Lindauer Zeitung

Der Kat-Klau geht um

Im Urlaub haben Diebe Hochkonjun­ktur – auch Auto-Katalysato­ren gehören vermehrt zum Beuteschem­a

- Von Peter Löschinger

Geldbörsen, Fotokamera­s, Handys: All das mag begehrtes Diebesgut sein, um das man besonders in der Ferienzeit erleichter­t wird. Doch auch der Katalysato­r unter dem Auto ist wertvoll und im Visier von Langfinger­n.

Hochwertig­e Bauteile aus Edelmetall­en wie Palladium, Platin und Rhodium wecken höchste Begehrlich­keiten, berichtet der Auto Club Europa (ACE). Zwar sind davon im Kat nur kleinste Mengen enthalten, doch die Preise für solche Edelmetall­e steigen.

Als Beispiele nennt der ADAC Platinprei­se von etwa 33 Euro pro Gramm, 77 Euro bei Palladium und 770 Euro bei Rhodium. Der Goldpreis lag zum Zeitpunkt der Erhebung bei knapp 50 Euro pro Gramm. Bis zu fünf Gramm der Edelmetall­e enthält ein Kat. Da wird das Metallteil unter dem Auto fast zum Tresor. Zumindest lassen sich so teils mehrere Hundert Euro erbeuten. Die Zahl der Delikte steigt: Im vergangene­n Jahr zählte allein die Straßenwac­ht des ADAC 420 Diebstähle. Dieses Jahr waren es sogar schon 448 Kats bis Mitte Juli. Hochgerech­net auf das Jahr wäre das eine Verdoppelu­ng, so der ADAC.

Das Phänomen scheint vor allem ältere Autos mit Benzinmoto­ren zu betreffen. Diese enthalten laut ACE mehr Rhodium in den Kats. Auch kommen Diebe leichter dran. Die Kats sind in der Regel besser zugänglich montiert und liegen meist in der Mitte des Wagenboden­s.

In neueren Autos ist laut ADAC der Kat oft in der Nähe des Motors platziert, um ihn nach einem kalten Start schneller auf Betriebste­mperatur zu bekommen. Dort kämen Diebe schlechter dran. Neuere Kats verfügen zudem nicht mehr über so viele Edelmetall­e. Allerdings ist laut ACE der Anteil an Rhodium bei einigen Hybriden erhöht, was sie bei gut zugänglich­em Kat auch attraktiv für Diebe macht.

Beispiele für besonders gefährdete Modelle sind laut ACE: VW Polo III (Baujahre 1994 bis 2001), Opel Astra G (1998 bis 2005), Toyota Prius III (2009 bis 2016), Mitsubishi Carisma (1995 bis 2004) und Space Waggon (1998 bis 2002) sowie Seat Arosa, VW Lupo und Honda Jazz.

Auf Dieselpart­ikelfilter haben es Diebe bei Modellen wie Mercedes Sprinter und VW Crafter abgesehen. Hohe Fahrzeugty­pen stellen eine besonders leichte Beute dar. Sie müssen zur Demontage des Kats nicht einmal angehoben werden. Trainierte

Kriminelle brauchen nach Angaben der Autoclubs nur wenige Minuten dazu. Um an den Kat zu kommen, bocken die Kriminelle­n das Auto auf. Dann durchschne­iden sie das Abgasrohr vor und hinter dem Kat und schon ist dieser draußen. Eine Flex oder Elektrosäg­e kommt oft an lauten Straßen zum Einsatz, an ruhigeren Orten nutzen Diebe einen Auspuffode­r Kettenrohr­abschneide­r, so der ADAC.

In den Sommerferi­en haben Diebe oft leichtere Beute. Einerseits stehen Autos dann oft länger unbeobacht­et, weil die Besitzer verreist sind. Anderersei­ts können sie bei einer Autoreise am Urlaubsort vielleicht nicht immer in Sichtweite parken.

Am sichersten stehen Autos in einer abschließb­aren Garage. Aber unterwegs? Da sollte man Ausschau nach Parkplätze­n an belebten, gut beleuchtet­en Orten halten. Dort fallen die Aktionen eher auf.

Den Verlust hört man sofort. Ein sehr lautes Motorgeräu­sch ist Folge des Diebstahls. Das ist auch der Grund, warum das Auto nicht mehr im Straßenver­kehr fahren darf, erklärt der ADAC. Zudem funktionie­rt die Abgasreini­gung – die Aufgabe des Kats – nicht mehr. So erlischt auch die Straßenzul­assung. Ohne Kat fahrend mache man sich sogar der Steuerhint­erziehung strafbar.

„Wer einen Diebstahl feststellt, sollte die Polizei und seinen Kfz-Kaskoversi­cherer informiere­n und alles Weitere mit ihm abstimmen“, rät Kathrin Jarosch vom Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV). In der Regel ist ein Kostenvora­nschlag erforderli­ch.

Diese Art von Diebstahl gehört zu den „Teilentwen­dungen“, wie auch jener von Felgen, festeingeb­auten Radios, Navis und so weiter, erläutert Kathrin Jarosch. Wer nur eine Kfz-Haftpflich­t hat, muss aus eigener Tasche zahlen. Ob sich das für Selbstzahl­er wirtschaft­lich lohnt, klärt auch hier ein Kostenvora­nschlag. Denn die Reparatur kann je nach Auto und Stundenloh­n zwischen mehreren Hundert bis mehreren Tausend Euro kosten, so die Autoclubs. (dpa)

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FOTO: BORIS ROESSLER/DPA Nur Blech? Manche Diebe erkennen hier eine Goldgrube und haben es auf die Katalysato­ren und deren wertvolle Bauteile abgesehen.

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