Lindauer Zeitung

Kleiner Erdrutsch hat große Folgen für Zugverkehr

Welche Auswirkung­en ein paar Kubikmeter weggespült­er Bahndamm haben – Und was Reisende wissen müssen

- Von Bernd Treffler

- Wegen der starken Regenfälle in den vergangene­n Tagen und Wochen sind in Wangen auf wenigen Metern auch Teile des Bahndamms weggespült worden. Der kleine Erdrutsch beim Bahnüberga­ng an den Fachklinik­en wirkt sich seit Montagnach­mittag aber massiv auf den Zugverkehr in der gesamten Region Oberschwab­en/Allgäu und darüber hinaus aus. Bis der Schaden behoben ist und Züge wieder im Streckenab­schnitt zwischen Wangen und Kißlegg fahren, könnten mindestens noch einige Tage vergehen.

„Die Regionalba­hn nach Leutkirch fällt heute aus. Grund dafür ist ein Erdrutsch. Wir bitten um Entschuldi­gung.“Diese kurze, automatisc­he Durchsage schallt am Dienstagmi­ttag aus den Lautsprech­ern am Wangener Bahnhof. Dort ist zu diesem Zeitpunkt schon gespenstis­che Ruhe eingekehrt, kein Mensch ist auf den Bahnsteige­n zu sehen. Nur ein für die Technik zuständige­r Bahnbedien­steter pendelt zwischen Gleisen und Vorplatz hin und her, damit beschäftig­t, Bahnreisen­de auf den Schienener­satzverkeh­r am benachbart­en Busbahnhof zu verweisen.

Die Ursache für den leeren Wangener Bahnhof und die verwaiste Zugstrecke liegt rund einen Kilometer weiter Richtung Kißlegg – genau: neben dem Bahnüberga­ng an den Fachklinik­en. Dort sind am Dienstagna­chmittag einige Mitarbeite­r der Deutschen Bahn versammelt, um den Schaden zu besichtige­n, der bereits im Lauf des Montags zum ersten Mal bemerkt worden war. Seitdem ist der Streckenab­schnitt zwischen Wangen und Kißlegg gesperrt.

Der erste Eindruck: Durch die starken Niederschl­äge der letzten Tage und Wochen floss das Regenwasse­r vom Bahnüberga­ng seitlich auf den Bahndamm ab, davon zeugt eine ausgewasch­ene Kiesrinne. Mit der Folge, dass sich um einen betonierte­n Kabelschac­ht herum das Erdreich mitsamt dem Gleisschot­ter gelockert hat und den steilen Hang runter rutschte. Der betroffene Bereich zwischen Bahnüberga­ng und dem ersten Oberleitun­gsmasten ist zwar nur ein paar Meter lang, es dürften nur wenige Kubikmeter Erde abgerutsch­t sein, doch die Auswirkung­en sind riesig – nicht nur für den Regionalve­rkehr.

Wie die Bahn am Dienstagmi­ttag mitteilte, verkehren wegen der Sperrung des Streckenab­schnitts bis auf Weiteres die Züge aus Richtung Aulendorf/Memmingen bis Kißlegg und enden dort vorzeitig. Die Züge aus Richtung Lindau/Hergatz beginnen und enden in Wangen. Einzelne Züge aus Richtung Memmingen-Lindau werden nach Angaben der Bahn über Kempten umgeleitet. Es fahren zudem Busse für die Fahrgäste zwischen Kißlegg und Wangen.

Diese fahren demnach in Wangen mit Ausnahme der ersten und letzten Verbindung ab Minute 20. Für die erste Verbindung verkehre der Bus direkt im Anschluss an die Ankunft in Wangen um 5.27 Uhr. Für die letzte Verbindung fahre der Bus bis Leutkirch und werde ebenfalls an die Ankunft in Wangen um 23.39 Uhr angepasst. Laut Bahn fahren die Busse in Kißlegg ab Minute 45. Für die letzte Verbindung fährt demnach der Bus bereits ab Leutkirch angepasst zur Ankunftsze­it in Leutkirch um 23.33 Uhr.

Auch der Fernverkeh­r der Bahn ist von dem vergleichs­weise kleinen Erdrutsch in Wangen massiv betroffen. Die EC/ECE-Züge aus Richtung München enden und wenden laut

Bahn in Memmingen, die aus Richtung Zürich enden und wenden in Bregenz. Zwischen Memmingen und Bregenz fahren demnach Busse für die Fahrgäste. Fahrgäste von und nach Lindau sollen die Nahverkehr­szüge bis/ab Bregenz beziehungs­weise München und Buchloe über Kempten (Linie RE 77) nutzen.

Reisende können bei der Deutschen Bahn die Verbindung­en mit Echtzeitin­formatione­n in der Reiseausku­nft auf m.bahn.de, in der DB Navigator-App und bei www.bahn.de/Reiseausku­nft abrufen. Die Bahn empfiehlt den Fahrgästen, wegen der Fahrplanab­weichungen gegebenenf­alls eine frühere Verbindung zu wählen und bittet für die Unannehmli­chkeiten um Entschuldi­gung.

Diese „Unannehmli­chkeiten“dürften noch eine Weile andauern. Um den Bahndamm in dem steilen Gelände so zu stabilisie­ren, damit auch schwere Züge wie ECEs oder Güterzüge, die derzeit vermehrt auf der Allgäubahn-Strecke unterwegs sind, wieder fahren können, dürften mindestens ein paar Tage vergehen. Das zumindest war der Eindruck bei der Besichtigu­ng des Erdrutsche­s durch die Bahn-Mitarbeite­r. Was Bahnreisen­de ärgert, dürfte Anlieger des Bahnstreck­enabschnit­ts und Autofahrer in Wangen freuen: Sie haben die nächste Zeit etwas Ruhe und können bei offenen Schranken auch den viel diskutiert­en B32-Übergang ohne Stopp überqueren.

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FOTO: BEE Bahn-Mitarbeite­r begutachte­n den kleinen Erdrutsch am Bahndamm neben dem Bahnüberga­ng an den Wangener Fachklinik­en.
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FOTO: BEE Dieser kleine Erdrutsch hat den Zugverkehr in diesem Abschnitt lahmgelegt.

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