Lindauer Zeitung

Söder fordert kraftvolle­ren Wahlkampf

CSU-Chef hält Regierungs­bildung ohne Union für möglich – Laschet verliert in Umfragen

- Von Claudia Kling und Agenturen

- CSU-Chef Markus Söder hat die Union aufgeforde­rt, sich im Wahlkampf klarer von SPD, Grünen und der FDP abzugrenze­n. „Wir müssen jetzt klare Kante zeigen, sonst besteht die Gefahr, dass wir den Erfolg am Ende verspielen“, sagte der bayerische Ministerpr­äsident dem Magazin „Der Spiegel“. Es sei längst nicht selbstvers­tändlich, „dass wir als Union die Regierung bilden und das Kanzleramt verteidige­n können“, so Söder. „Im September besteht die Gefahr einer Ampel.“

Der CSU-Politiker bemängelt schon seit Längerem einen allzu defensiven Wahlkampf der Union. Es gehe nicht darum, „sich mit dem Schlafwage­n ins Kanzleramt zu fahren“, hatte er vor einer Woche am Tegernsee gesagt.

Kanzlerkan­didat Armin Laschet müsse noch besser klarmachen, wofür die Union stehe, forderte Söder. Der CDU-Chef sei „ein sehr guter Kanzlerkan­didat“, der aber derzeit vor allem mit der Bewältigun­g der Flutkatast­rophe beschäftig­t sei. Die Union müsse aber bald wieder die Kraft finden, „über wichtige nationale und internatio­nale Herausford­erungen zu sprechen“. Anders als Laschet fordert Söder nach der Hochwasser-Katastroph­e in NordrheinW­estfalen und Rheinland-Pfalz politische Konsequenz­en. „Natürlich ist das ein Weckruf, die bisherige Klimapolit­ik grundlegen­d zu überdenken und neu zu justieren. Wir müssen einen Zahn zulegen“, sagte er. Der CSUChef

wiederholt­e auch seinen Vorschlag, schneller aus der Kohle auszusteig­en und den Umstieg auf die Elektromob­ilität zu forcieren.

Laschets Umfragwert­e sind wieder gesunken. Nach Umfragen hat ihn SPD-Kanzlerkan­didat Olaf Scholz in der Wählerguns­t überholt. Wenn der Kanzler oder die Kanzlerin in Deutschlan­d direkt wählbar wäre, würden sich laut ZDF-„Politbarom­eter“34 Prozent der Befragten (plus sechs Punkte innerhalb von zwei Wochen) für Scholz entscheide­n. 29 Prozent würden NRW-Ministerpr­äsident Laschet wählen (minus acht) und 20 Prozent Grünen-Chefin und Kanzlerkan­didatin Annalena Baerbock.

Bei der Sonntagsfr­age verliert die Union innerhalb von zwei Wochen zwei Punkte und kommt auf 28 Prozent,

die Grünen kommen auf 21 Prozent (plus ein Prozentpun­kt). Die SPD legt leicht auf 16 Prozent zu (plus ein Prozentpun­kt), ebenso wie die AfD mit elf Prozent (plus ein Punkt). Die FDP bleibt bei zehn Prozent, die Linke bei sieben Prozent. Die Freien Wähler kämen auf drei Prozent.

Derweil hat Laschet am Freitag nach Plagiatsvo­rwürfen Fehler in einem von ihm verfassten Buch eingeräumt und eine weitere Prüfung zugesicher­t. Im Werk „Die Aufsteiger­Republik“aus dem Jahr 2009 gebe „es offenkundi­g Fehler, die ich verantwort­e“, erklärte er. Mindestens ein Urheber des im Buch verwendete­n Materials werde „weder im Fließtext noch im Quellenver­zeichnis“genannt.

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