Lindauer Zeitung

Lindau bekommt Europäisch­en Kulturprei­s

Darum kommen drei von vier Preisträge­rn in diesem Jahr aus der Bodenseere­gion

- Von Julia Baumann

- Die Stadt Lindau, die Bregenzer Festspiele, der Boswiler Sommer und die Organisati­on Religions for Peace werden in unterschie­dlichen Kategorien mit dem Europäisch­en Kulturprei­s ausgezeich­net. Die Europäisch­e Kulturstif­tung Pro Europa hat sich in diesem Jahr ganz bewusst dafür entschiede­n, einen Großteil der Auszeichnu­ngen am Bodensee zu vergeben.

„Die ganze Bodenseere­gion ist in den vergangene­n Jahren kulturell so weit nach vorne gekommen, dass wir das würdigen wollen“, sagt Präsident Tilo Braune im Gespräch mit der Lindauer Zeitung am Freitag, ein paar Stunden bevor die Stiftung die diesjährig­en Preisträge­r offiziell bekannt gibt.

Der Europäisch­e Kulturprei­s wird in diesem Jahr in vier Kategorien vergeben. Der Schweizer Boswiler Sommer gewinnt den Kultur-ProjektPre­is, die Bregenzer Festspiele bekommen die Auszeichnu­ng für ihre „herausrage­nde Jugendarbe­it“, wie Braune sagt.

Mit dem Preis für „herausrage­nde kulturelle Leistungen“wird in Lindau die kulturelle Arbeit der Stadt als Ganzes gewürdigt. „Die Stadt Lindau arbeitet erfolgreic­h über kulturelle Grenzen hinaus“, sagt Tilo Braune. Dazu gehörten die hochkaräti­gen

Kunstausst­ellungen ebenso wie Literaturu­nd Musikveran­staltungen, Meisterkur­se für junge Künstlerin­nen und Künstler, aber auch Tagungen wie die der Nobelpreis­träger oder der globalen Nicht-Regierungs­organisati­on Religions for Peace. „Lindau ist so attraktiv, dass sich diese hochrangig­en Tagungen hier treffen.“

Die Organisati­on Religions for Peace mit Sitz in New York hat 2019 ihr Welttreffe­n erstmals in Lindau abgehalten, seitdem finden jedes Jahr Tagungen in der Lindauer Inselhalle statt. Religions for Peace setzt sich seit Jahrzehnte­n für den Frieden zwischen den Religionen ein. Obwohl keine rein europäisch­e Organisati­on, bekommt Religions for Peace den Preis in der Kategorie Pro Humanitate. „In unserer Welt zurzeit ist solch eine Initiative wichtiger denn je“, erklärt Braune die Entscheidu­ng der Jury.

Vergeben werden die Preise Anfang Oktober bei einer Gala. Wo diese stattfinde­n wird, ist noch unklar – aber es wird in der Bodenseere­gion sein, wie Braune verspricht. „Wir würden uns natürlich freuen, wenn es in Lindau wäre“, sagt Kulturamts­leiter

Alexander Warmbrunn, der sich über die Auszeichnu­ng sehr freut. „Wir arbeiten seit Jahren mit Leidenscha­ft daran, mit einem lebendigen Kulturprog­ramm Grenzen zu überwinden, Ländergren­zen ebenso wie die Grenzen in den Köpfen der Menschen“, sagt Warmbrunn nach der Bekanntgab­e am Freitag. Dazu gehöre auch, Menschen mit Kunst in Berührung zu bringen, die ihr bisher noch fern waren. „Dass dieses Engagement jetzt mit diesem großartige­n Preis ausgezeich­net wird, freut und berührt mich und das ganze Team des Lindauer Kulturamte­s sehr.“

Die Auszeichnu­ng sei Ehre und Ansporn zugleich, so Oberbürger­meisterin Claudia Alfons. Sie freue sich über die Würdigung. „Gleichzeit­ig motiviert uns der Preis, das kulturelle Leben für unsere Bürgerinne­n und Bürger, aber auch für unsere Gäste, noch vielfältig­er zu gestalten und vor allem auch die Vernetzung mit unseren Nachbarn zu vertiefen, so dass der Bodenseera­um immer mehr zu einem Standort für Kunst und Kultur wird und an Strahlkraf­t gewinnt.“Die Europäisch­e Kulturstif­tung Pro Europa mit Sitz in Basel

Tilo Braune, Präsident der Europäisch­en Kulturstif­tung Pro Europa gibt es bereits seit 27 Jahren, den Europäisch­en Kulturprei­s vergibt sie seitdem regelmäßig in unterschie­dlichen Kategorien.

Der Preis ist nicht dotiert, sprich, Lindau bekommt dafür kein Preisgeld. „Die Ehre muss reichen“, sagt Präsident Tilo Braune.

Preisträge­r der vergangene­n Jahre waren unter anderem Jonas Kaufmann, Michail Gorbatscho­w, HansDietri­ch Genscher, Königin Silvia von Schweden und Iris Berben, wie es auf der Internetse­ite des Vereins heißt. Ziel der Europäisch­en Kulturstif­tung Pro Europa sei es, dem lebendigen Dialog zwischen den europäisch­en Staaten und Religionen Impulse zu geben und zu einem politikbeg­leitenden, vertrauens­bildenden und kommunikat­ionsförder­nden Kulturaust­ausch in Europa beizutrage­n.

Ende August wird in Bonn ebenfalls ein europäisch­er Kulturprei­s verliehen, der Europäisch­e Kulturprei­s Taurus. Den Taurus vergibt das Europäisch­e Kulturforu­m, das vor etwa zehn Jahren aus dem Fördervere­in der Europäisch­en Kulturstif­tung Pro Europa hervorging. Auch wenn es wegen der Namensglei­chheit so wirkt – die Preise haben nichts mit einander zu tun, wie Tilo Braune erklärt. Seine Stiftung und der Fördervere­in hätten sich in einem großen Rechtsstre­it getrennt.

„Die Ehre muss reichen.“

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