gibt es ein Problem: Es gibt zu wenig Wohnraum für die hohe Nachfrage. „Lindau ist super attraktiv“, sagt Bernd Schmid, Abteilungs­leiter Wohnbau und Immobilien Sparkasse Memmingen-LindauMind­elheim. Auf ein Angebot kommen hier 20 Interessen­ten. Schon in Richtung Westallgäu sei die Lage deutlich entspannte­r. Was den Druck

Wie sich die Preissitua­tion vor Ort darstellt, geht aus dem Marktspieg­el der Sparkassen-Finanzgrup­pe hervor, der zum Jahreswech­sel erstellt wurde. Dieser enthält detaillier­te Marktdaten zu allen bayerische­n Regionen. Demnach kosten Baugrundst­ücke in der Region Lindau zwischen 180 am Bodensee deutlich erhöht, sei die Nachfrage nach Ferienwohn­ungen und Zweitwohnu­ngen.

Zwar sei im Landkreis Lindau in den vergangene­n Jahren viel gebaut worden. „Dennoch ist insbesonde­re bezahlbare­r Wohnraum in der Region knapp“, sagt Post. Selbst mit den derzeit geplanten Projekten sei es unrealisti­sch, dass sich Verhältnis von Angebot und Nachfrage in den kommenden zehn Jahren ausgleiche. Dazu komme, dass die Preise für Baumateria­lien immer teurer werden. „Wir gehen davon aus, dass die Preise für Immobilien weiter steigen.“

Doch es gibt auch gute Nachrichte­n. „Bei der Frage, kann ich mir das überhaupt noch leisten, ist die Antwort oft ein klares Ja“, sagt LBS-Vorsitzend­er Gerhard Grebler. Historisch günstige Zinsen erleichter­ten die Finanzieru­ng des Eigenheims enorm. „Man sollte sich beraten lassen, wie viel Rate man sich pro Monat leisten kann.“ und 1000 Euro pro Quadratmet­er, neue Eigentumsw­ohnungen zwischen 3000 und 8000 Euro pro Quadratmet­er. Gebrauchte freistehen­de Häuser sind zwischen 300 000 und zwei Millionen Euro zu haben, gebrauchte Eigentumsw­ohnungen zwischen 2000 und 6000 Euro pro Quadratmet­er.

Ganz ohne Eigenkapit­al geht es aber nicht. Umso wichtiger sei es, dass die Bedingunge­n für die Wohnungsba­uprämie in diesem Jahr verbessert worden seien: Es gelten höhere Einkommens­grenzen. „Künftig können laut LBS-Berechnung­en bundesweit etwa 15 Millionen mehr Menschen diese

Förderung nutzen als bisher“, erklärt Grebler.

„Und sie zahlt sich mehr aus, weil die Fördersätz­e steigen.“

Aus diesem

Grund sei oft mehr leistbar, als man auf den ersten Blick denken würde.

Auch während der Pandemie habe es „so gut wie keine Fälle“gegeben, in denen ein Kunde seine Raten nicht mehr zahlen habe können. „Es gab 300 Tilgungsau­ssetzungen, aber es gibt keine Versteiger­ungen“, sagt Harald Post.

Trotzdem sei es wichtig, die Pandemie mit all ihren Unsicherhe­iten beim Finanzieru­ngsgespräc­h nicht außen vor zu lassen. „Wir sprechen das Thema aktiv an“, sagt Bernd Schmid. Und es gebe schon immer wieder den einen oder anderen, für den der Traum vom Eigenheim bei einem solchen Gespräch platzt.

Alles zum Thema Bauen, Mieten und Wohnen finden Sie unter: www.schwaebisc­he.de/ zuhause

 ?? FOTOS: ARMIN WEIGEL/JULE (3) ?? Immer mehr Menschen möchten in Lindau ein Eigenheim – selbst bauen oder gebraucht kaufen.
FOTOS: ARMIN WEIGEL/JULE (3) Immer mehr Menschen möchten in Lindau ein Eigenheim – selbst bauen oder gebraucht kaufen.
 ??  ?? Gerhard Grebler
Gerhard Grebler
 ??  ?? Bernd Schmid
Bernd Schmid
 ??  ?? Harald Post
Harald Post

Newspapers in German

Newspapers from Germany