So gefährlich ist Öl in unseren Gewässern
Unbekannte kippen Öl in den Rickenbach – Wasserwirtschaftsamt klärt über Gefahren auf
- Unbekannte kippen Öl in den Rickenbach, die Feuerwehr verhindert gerade noch, dass es in den Bodensee läuft. Warum so ein Ölaustritt für Tiere, aber weniger für das Trinkwasser gefährlich ist.
Am vergangenen Montag wurde die Polizei an den Rickenbach in der Nähe des Betriebsgeländes Xomox gerufen. Zeugen hatten beobachtet, dass Öl aus einem Zufluss in den Bach strömt. Die Feuerwehr sicherte den Rickenbach mit Sperren und legte Vliese aus, die das giftige Öl von der Wasseroberfläche ziehen.
Mithilfe von Plänen der Gartenund Tiefbaubetriebe Lindau (GTL) fand die Feuerwehr nach kurzer Zeit sogar den Gully, in den Unbekannte wohl absichtlich Öl kippten.
Dieser Gully liegt auf dem Gelände des Wertstoffhofes, rund 200 Meter entfernt. Die Polizei ermittelt und geht derzeit davon aus, dass eine Person Altöl entsorgen wollte, beim Wertstoffhof abgewiesen wurde und es dann einfach in den Gully auf dem Gelände kippte. Dieser ist mittlerweile von dem restlichen Öl befreit und der Rickenbach gesäubert.
Laut Stadtbrandmeister Max Witzigmann sei die Situation durchaus gefährlich gewesen. An dem Tag gab es starken Wind und hohen Wellengang im See. „Wäre das Öl bei diesen Bedingungen in den See gelangt, wäre es schwer gewesen es noch einzukesseln.“Es hätte sich im ganzen See ausgebreitet.
Für die Feuerwehr war der Einsatz Routine, laut Witzigmann rücken die Einsatzkräfte mehrmals im Jahr wegen Öl in Gewässern aus. Dieser Einsatz war dennoch besonders: Dass Öl vom Festland in den See zu fließen droht, ist selten. Normalerweise muss die Feuerwehr Öl aus dem See holen, dass durch gekenterte Motorboote oder gescheiterte Tankversuche austritt.
Das bestätigt auch das Wasserwirtschaftsamt in Kempten: Öl in Gewässern käme am gesamten bayerischen Ufer alle paar Wochen vor, vor allem durch Boote. Martin Adler ist Abteilungsleiter des Wasserwirtschaftsamtes für den Landkreis Lindau, sein Team wird bei Ölaustritten zur Beratung hinzugezogen und ist für die Nachkontrolle der Ausbreitung zuständig.
Er beschreibt, dass ein Liter Öl sich auf hundert Quadratmetern Wasser als dünner Film auf die Oberfläche legt. In Lindau würden diese schimmernden Filme vor allem im Hafen auftreten, was laut Adler einen großen Vorteil hat: „Dort lässt sich das ganz gut eindämmen und behandeln.“
Doch wie gefährlich ist Öl im Bodensee? „Öl ist toxisch für Wasserorganismen, vor allem für Fische und Kleinlebewesen – bei größeren Katastrophen auch für Vögel“, sagt Martin Adler. Wie viel Öl es braucht, damit Tiere sterben, das kann er nicht genau beantworten. „Der Bodensee verträgt natürlich deutlich mehr als ein kleiner Bach.“Die ÖlMenge, die vom Rickenbach in den See zu fließen drohte, scheint bei Adler jedenfalls keine besondere Besorgnis auszulösen. Auch nicht bezogen auf den Bodensee als Trinkwasserspeicher.
Adler könne sich an keinen Ölaustritt erinnern, der gefährlich für unser Leitungswasser gewesen wäre. Einerseits weil dieses am bayerischen Ufer bei Nonnenhorn gezogen wird, also weit weg von Brennpunkten wie dem Hafen. Andererseits wird in 70 Metern Tiefe gepumpt, wo normalerweise kein Öl hinkommt. Und sowieso wird laut Adler das Wasser so aufbereitet, dass von der Ölverschmutzung nichts mehr übrig bleiben würde.
Obwohl die Gefahren für Tier und Mensch also überschaubar sind, mahnt Adler zu mehr Vorsicht beim Wegwerfen gefährlicher Stoffe. „Ich glaube nicht, dass hinter so Aktionen wie in dieser Woche eine kriminelle Energie steckt – es ist Unwissenheit.“Viele Menschen wüssten nicht, dass die meisten Gullys zur Regenwasserkanalisation gehören, diese also nicht in die Kläranlage führen, sondern direkt in das nächstgelegene Gewässer.
Das Wasserwirtschaftsamt habe beispielsweise häufig damit zu kämpfen, dass unbedachte Heimwerker ihre Pinsel in Eimern auswaschen und das verfärbte und giftige Wasser in einen Gully schütten, „Da steckt keine Absicht dahinter, das wird weggeworfen im Sinne: aus den Augen aus dem Sinn.“