Es blitzt vor allem im Süden und Norden
Höchste Zahl an Einschlägen im Jahr 2020 in Wolfsburg – Kreis Lindau unter den Top Ten
(dpa) - Wolfsburg ist die deutsche Blitzhauptstadt. 5,8 Einschläge gab es dort im vergangenen Jahr pro Quadratkilometer – mehr als in jedem anderen Stadt- oder Landkreis, wie aus Messungen des BlitzInformationsdienstes von Siemens hervorgeht. Auf den Plätzen zwei und drei führt der am Donnerstag veröffentlichte Blitzatlas die Stadt Kempten im Allgäu und den Landkreis Miesbach in Bayern mit 5,1 und 4,7 Blitzen pro Quadratkilometer. Nach Angaben von Siemens wurde die Spitzenstellung Wolfsburgs im vorigen Jahr allein durch drei Gewitter mit hoher Blitzdichte verursacht.
„Bemerkenswert beim Blitzgeschehen 2020 war, dass die Gewitterfronten vor allem in Nord- und Süddeutschland stattfanden und die Mitte Deutschlands geradezu ausklammerten“, sagt Stephan Thern, Leiter des Blitz-Informationsdienstes von Siemens. „Dass die Spitzenreiter zunehmend im Norden zu finden sind, ist eine Entwicklung, die wir erst in den letzten Jahren beobachten.“Blitzreichster Tag war im vergangenen Jahr der 13. Juni mit mehr als 89 000 Einschlägen.
Insgesamt gab es in Deutschland vergangenes Jahr knapp 400 000 Einschläge – rund 21 Prozent mehr als 2019, das allerdings ein ausgesprochen blitzarmes Jahr war. 2007 beispielsweise gab es mehr als eine Million Einschläge. Für so hohe Werte war es im Jahr 2020 allerdings zu trocken: Gewitter bilden sich typischerweise bei hohen Temperaturen und Feuchtigkeit. Im laufenden Jahr ist das Wetter dagegen wieder deutlich blitzreicher. Bis Mitternacht am vergangenen Dienstag hatte es bereits fast so viele Blitze gegeben, wie im ganzen Jahr 2020.
Bei den deutschen Versicherern führten die Blitzeinschläge des vergangenen Jahres zu rund 200 000 gemeldeten Schäden. Das sind so wenige wie noch nie seit Einführung der Statistik im Jahr 1998, wie der Branchenverband GDV erklärt. Allerdings ist der durchschnittliche Schaden mit 1300 Euro so hoch wie nie.
GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen führte die Entwicklung auf die immer aufwendigere Gebäudetechnik zurück. So müssten heutzutage etwa teure Heizungssteuerungen ersetzt werden. Unter dem Strich stieg die Schadenssumme seit 2019 um 10 Millionen Euro auf nunmehr 260 Millionen Euro.
Die nach Bundesländern höchste Blitzdichte gab es laut Siemens vergangenes Jahr in Hamburg mit 1,9 pro Quadratkilometer vor Bayern mit 1,6 und Niedersachsen mit 1,4. Auch in Baden-Württemberg hat die Zahl der Blitze 2020 zugenommen: Im vergangenen Jahr gab es 1,3 Einschläge pro Quadratkilometer, 2019 waren es nur 0,88 gewesen. Die blitzärmsten Länder des vergangenen Jahres waren Hessen und Thüringen mit je 0,6 und Bremen mit 0,5.
Blickt man auf die Kreise, blitzt es im Landkreis Lindau deutschlandweit mit am häufigsten – Rang neun. Hier haben 2020 4,2 Blitze pro Quadratkilometer eingeschlagen. Sechs der zehn blitzreichsten Städte und Kreise Deutschlands liegen in Bayern:
Die Plätze zwei, drei, fünf, sechs, sieben und acht gehen nach Bayern. Weitgehend sicher vor Blitzen war man vergangenes Jahr ausgerechnet in den bayerischen Orten Coburg und Bamberg. In den zwei blitzärmsten Städten wurden nur ein beziehungsweise zwei Blitze im ganzen Jahr gemessen. Das entspricht Dichten von 0,02 beziehungsweise 0,04. Auf Rang drei lag Mainz mit 0,09 Blitzen pro Quadratkilometer.
Europaweit führte 2020 das Länderdreieck Italien, Slowenien, Kroatien die Blitz-Rangliste mit Werten von 8 bis 10 Blitzen pro Quadratkilometer. In Irland und Schottland sind es dagegen nur 0,3.
Die Blitze werden mit Hilfe von rund 160 miteinander verbundenen Messstationen in Europa gemessen. Obwohl zwischen den Sensoren bis zu 350 Kilometer liegen, können die Blitzeinschläge damit auf bis zu 50 Meter genau ermittelt werden.
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