Kleiner Erdrutsch hat große Folgen für Zugverkehr
Welche Auswirkungen ein paar Kubikmeter weggespülter Bahndamm haben – Und was Reisende wissen müssen
- Wegen der starken Regenfälle in den vergangenen Tagen und Wochen sind in Wangen auf wenigen Metern auch Teile des Bahndamms weggespült worden. Der kleine Erdrutsch beim Bahnübergang an den Fachkliniken wirkt sich seit Montagnachmittag aber massiv auf den Zugverkehr in der gesamten Region Oberschwaben/Allgäu und darüber hinaus aus. Bis der Schaden behoben ist und Züge wieder im Streckenabschnitt zwischen Wangen und Kißlegg fahren, könnten mindestens noch einige Tage vergehen.
„Die Regionalbahn nach Leutkirch fällt heute aus. Grund dafür ist ein Erdrutsch. Wir bitten um Entschuldigung.“Diese kurze, automatische Durchsage schallt am Dienstagmittag aus den Lautsprechern am Wangener Bahnhof. Dort ist zu diesem Zeitpunkt schon gespenstische Ruhe eingekehrt, kein Mensch ist auf den Bahnsteigen zu sehen. Nur ein für die Technik zuständiger Bahnbediensteter pendelt zwischen Gleisen und Vorplatz hin und her, damit beschäftigt, Bahnreisende auf den Schienenersatzverkehr am benachbarten Busbahnhof zu verweisen.
Die Ursache für den leeren Wangener Bahnhof und die verwaiste Zugstrecke liegt rund einen Kilometer weiter Richtung Kißlegg – genau: neben dem Bahnübergang an den Fachkliniken. Dort sind am Dienstagnachmittag einige Mitarbeiter der Deutschen Bahn versammelt, um den Schaden zu besichtigen, der bereits im Lauf des Montags zum ersten Mal bemerkt worden war. Seitdem ist der Streckenabschnitt zwischen Wangen und Kißlegg gesperrt.
Der erste Eindruck: Durch die starken Niederschläge der letzten Tage und Wochen floss das Regenwasser vom Bahnübergang seitlich auf den Bahndamm ab, davon zeugt eine ausgewaschene Kiesrinne. Mit der Folge, dass sich um einen betonierten Kabelschacht herum das Erdreich mitsamt dem Gleisschotter gelockert hat und den steilen Hang runter rutschte. Der betroffene Bereich zwischen Bahnübergang und dem ersten Oberleitungsmasten ist zwar nur ein paar Meter lang, es dürften nur wenige Kubikmeter Erde abgerutscht sein, doch die Auswirkungen sind riesig – nicht nur für den Regionalverkehr.
Wie die Bahn am Dienstagmittag mitteilte, verkehren wegen der Sperrung des Streckenabschnitts bis auf Weiteres die Züge aus Richtung Aulendorf/Memmingen bis Kißlegg und enden dort vorzeitig. Die Züge aus Richtung Lindau/Hergatz beginnen und enden in Wangen. Einzelne Züge aus Richtung Memmingen-Lindau werden nach Angaben der Bahn über Kempten umgeleitet. Es fahren zudem Busse für die Fahrgäste zwischen Kißlegg und Wangen.
Diese fahren demnach in Wangen mit Ausnahme der ersten und letzten Verbindung ab Minute 20. Für die erste Verbindung verkehre der Bus direkt im Anschluss an die Ankunft in Wangen um 5.27 Uhr. Für die letzte Verbindung fahre der Bus bis Leutkirch und werde ebenfalls an die Ankunft in Wangen um 23.39 Uhr angepasst. Laut Bahn fahren die Busse in Kißlegg ab Minute 45. Für die letzte Verbindung fährt demnach der Bus bereits ab Leutkirch angepasst zur Ankunftszeit in Leutkirch um 23.33 Uhr.
Auch der Fernverkehr der Bahn ist von dem vergleichsweise kleinen Erdrutsch in Wangen massiv betroffen. Die EC/ECE-Züge aus Richtung München enden und wenden laut
Bahn in Memmingen, die aus Richtung Zürich enden und wenden in Bregenz. Zwischen Memmingen und Bregenz fahren demnach Busse für die Fahrgäste. Fahrgäste von und nach Lindau sollen die Nahverkehrszüge bis/ab Bregenz beziehungsweise München und Buchloe über Kempten (Linie RE 77) nutzen.
Reisende können bei der Deutschen Bahn die Verbindungen mit Echtzeitinformationen in der Reiseauskunft auf m.bahn.de, in der DB Navigator-App und bei www.bahn.de/Reiseauskunft abrufen. Die Bahn empfiehlt den Fahrgästen, wegen der Fahrplanabweichungen gegebenenfalls eine frühere Verbindung zu wählen und bittet für die Unannehmlichkeiten um Entschuldigung.
Diese „Unannehmlichkeiten“dürften noch eine Weile andauern. Um den Bahndamm in dem steilen Gelände so zu stabilisieren, damit auch schwere Züge wie ECEs oder Güterzüge, die derzeit vermehrt auf der Allgäubahn-Strecke unterwegs sind, wieder fahren können, dürften mindestens ein paar Tage vergehen. Das zumindest war der Eindruck bei der Besichtigung des Erdrutsches durch die Bahn-Mitarbeiter. Was Bahnreisende ärgert, dürfte Anlieger des Bahnstreckenabschnitts und Autofahrer in Wangen freuen: Sie haben die nächste Zeit etwas Ruhe und können bei offenen Schranken auch den viel diskutierten B32-Übergang ohne Stopp überqueren.