Hochwasser: Vernetzte Systeme warnen
Kommunen und Leitstellen an FLIWAS angeschlossen – Information online möglich
- Hochwasserund Überflutungsgefahr, Starkregen und Keller unter Wasser – diese Szenarien beschäftigen nicht nur die Hilfskräfte und Hochwasseropfer in NRW und Rheinland-Pfalz. Auch in unserer Region interessiert, wie man rechtzeitig und schnell vor den Gefahren gewarnt werden kann, aber auch wie solche Situationen vorhergesagt werden können. Stadt, Landkreis und Regierungspräsidium haben dazu bereits eine Menge auf die Beine gestellt.
Von Hochwassermanagement war oft die Rede, wenn es um die Rotach und deren Umbau ging. Da fielen dann auch Begriffe wie Jahrhunderthochwasser, doch in letzter Zeit hat man immer mehr den Eindruck, als ob Hochwasser und Überflutungen allmählich zur Normalität werden. In Friedrichshafen laufen aktuell die Planungen für den Hochwasserschutz an der Rotach, sowie die Umsetzung der Umbaumaßnahme am Wehr Rundel. Das soll sich positiv auf mögliches Hochwasser auswirken.
Die Stadt hat 2019 das Starkregenrisikomanagement begonnen, es umfasst das gesamte Stadtgebiet, das für die Bearbeitung in drei Pakete mit unterschiedlichen Einzugsgebieten aufgeteilt wurde. Die Einzugsgebiete mit schon bekannten Problemen aus der Vergangenheit wurden hierbei als erstes in die Bearbeitung aufgenommen, teilt die Stadtverwaltung mit.
Bei allen Maßnahmen und Plänen, die im Zusammenhang mit Hochwasser und Starkregen umgesetzt werden, geht es auch um eine gesicherte Vorhersage. Kommunen und Leitstellen der Feuerwehr haben dazu ein System in Betrieb, das konkret auf die jeweilige Region alle Daten bündelt und so eine zeitaktuelle Übersicht über die jeweilige Lage gibt. Das sogenannte Flutinformationsund Warnsystem FLIWAS wurde von Komm.One, einem SoftwareDienstleister für Kommunen, entwickelt und ist mit allen Informationsdiensten landesweit gekoppelt. Es gibt dazu auch eine App, sodass alle verantwortlichen einer Kommune immer auf dem Laufenden sein können. Das Starkregenrisikomanagement erfordert darüber hinaus eine intensive Abstimmung zwischen Städten, Landratsämtern, Regierungspräsidien und der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW). Die Vernetzung ist bereits sehr weit vorangeschritten. Das Regierungspräsidium Tübingen ist in Hochwasserfragen für das ganze Land zuständig, die Landratsämter und Kommunen tauschen regelmäßig Daten und Informationen aus, die allesamt im Internet zugänglich sind. Erreichbar sind die in der Regel
Anne-Marie Albrecht, Regierungspräsidium über die kommunalen Internetseiten oder die Hochwasservorhersagezentrale.
Auf den Überflutungskarten und Risikobewertungen aufbauend, seien Hochwasserrisikomanagementpläne erstellt worden, aus denen Risikopläne und Maßnahmen-Kataloge entstanden sind. „Von diesen Maßnahmen werden in Friedrichshafen bereits alle zutreffenden Maßnahmen bearbeitet oder sind schon umgesetzt, dabei kann es sich auch um Daueraufgaben oder immer wieder zu aktualisierende Maßnahmen handeln“, so die Stadt.
„Beim Hochwasserschutz ist auch die Eigenverantwortung von Eigentümern und Mietern wichtig. Was jede und jeder von uns tun kann, dazu gibt es auch auf der städtischen Website Hinweise und weiterführende Links“, schreibt die Sprecherin der Stadt Friedrichshafen, Monika Blank. Auch das Land hat flächendeckend Hochwassergefahrenkarten erstellen lassen, die online verfügbar sind.
Dass das Thema aktuell ist und auch die Region betreffen kann, hat Dirk Bastin, Baubürgermeister der Stadt Ravensburg unlängst in einem Interview gesagt. Bastin sagt, in den letzten 50 Jahren sei die Durchschnittstemperatur im Schussenbecken, genauer: von Friedrichshafen bis Weingarten, Baienfurt und Baindt um genau zwei Grad angestiegen. Pro Grad steigt die Wahrscheinlichkeit
für schwere Unwetter um sieben Prozent. Somit gibt es tatsächlich vor Ort eine rechnerisch erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine ähnliche Katastrophe wie in NRW und RP von 14 Prozent seit 1970. Das sei bei Risikoeinschätzungen eine enorme Zahl. Im Regierungspräsidium arbeitet daher AnneMarie Albrecht an stets aktualisierten Daten und Vorhersagemöglichkeiten. Grundsätzlich sagt sie, könne man sich bei Starkregenereignissen und Hochwassergefahren über die Smartphone-Apps NINA und KATWARN bestens informieren.
Zusätzlich gibt es eine von der Hochwasservorhersagezentrale entwickelte App „Mein Pegel“. Schwierig sind dabei jedoch Vorhersagen über Errosionen, sprich Bodenabtragungen durch Hochwasser, wie es in den betroffenen Gebieten aktuell geschehen ist. „Es gibt immer Unsicherheitsfaktoren, extreme Szenarien sind schwer vorherzusagen“, sagt Anne-Marie Albrecht. Doch eine grundsätzliche Warnung sei mit den genannten Mitteln machbar.
Zusätzlich will die Stadt aufgrund nicht vorhandener Sirenen mobile Warnfahrzeuge einrichten, die dann über eigene Sirenen und Lautsprecher die Bevölkerung warnen. Eine darüber hinausgehende digitale Warnung über automatisierte SMS auf alle Handys in einer jeweiligen Funkzelle, ist in Arbeit.
„Es gibt immer Unsicherheitsfaktoren, extreme Szenarien sind
schwer vorherzusagen.“
„Beim Hochwasserschutz ist auch die Eigenverantwortung von Eigentümern und
Mietern wichtig.“
Stellungnahme der Stadt
Friedrichshafen