Söder fordert kraftvolleren Wahlkampf
CSU-Chef hält Regierungsbildung ohne Union für möglich – Laschet verliert in Umfragen
- CSU-Chef Markus Söder hat die Union aufgefordert, sich im Wahlkampf klarer von SPD, Grünen und der FDP abzugrenzen. „Wir müssen jetzt klare Kante zeigen, sonst besteht die Gefahr, dass wir den Erfolg am Ende verspielen“, sagte der bayerische Ministerpräsident dem Magazin „Der Spiegel“. Es sei längst nicht selbstverständlich, „dass wir als Union die Regierung bilden und das Kanzleramt verteidigen können“, so Söder. „Im September besteht die Gefahr einer Ampel.“
Der CSU-Politiker bemängelt schon seit Längerem einen allzu defensiven Wahlkampf der Union. Es gehe nicht darum, „sich mit dem Schlafwagen ins Kanzleramt zu fahren“, hatte er vor einer Woche am Tegernsee gesagt.
Kanzlerkandidat Armin Laschet müsse noch besser klarmachen, wofür die Union stehe, forderte Söder. Der CDU-Chef sei „ein sehr guter Kanzlerkandidat“, der aber derzeit vor allem mit der Bewältigung der Flutkatastrophe beschäftigt sei. Die Union müsse aber bald wieder die Kraft finden, „über wichtige nationale und internationale Herausforderungen zu sprechen“. Anders als Laschet fordert Söder nach der Hochwasser-Katastrophe in NordrheinWestfalen und Rheinland-Pfalz politische Konsequenzen. „Natürlich ist das ein Weckruf, die bisherige Klimapolitik grundlegend zu überdenken und neu zu justieren. Wir müssen einen Zahn zulegen“, sagte er. Der CSUChef
wiederholte auch seinen Vorschlag, schneller aus der Kohle auszusteigen und den Umstieg auf die Elektromobilität zu forcieren.
Laschets Umfragwerte sind wieder gesunken. Nach Umfragen hat ihn SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz in der Wählergunst überholt. Wenn der Kanzler oder die Kanzlerin in Deutschland direkt wählbar wäre, würden sich laut ZDF-„Politbarometer“34 Prozent der Befragten (plus sechs Punkte innerhalb von zwei Wochen) für Scholz entscheiden. 29 Prozent würden NRW-Ministerpräsident Laschet wählen (minus acht) und 20 Prozent Grünen-Chefin und Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock.
Bei der Sonntagsfrage verliert die Union innerhalb von zwei Wochen zwei Punkte und kommt auf 28 Prozent,
die Grünen kommen auf 21 Prozent (plus ein Prozentpunkt). Die SPD legt leicht auf 16 Prozent zu (plus ein Prozentpunkt), ebenso wie die AfD mit elf Prozent (plus ein Punkt). Die FDP bleibt bei zehn Prozent, die Linke bei sieben Prozent. Die Freien Wähler kämen auf drei Prozent.
Derweil hat Laschet am Freitag nach Plagiatsvorwürfen Fehler in einem von ihm verfassten Buch eingeräumt und eine weitere Prüfung zugesichert. Im Werk „Die AufsteigerRepublik“aus dem Jahr 2009 gebe „es offenkundig Fehler, die ich verantworte“, erklärte er. Mindestens ein Urheber des im Buch verwendeten Materials werde „weder im Fließtext noch im Quellenverzeichnis“genannt.