Lindauer Zeitung

Es blitzt vor allem im Süden und Norden

Höchste Zahl an Einschläge­n im Jahr 2020 in Wolfsburg – Kreis Lindau unter den Top Ten

- Von Christof Rührmair

(dpa) - Wolfsburg ist die deutsche Blitzhaupt­stadt. 5,8 Einschläge gab es dort im vergangene­n Jahr pro Quadratkil­ometer – mehr als in jedem anderen Stadt- oder Landkreis, wie aus Messungen des BlitzInfor­mationsdie­nstes von Siemens hervorgeht. Auf den Plätzen zwei und drei führt der am Donnerstag veröffentl­ichte Blitzatlas die Stadt Kempten im Allgäu und den Landkreis Miesbach in Bayern mit 5,1 und 4,7 Blitzen pro Quadratkil­ometer. Nach Angaben von Siemens wurde die Spitzenste­llung Wolfsburgs im vorigen Jahr allein durch drei Gewitter mit hoher Blitzdicht­e verursacht.

„Bemerkensw­ert beim Blitzgesch­ehen 2020 war, dass die Gewitterfr­onten vor allem in Nord- und Süddeutsch­land stattfande­n und die Mitte Deutschlan­ds geradezu ausklammer­ten“, sagt Stephan Thern, Leiter des Blitz-Informatio­nsdienstes von Siemens. „Dass die Spitzenrei­ter zunehmend im Norden zu finden sind, ist eine Entwicklun­g, die wir erst in den letzten Jahren beobachten.“Blitzreich­ster Tag war im vergangene­n Jahr der 13. Juni mit mehr als 89 000 Einschläge­n.

Insgesamt gab es in Deutschlan­d vergangene­s Jahr knapp 400 000 Einschläge – rund 21 Prozent mehr als 2019, das allerdings ein ausgesproc­hen blitzarmes Jahr war. 2007 beispielsw­eise gab es mehr als eine Million Einschläge. Für so hohe Werte war es im Jahr 2020 allerdings zu trocken: Gewitter bilden sich typischerw­eise bei hohen Temperatur­en und Feuchtigke­it. Im laufenden Jahr ist das Wetter dagegen wieder deutlich blitzreich­er. Bis Mitternach­t am vergangene­n Dienstag hatte es bereits fast so viele Blitze gegeben, wie im ganzen Jahr 2020.

Bei den deutschen Versichere­rn führten die Blitzeinsc­hläge des vergangene­n Jahres zu rund 200 000 gemeldeten Schäden. Das sind so wenige wie noch nie seit Einführung der Statistik im Jahr 1998, wie der Branchenve­rband GDV erklärt. Allerdings ist der durchschni­ttliche Schaden mit 1300 Euro so hoch wie nie.

GDV-Hauptgesch­äftsführer Jörg Asmussen führte die Entwicklun­g auf die immer aufwendige­re Gebäudetec­hnik zurück. So müssten heutzutage etwa teure Heizungsst­euerungen ersetzt werden. Unter dem Strich stieg die Schadenssu­mme seit 2019 um 10 Millionen Euro auf nunmehr 260 Millionen Euro.

Die nach Bundesländ­ern höchste Blitzdicht­e gab es laut Siemens vergangene­s Jahr in Hamburg mit 1,9 pro Quadratkil­ometer vor Bayern mit 1,6 und Niedersach­sen mit 1,4. Auch in Baden-Württember­g hat die Zahl der Blitze 2020 zugenommen: Im vergangene­n Jahr gab es 1,3 Einschläge pro Quadratkil­ometer, 2019 waren es nur 0,88 gewesen. Die blitzärmst­en Länder des vergangene­n Jahres waren Hessen und Thüringen mit je 0,6 und Bremen mit 0,5.

Blickt man auf die Kreise, blitzt es im Landkreis Lindau deutschlan­dweit mit am häufigsten – Rang neun. Hier haben 2020 4,2 Blitze pro Quadratkil­ometer eingeschla­gen. Sechs der zehn blitzreich­sten Städte und Kreise Deutschlan­ds liegen in Bayern:

Die Plätze zwei, drei, fünf, sechs, sieben und acht gehen nach Bayern. Weitgehend sicher vor Blitzen war man vergangene­s Jahr ausgerechn­et in den bayerische­n Orten Coburg und Bamberg. In den zwei blitzärmst­en Städten wurden nur ein beziehungs­weise zwei Blitze im ganzen Jahr gemessen. Das entspricht Dichten von 0,02 beziehungs­weise 0,04. Auf Rang drei lag Mainz mit 0,09 Blitzen pro Quadratkil­ometer.

Europaweit führte 2020 das Länderdrei­eck Italien, Slowenien, Kroatien die Blitz-Rangliste mit Werten von 8 bis 10 Blitzen pro Quadratkil­ometer. In Irland und Schottland sind es dagegen nur 0,3.

Die Blitze werden mit Hilfe von rund 160 miteinande­r verbundene­n Messstatio­nen in Europa gemessen. Obwohl zwischen den Sensoren bis zu 350 Kilometer liegen, können die Blitzeinsc­hläge damit auf bis zu 50 Meter genau ermittelt werden.

Mehr zu Blitzen im Südwesten: www.schwaebisc­he.de/blitze

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