Alter Schwede ermittelt im Ersten
Die neue Serie „Kommissar Bäckström“bietet hochwertige Krimikost aus dem Norden
(dpa) - Mit Kleinkram wie bewaffneten Raubüberfällen gibt er sich gar nicht erst ab: Der schwedische Kommissar Evert Bäckström (Kjell Bergqvist) klärt Mordfälle auf, und sonst gar nichts. Und selbst seine Neider, von denen es nicht wenige gibt, müssen anerkennen, dass der unkonventionelle Kriminalist sein Handwerk versteht. Ansonsten ist dieser geniale Ermittler aus Göteborg ein echter Stinkstiefel: Er trinkt viel zu viel, macht ständig frauenfeindliche Witze, gibt sich bei TVAuftritten maßlos eitel und demütigt Untergebene. Mit einem solchen Macho alter Schule hat es seine Assistentin Ankan Carlsson (Agnes Lindström Bolmgren) wahrlich nicht leicht.
Die sechsteilige schwedische Miniserie „Kommissar Bäckström“mit diesem etwas aus der Zeit gefallenen Hauptdarsteller startet am Sonntag um 21.45 Uhr mit den ersten beiden, jeweils 45-minütigen Episoden „Die Insel“und „Der Schädel“im Ersten.
Das wird ein komplexer Fall, mit dem sich Bäckström herumschlagen muss: Sein Nachbarsjunge Edvin (Elvis Stegmar) bringt von einem Pfadfinderausflug auf die unbewohnte Insel Ofärdsön einen Totenkopf mit. Schnell hat der hochintelligente Edvin herausgefunden, dass es sich bei dem makabren Fundstück um den Schädel einer etwa 30-jährigen Asiatin handeln muss.
Eine DNA-Analyse ergibt schließlich, dass die Tote bereits 2004 in Thailand bei dem Tsunami ums Leben
gekommen ist und auch dort beerdigt wurde. Wie kann jemand zweimal sterben? Diese Frage bereitet dem Ermittlerteam schlaflose Nächte. Das Sagen hat natürlich nur der großmaulige Chef. Seine bemitleidenswerten Assistenten Olsson und Olzzon, die auf Krücken ins Präsidium schleichen, sind zunächst nicht mehr als Stichwortgeber. Aber der selbstherrliche Bäckström muss aufpassen. Die ehrgeizige Staatsanwältin Hanna Hwass (Livia Millhagen) hat den Fall übernommen. Sie wartet nur auf eine gute Gelegenheit, um den Meisterdetektiv zu Fall zu bringen. Heimlich trifft sie sich mit Bäckströms Erzfeind, dem Anwalt Thomas Eriksson (Jens Hultén). Der ist auch sein Gegenspieler in einer TV-Show, in der es um ungelöste Verbrechen geht.
Komplexe Charaktere, spannende Rückblenden, viele Geheimnisse: Die ersten beiden Episoden (Regie und Drehbuch: Jonathan Sjöberg) von „Kommissar Bäckström“machen auf jeden Fall Lust auf mehr. Die Charaktere der Serie beruhen auf Figuren des populären schwedischen Bestsellerautors und TV-Moderators Leif G.W. Persson.
Was hat es also mit der geheimnisvollen Insel auf sich, die einmal als „Sammelplatz für dunkle Mächte“bezeichnet wird? Ein rechtsradikaler Pfadfinderleiter sorgt für Argwohn, und vielleicht hängt ein eher profaner Raubüberfall doch mit dem Mord zusammen. Und auch mit dem frühreifen Pfadfinder und Hobbydetektiv Edvin, dessen Vater so gar nicht zu diesem Sohn passt, scheint etwas nicht zu stimmen.
Derweil darf Bäckström seinen Vorgesetzten Toivonen als „finnischen Hinterwäldler“bezeichnen, jeden Abend mit einer anderen Frau ins Bett steigen, und mittags Wodka aus dem Flachmann kippen. Dem schwedischen Schauspieler Kjell Bergqvist gelingt das Kunststück, dieses Ekel trotzdem halbwegs sympathisch erscheinen zu lassen. Man verzeiht ihm seine Bissigkeit. Und wartet gespannt darauf, wie er den verzwickten Fall lösen will.
Die ersten beiden Folgen von „Kommissar Bäckström“laufen am 1. August ab 21.45 Uhr im Ersten, Folge 3 und 4 am 8. August ab 21.45 Uhr und Folge 5 und 6 am 15. August ab 21.45 Uhr.