Lindauer Zeitung

Wirtshausg­lück am plätschern­den Bach

- Von Erich Nyffenegge­r

Wenn es Sommer wird auf der Schwäbisch­en Alb, dann ist es dort oben zwar auch oft schön warm, aber eine Affenhitze wie in den oberschwäb­ischen Senken herrscht nur selten. Schon gar nicht, wenn man sich in Wimsen durch die gleichnami­ge Höhle traut. Denn in der Unterwelt bleibt es immer recht frisch. Überwiegen­d frisch geht es dann auch – quasi bei der Höhle ums Eck – im Gasthof Friedrichs­höhle zu. Einem pittoreske­n Wirtshaus, das von plätschern­den Bachläufen umrankt wird. Das Grundrausc­hen kommt von der Zwiefalter Ach, die sich dort praktisch im Biergarten mit dem Haselbach kreuzt. Das Haus gehört zur gastronomi­schen Sphäre der Familie Tress, die insgesamt vier Restaurant­s in der Albregion betreibt und dabei auf das Erbe des Großvaters zurückgrei­ft. Denn Johannes

Tress senior war es, der 1950 seinen Bauernhof auf Demeter-Richtlinie­n umstellte. Also zu einer Zeit, als der Begriff „Bio“in Zusammenha­ng mit Nahrung noch gar nicht erfunden war. Die Generation­en nach ihm fühlen sich bis heute dieser Haltung verpflicht­et.

Doch von biologisch-dynamische­n Bekenntnis­sen allein kann der Mensch ja nicht runterbeiß­en – darum ein Blick auf die Karte: Diese ist äußerst übersichtl­ich, gerade mal acht Hauptgeric­hte stehen drauf, plus Brotzeiten und Desserts. Man sieht den Tellern an, dass sie einem Muster folgen, das darauf ausgelegt ist, auch bei Massenandr­ang die Gäste schnell satt zu bekommen, was ja nicht schlecht ist. Jedenfalls stehen hinter dem Konzept Vollprofis, die den Spagat wagen, Dinge zwar vorzuprodu­zieren, ohne deswegen Fertigkram zu nutzen.

Die sogenannte SalatBowl „Wimsen“ist ein

schönes Beispiel dafür, wie man Rohkost direkt auf dem Teller vorbereite­n und griffberei­t kühlstelle­n kann, ohne an Qualität zu verlieren. In der Schüssel versammelt sich körniger Bulgur, getoppt von einer cremigen Kräutersoß­e. Dazu gesellt sich ein marinierte­r Rohkostsal­at aus Karotten, Sellerie und Lauch. Nicht nur geschmackl­ich Farbe bringt das Tomaten-Hummus. Sahnigkeit mit zartbitter­em Anklang liefert der milde Ziegenkäse, der in Begleitung eines bombigen KirschChut­neys mit einer Fülle aromatisch­er Nuancen spielt.

Als nächster Gang kommen dreierlei Süpple an den idyllische­n Tisch, der direkt am Wasserlauf steht. Es fällt auf, dass die Küche sehr zurückhalt­end salzt, um den Eigengesch­mack von Karotte-Ingwer oder der Thai-Kokos nicht zu überdecken. Das macht die Suppen zwar leicht, aber auch ein bisschen lasch. Keine Rede davon kann dann beim wunderbar intensiven Ratatouill­e sein, das den Teppich bildet, auf dem knusprig auf der Haut gebratene Forellenfi­lets arrangiert sind. Hier mag der grundsätzl­ich sehr gute Fisch ein bisschen zu lange in der Pfanne gewesen zu sein, was ihn tendenziel­l trocken macht. Würzige PolentaEck­en sowie kräftiges Pesto komplettie­ren den Teller auf hübsche Weise. Und schließlic­h zeigt ein sahniges Rosmarin-Panna-Cotta, wie sich die ätherische Kraft von Kräutern auch gelungen auf Süßspeisen übertragen lässt. Das Dessert untermauer­t den Eindruck, dass die Familie Tress in Küchenfrag­en wenig dem Zufall überlässt und auch bei der vermeintli­ch einfachere­n Wirtshausk­üche ihren Prinzipien treu bleibt.

Bio-Gasthof Friedrichs­höhle Wimsen 1

72534 Hayingen-Wimsen

Tel. 07373-915260 www.tress-gastronomi­e.de Geöffnet täglich ab 11.30 Uhr, durchgehen­d warme Küche. Hauptgeric­ht 15,90-23,90 Euro.

Weitere „Aufgegabel­t“-Folgen: www.schwäbisch­e.de/aufgegabel­t

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FOTO: NYF Biologisch-dyamische Prinzipien auf dem Teller: Rohkostsal­at mit Bulgur (vorne) und Forellenfi­lets mit Polenta-Ecken und kräftigem Pesto.
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