Eine blumige Wertstoffinsel für Bodolz
Zwei Frauen machen aus dem einstigen Schandfleck einen blühenden Garten
- Rote Geranien, blaue Flockenblumen, lilafarbene Cosmen, gelber Frauenmantel und weiße Kamille. Dazwischen Rucola, Zwiebeln, Süßkartoffeln, Petersilie, Boretsch, Waldmeister und jede Menge anderer Blumen und Kräuter. Die Wertstoffinsel in der Austraße ist nicht mehr wiederzuerkennen. Aus dem Schandfleck von einst ist ein blühender Garten geworden. Zu verdanken ist diese wunderbare Verwandlung Inge Sponsel und Ruth Bader. Zwei Bodolzerinnen, die Tag für Tag die Ärmel hochkrempeln, um mit bürgerschaftlichem Engagement einem Missstand zu begegnen.
„Es hat mich immer gestört, dass es hier so kruschtelig ausschaut und da bin ich halt auf die Idee gekommen,“sagt Ruth Bader und zuckt die Schultern, als wäre es eine Selbstverständlichkeit Ideen in die Tat umzusetzen, vor allem, wenn man nicht nur selber etwas davon hat, sondern die Allgemeinheit.
Aber egal. Auf jeden Fall ist sie mit ihrer „Idee“zu ihrem Chef gegangen, der wiederum Thomas Freilinger heißt und praktischerweise im Gemeinderat sitzt. Als Mann der Tat ließ Freilinger seine Beziehungen spielen und trug Ruth Baders „Idee“ in die Gemeinde. „Die waren alle begeistert“. Danach ging alles ganz schnell. Der Bauhof füllte die leeren Pflanztröge mit Erde, die die Gemeinde irgendwann einmal als Einfassung der Wertstoffinsel hat aufstellen lassen, ohne dass dann irgendetwas mit ihnen passiert wäre. Und Ruth Bader hatte mit Inge Sponsel in der Zwischenzeit eine Mitstreiterin gefunden, die die Wertstoffinsel ebenfalls von jeher als „hässlich“empfunden hatte und sofort dabei war, als es hieß: „Die machen wir schöner“.
Gemeinsam begannen die beiden Frauen die Tröge mit Pflanzen zu füllen und das „kruschtelige“Areal zum blühenden Garten werden zu lassen. Zum „Container-Gärtle“, wie es auf einem kleinen Holzschild inmitten der Blumenpracht heißt. Und zwar mit allem, was die Natur hergibt. „Da ist alles drin, was uns in die Hände gefallen ist. Manches ist aus dem eigenen Garten, manches aus dem Wald. Die ein oder andere Pflanze haben wir geschenkt bekommen und einmal lag sogar ein Päckchen mit
Samen da“, sagt Inge Sponsel und erzählt, dass sie im Frühjahr, mit „ein paar Schneeglöckchen“, begonnen hatten das „Gärtle“anzulegen.
Damit die Erde nicht zu schnell austrocknet, haben sie sie mit Mulch bedeckt. Und zwar mit einem, der direkt vom See stammt und aus verrotteten Treibholzstückchen besteht. Vom See kommen zudem auch jene Muscheln, mit denen die beiden Frauen einen Pflanztrog gefüllt haben, damit die Leute, die ihren Müll herbringen etwas haben um ihre Taschen abzustellen, ohne dass eine Pflanze leiden muss. Bei der Bepflanzung haben die Damen wiederum darauf geachtet, dass vorne, zur Straße hin und damit dort, wo das Müllauto die Container zum Leeren über die Tröge hievt, nur niedrige Pflanzen wachsen. „Es muss ja für alle, die da arbeiten und abladen, passen“, betont Inge Sponsel und beide Damen versichern, dass ihnen ihr „Gärtle“sehr viel Freude macht. „Die meiste Arbeit ist das Gießen“, sind sich beide einig. Bei schönem Wetter
Ruth Bader, Ideenfinderin für die
blumge Wertstoffinsel verabreden sie sich dazu täglich. Acht bis zehn Gießkannen voll braucht das Gärtle, wenn die Tage heiß sind. Mal bringt Inge Sponsel Wasser mit, das sie in Kannen und Kanistern aus dem See am Giebelbach geholt hat. Mal radelt Ruth Bader mehrfach hoch zum Dorfbrunnen und kommt mit zwei Kannen am Lenker und zwei Wasserflaschen auf dem Gepäckträger zurück. Aus dem nahen Bach mag sie kein Wasser mehr holen, erzählt sie lachend, das sei ihr zu gefährlich, da sei sie schon mal böse auf dem Po gelandet. Und ab und zu stelle ihnen der „Gebe“, Gebhard Marte vom benachbarten Pferdehof, ein ganzes Fass mit Wasser hin.
Aus dem Gärtle ist mittlerweile ein prächtiger Garten geworden, in dem es nicht nur blüht, sondern auch brummt und summt. Die prächtigen Blumen und duftenden Kräuter lenken den Blick auf sich und lassen die großen Container für Plastik, Papier und Glas fast vergessen. „Die Leute sagen, dass sie jetzt viel lieber hierher kommen“, freut sich Inge Sponsel und erzählt, dass sie zudem den Eindruck habe, dass die Wertstoffinsel nicht mehr so vermüllt sei wie früher. „Die Leute achten jetzt mehr drauf“, ist auch Ruth Bader überzeugt.
„Es hat mich immer gestört, dass es hier so kruschtelig ausschaut und da bin ich halt auf die Idee gekommen.“