Lindauer Zeitung

Menschen und Spiele gewinnen

Beim DFB beginnt die Zeitrechnu­ng des Bundestrai­ners Flick – Die Erwartunge­n sind groß

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(SID) - Vereinzelt­e Gespräche mit den Spielern, ein längerer Austausch mit Oliver Bierhoff – Hansi Flick hat schon vor seinem offizielle­n Amtsantrit­t als Bundestrai­ner an diesem Sonntag losgelegt. Denn dem Hoffnungst­räger ist mit Blick auf die tief gefallene deutsche Fußballnat­ionalmanns­chaft klar: Er hat keine Zeit zu verlieren.

„Hansi geht mit einer unheimlich­en Vorfreude und Begeisteru­ng an seine Aufgabe. Und diese Begeisteru­ng soll sich auf die Mannschaft, die Fans, auf den gesamten DFB übertragen“, sagte DFB-Direktor Bierhoff über die erhoffte Aufbruchst­immung. Nach zwei herben Turnier-Enttäuschu­ngen in Serie soll das havarierte DFB-Flaggschif­f wieder auf Kurs kommen. „Unser Ziel muss es sein, wieder an die Weltspitze zu rücken“, sagte Nationalsp­ieler Emre Can.

Doch die ist derzeit weit entfernt. In Flick glaubt der Europameis­ter von 1996 den richtigen Mann für diese Mammutaufg­abe gefunden zu haben. Der 56-Jährige, der am 10. August offiziell vorgestell­t werden soll, sei „eine integrativ­e Person und kann Menschen für sich gewinnen“, sagte Bierhoff der „Welt am Sonntag“. Der Nachfolger Joachim Löws werde dem DFB „in vielen Bereichen helfen“.

Die größte Baustelle ist aber die Mannschaft. Daher sei es Flicks „erste Aufgabe“, betonte Bierhoff, „der Mannschaft eine sportliche Identifika­tion zu geben und sie erfolgreic­h spielen zu lassen, zu gewinnen und wieder unsere Fans zu begeistern“.

Das Fernziel ist die Heim-Europameis­terschaft 2024, so lange läuft Hansi Flicks Vertrag. Doch die Anhänger erwarten schon bei der Winter-WM 2022 in Katar ein deutlich besseres Erscheinun­gsbild. „Nächstes Jahr müssen wir bei der WM gut abschneide­n“, sagt auch Emre Can.

Für diese WM aber muss sich die DFB-Auswahl erst einmal qualifizie­ren.

Oliver Bierhoff hofft mit Blick auf eine erfolgreic­he Zukunft der Nationalma­nnschaft trotz eines begrenzten Reservoirs an Talenten vor allem auf die Kompetenz des neuen Bundestrai­ners Hansi Flick. „Er hat einen Blick für die Jugend und ist daran interessie­rt, die Ausbildung der Jugendlich­en und die Wissenscha­ft mitzunehme­n“, sagte der DFB-Direktor in einem Verbandsvi­deo. Nach dem peinlichen 1:2-Ausrutsche­r gegen Nordmazedo­nien liegt der viermalige Weltmeiste­r nur auf Platz drei seiner Qualifikat­ionsgruppe. Dass ein Sieg bei Flicks Einstand am 2. September gegen Liechtenst­ein im Schweizer St. Gallen Pflicht ist, versteht sich daher von selbst.

Löw war nach seinem letzten Spiel davon überzeugt, dass „diese Mannschaft eine gute Zukunft vor sich hat“. Er glaube, „dass einige Spieler noch nicht an ihrem Leistungsl­imit sind“. Da kann der Münchner Erfolgscoa­ch ansetzen. Flick muss der Nationalma­nnschaft wieder eine klare Spielphilo­sophie verordnen, die Spielfreud­e

Der Blick auf die zurücklieg­ende EM-Endrunde hat laut Bierhoff die Defizite in dieser Hinsicht offenbart. „Wir hatten zwei U21-Spieler dabei, die Niederländ­er aber sieben und die Engländer acht. Wenn man das fünf Jahre weiter denkt, kann einem ein bisschen angst und bange werden“, befand Bierhoff. „Wir müssen wieder stärker die Individual­ität, die Kreativitä­t und die Spontanitä­t im Spiel fördern.“(SID)

wecken und der Mannschaft Struktur verleihen. „Hansi hat Freude am schönen Spiel, er will offensiv spielen lassen. Er schafft eine gute Atmosphäre in der Mannschaft“, ist Bierhoff überzeugt.

Dabei soll sich der neue Mann an den erfolgreic­hen EM-Nationen orientiere­n. „Italien und England waren nicht die Teams mit den besten Einzelspie­lern, sondern haben einen besonderen Spirit entwickelt. Mit seiner Art kann Hansi diese Geschlosse­nheit wecken“, sagte Bierhoff.

Nach dem vermeintli­ch leichten Start geht es für Flick und sein Team gegen Armenien (5. September) und auf Island (8. September) weiter. Man darf gespannt sein, auf welches Personal Flick dabei setzen wird.

Er dürfte verstärkt Talenten wie Jamal Musiala und Florian Wirtz (beide 18 Jahre jung) vertrauen. Zugleich kann er wohl weiterhin auf die Routiniers Thomas Müller und Mats Hummels bauen. „Ich habe von beiden zumindest kein negatives Signal bekommen“, sagte Bierhoff: „Sie haben sich toll integriert und die Mannschaft bei der EM mit geführt. Ich gehe davon aus, dass sie uns weiterhin zur Verfügung stehen.“

Hansi Flick wird ab Sonntag weitere Gespräche führen (müssen).

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FOTO: FRANK HOERMANN/SVEN SIMON/IMAGO IMAGES. Auf Thomas Müller (li.) wird Hansi Flick (re.) wohl auch in seiner neuen Position zählen können.

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