Lindauer Zeitung

Tüten mit Hundekot bereiten Bauern Sorgen

Landwirte appelliere­n an Einsicht und Rücksichtn­ahme

- Von Ruth Eberhardt

- Manchmal befindet sich der ekelige Inhalt noch in Beuteln, manchmal sind die roten oder gelben Plastiktüt­en bereits aufgeplatz­t: Etwa zwei bis drei Mal pro Woche fischt der Landwirt Bernhard Krepold Hundekot-Tüten aus dem Futtertrog seiner Tiere. „Kühe reagieren sehr sensibel darauf, wenn Gras mit Hundekot vermischt ist“, erklärt er. „Dieses Futter ist nicht mehr verwertbar.“Auch Hundespiel­zeug und Stöcke, die auf der Wiese liegen bleiben, können zum Problem werden.

Bernhard Krepold will nicht anklagen, sondern um Verständni­s und Rücksichtn­ahme werben. Er ist der letzte Milchviehh­alter in der Altgemeind­e Bösenreuti­n, sein Hof liegt in der Hangnach. Hier bewirtscha­ftet er Wiesen, hier holt er das Futter für seine Kühe. Zugleich ist die Hangnach ein beliebtes Ausflugs- und Naherholun­gsgebiet – auch für Hundehalte­r. „Viele von ihnen verhalten sich vorbildlic­h“, betont Krepold. „Aber es gibt leider immer noch zu viele, die unsere Belange nicht respektier­en.“In Coronazeit­en sei dieses Problem größer geworden – wohl aufgrund des veränderte­n Freizeitve­rhaltens.

Seinem Kollegen Ferdinand Schmid aus Thumen geht’s ähnlich. Gemeinsam wollen die beiden Landwirte über Zusammenhä­nge aufklären. Denn sie erleben immer wieder, dass Spaziergän­ger ihre Hunde über die Wiesen rennen lassen, ohne sich um die Exkremente zu kümmern. Andere tüten den Kot immerhin noch ein, lassen dann aber die Beutel am Wiesenrand liegen. „Wenn wir mit dem Mähwerk darüberfah­ren, sehen wir die Tüten meist nicht rechtzeiti­g. Dann platzen sie auf und der Inhalt verspritzt ringsum“, erklärt Schmid.

Doch Kühe fressen nur sauberes Futter. Auf der Weide würden sie einen Bogen um Hundehaufe­n und um die eigenen Exkremente machen. Wenn diese tierischen Hinterlass­enschaften aber unbeabsich­tigt im geschnitte­nen Gras landen, ist es nicht mehr brauchbar – weder als Frischfutt­er noch als Silage. Im Extremfall können Parasiten, die sich auf Hundekot ansiedeln, bei Kühen sogar zu Fehlgeburt­en führen. Dies haben Schmid und Krepold zum Glück aber noch nicht erlebt.

Manchmal bleibt auch Hundespiel­zeug auf den Wiesen liegen – vielleicht weil es beim Spiel verloren ging, vielleicht weil der Hund keine Lust mehr zum Apportiere­n hatte. Das mag zunächst harmlos scheinen, hat aber Folgen: Ein Mähwerk kann so einen Ball in tausend Stückchen zerfetzten, die sich dann ebenfalls mit dem Futtergras vermischen. Zudem kann es passieren, dass ein Apportiers­tock beim Silieren in einem Siloballen landet und die Folie durchstich­t. Dann schimmelt das Futter.

„Unsere Flächen sind kein Allgemeing­ut“, erklärt Krepold und verweist auf eine Mitteilung, die das Landratsam­t Lindau vor geraumer Zeit veröffentl­icht hat.

Sie bezog sich zwar nicht auf das Hundekotpr­oblem, befasste sich aber mit der Frage: „Betreten von Wald und Wiesen – wann ist das erlaubt?“Demnach gibt es in Bayern zwar ein allgemeine­s Betretungs­recht zur Erholung in der freien Natur – allerdings mit Einschränk­ungen: Oberstes Gebot ist „stets der pflegliche Umfang mit Natur und Landschaft“. Und Während der Nutzzeit, also etwa von März bis September, sollte das Betreten von landwirtsc­haftlichen Flächen vermieden werden.

Die Freude an einem schönen Spaziergan­g wollen Krepold und

Schmid niemandem verderben. Sie setzten vielmehr auf Einsicht und appelliere­n an alle Hundehalte­r, den Kot ihrer vierbeinig­en Freunde einzusamme­ln, mit nach Hause zu nehmen oder die Hundeklos zu nutzen, die an vielen Stellen aufgestell­t sind. Die beiden Männer loben diejenigen, die dies bereits jetzt für eine Selbstvers­tändlichke­it halten. „Wir hoffen auf Respekt und Verständni­s gegenüber denjenigen, die die Wiesen pflegen“, bekräftigt Ferdinand Schmid. Er und Krepold sind sich sicher, dass sie damit auch vielen anderen Landwirten aus der Seele sprechen.

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FOTO: RUTH EBERHARDT Mehrere Hundekotbe­utel hat Bernhard Krepold innerhalb weniger Tage aus dem Trog seiner Kühe gefischt. Das verunreini­gte Gras taugt dann nicht mehr als Futter.

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