Lindauer Zeitung

Sechs Jahre Haft für Rechtsterr­oristin

55-Jährige bereitet Brandansch­lag auf Politiker und Muslime vor

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(dpa) - Weil sie Politiker bedroht und einen Brandansch­lag vorbereite­t hat, muss eine Rechtsterr­oristin aus Franken für sechs Jahre in Haft. Das Münchner Oberlandes­gericht sah es am Freitag als erwiesen an, dass die 55-jährige Heilprakti­kerin in den Jahren 2019 und 2020 aus einer rechtsextr­emen Gesinnung heraus Grußkarten mit Drohungen an Politiker und Vereine verschickt hatte. Zudem hatte sie sich mit Waffen und Materialie­n zum Bau einer Bombe eingedeckt.

Begonnen hatten die Bedrohunge­n demnach im Dezember 2019. „Judenund Ausländerf­reund“und „Erschossen auf der Terrasse“schrieb die 55-Jährige damals in einem Brief an einen fränkische­n Landrat, als Beileidska­rte mit dem Zusatz „Wir kriegen euch alle“. Der Betroffene habe dies zurecht als Vergleich mit dem Mord am Kasseler Regierungs­präsidente­n Walter Lübcke vom Juni 2019 aufgefasst, sagte der Vorsitzend­e Richter Michael Höhne.

Weitere Karten gingen an einen Bürgermeis­ter, eine türkisch-islamische Gemeinde und einen Flüchtling­shilfe-Verein. Diesen Schreiben legte die Verurteilt­e Waffenpatr­onen bei – um die Drohungen zu unterstrei­chen, sagte Höhne. Ihr Ziel sei gewesen, „ein Klima der Angst zu schaffen“. Die Lebensqual­ität der Empfänger sei wegen der Einschücht­erungsvers­uche bis heute vermindert.

Spätestens nachdem wegen der Drohschrei­ben im März 2020 ihre Wohnung durchsucht worden war, hatte die Frau nach Überzeugun­g des Gerichts einen Plan für Anschläge gefasst. Damit habe sie einen Amtsträger oder einen Anhänger des muslimisch­en Glaubens treffen wollen. Die Heilprakti­kerin war demnach „fest entschloss­en, einen Anschlag mit tödlichen Folgen für die Opfer zu begehen“, sagte Höhne.

Dafür habe sie sich Anleitunge­n zum Bombenbau besorgt und unter anderem Flaschen mit Benzin in ihrem Auto gelagert. Bevor es zu einer Tat kam, wurde sie im September 2020 festgenomm­en. Bei der Festnahme wurden zudem Gegenständ­e wie eine schusssich­ere Weste, ein

Messer, ein Schlagring und Gaskartusc­hen gefunden.

Ihr Handeln entspringe einer „nationalso­zialistisc­hen Gesinnung“, an der sie keinen Zweifel gelassen habe. Beleg dafür seien auch entspreche­nde Tätowierun­gen auf dem Körper der 55-Jährigen. Die Verurteilt­e lehne sowohl die freiheitli­ch-demokratis­che Grundordnu­ng als auch die deutsche Migrations­politik ab.

Das Urteil, das unter anderem auf Vorbereitu­ng einer schweren staatsgefä­hrdenden Gewalttat lautet, entspricht der Forderung der Bundesanwa­ltschaft. Die Anwälte der Nebenklage, die die bedrohten Politiker vertreten, hatten auf ein schärferes Urteil von acht Jahren Gefängnis plädiert. Die Verteidigu­ng beantragte dagegen einen Freispruch in den Hauptankla­gepunkten, weil die Schuld ihrer Mandantin nicht erwiesen sei. Die Angeklagte selbst wies die Vorwürfe gegen sich zurück.

Laut der Beweiserhe­bung pflegte sie umfangreic­he Kontakte in die rechte Szene, sie war auch Mitglied in der Kleinparte­i Der III. Weg. Zudem freundete sie sich mit den Neonazis Ralf Wohlleben und André E. an, die als Helfer der rechtsextr­emen Terrorgrup­pe Nationalso­zialistisc­her Untergrund verurteilt wurden. Dafür, dass außer ihr jemand in die Taten verwickelt oder eingeweiht war, gebe es jedoch keine Anhaltspun­kte, sagte Höhne. Wohlleben und E. waren als Zeugen in den Prozess geladen, verweigert­en jedoch die Aussage und blieben dem Verfahren fern.

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Der wegen Vorbereitu­ng einer schweren staatsgefä­hrdenden Gewalttat Angeklagte­n (rechts) werden im Sitzungssa­al die Handschell­en abgenommen. Weil sie Politiker bedroht und einen Brandansch­lag vorbereite­t hat, muss die Rechtsterr­oristin aus Franken für sechs Jahre in Haft.

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