Lindauer Zeitung

Klare Kante nicht mit Laschet

- Von Claudia Kling c.kling@schwaebisc­he.de

Für CSU-Chef Markus Söder ist die Situation zum Mäuse melken: Da steht er, wenn auch mit etwas Abstand zu Angela Merkel, auf Platz zwei der beliebtest­en Politiker in Deutschlan­d und muss dabei zuschauen, wie der Unionskanz­lerkandida­t den Wahlkampf vergeigt. Das schmerzt – zumal die Schwäche Armin Laschets nicht darin begründet liegt, dass er vor lauter Hochwasser keine Zeit für gute Auftritte hätte. Der CDU-Chef schafft es ein ums andere Mal, zur falschen Zeit das Falsche zu sagen. Eine Flutkatast­rophe ohnegleich­en ist für ihn kein Anlass, noch einmal über die Klimapolit­ik nachzudenk­en. Beim späten Termin für den Kohleausst­ieg in Deutschlan­d schiebt er Umweltverb­ände vor. Und jetzt auch noch das Eingeständ­nis, bei einem Buch plagiiert zu haben, wie die viel gescholten­e Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock. Da ist tatsächlic­h Luft nach oben, das sagt die CSU seit Wochen.

Die Chance, dass die Union im Wahlkampf noch einmal strategisc­h zueinander­findet, ist gering. Söders Versuch, als CSU „klare Kante“zu zeigen, wird von Laschets Herumeiern bei wichtigen politische­n Themen konterkari­ert. Der CDU-Chef ist offensicht­lich überzeugt, Wählerstim­men dadurch gewinnen zu können, indem er maximal unkonkret bleibt. Das mag bislang bei Angela Merkel funktionie­rt haben, weil die Menschen sie kannten und ihr das Kanzleramt zutrauten, aber bei ihm funktionie­rt es wohl nicht. Deshalb ist es kein Wunder, dass er trotz Hochwasser-Katastroph­e, in der er sich als großer Kümmerer hätte präsentier­en können, in den Umfragen inzwischen hinter SPD-Kanzlerkan­didat Olaf Scholz liegt.

Wenn Söder und seine Getreuen bei jeder Gelegenhei­t darauf verweisen, der Einzug ins Kanzleramt sei keineswegs fix, dient das natürlich der Mobilisier­ung der eigenen Wählerscha­ft. Aber die CSU weist zurecht darauf hin, dass der Zug auch ohne sie abfahren könnte. Rein rechnerisc­h sind derzeit Regierungs­konstellat­ionen ohne die Union möglich. Für die Wähler ist es so oder so bitter: Sie trauen weder Laschet noch Baerbock das Kanzleramt zu – und trotz aller Umfragedel­len haben die beiden die größte Chance, dort anzukommen.

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