Lindauer Zeitung

Eine blumige Wertstoffi­nsel für Bodolz

Zwei Frauen machen aus dem einstigen Schandflec­k einen blühenden Garten

- Von Isabel de Placido

- Rote Geranien, blaue Flockenblu­men, lilafarben­e Cosmen, gelber Frauenmant­el und weiße Kamille. Dazwischen Rucola, Zwiebeln, Süßkartoff­eln, Petersilie, Boretsch, Waldmeiste­r und jede Menge anderer Blumen und Kräuter. Die Wertstoffi­nsel in der Austraße ist nicht mehr wiederzuer­kennen. Aus dem Schandflec­k von einst ist ein blühender Garten geworden. Zu verdanken ist diese wunderbare Verwandlun­g Inge Sponsel und Ruth Bader. Zwei Bodolzerin­nen, die Tag für Tag die Ärmel hochkrempe­ln, um mit bürgerscha­ftlichem Engagement einem Missstand zu begegnen.

„Es hat mich immer gestört, dass es hier so kruschteli­g ausschaut und da bin ich halt auf die Idee gekommen,“sagt Ruth Bader und zuckt die Schultern, als wäre es eine Selbstvers­tändlichke­it Ideen in die Tat umzusetzen, vor allem, wenn man nicht nur selber etwas davon hat, sondern die Allgemeinh­eit.

Aber egal. Auf jeden Fall ist sie mit ihrer „Idee“zu ihrem Chef gegangen, der wiederum Thomas Freilinger heißt und praktische­rweise im Gemeindera­t sitzt. Als Mann der Tat ließ Freilinger seine Beziehunge­n spielen und trug Ruth Baders „Idee“ in die Gemeinde. „Die waren alle begeistert“. Danach ging alles ganz schnell. Der Bauhof füllte die leeren Pflanztrög­e mit Erde, die die Gemeinde irgendwann einmal als Einfassung der Wertstoffi­nsel hat aufstellen lassen, ohne dass dann irgendetwa­s mit ihnen passiert wäre. Und Ruth Bader hatte mit Inge Sponsel in der Zwischenze­it eine Mitstreite­rin gefunden, die die Wertstoffi­nsel ebenfalls von jeher als „hässlich“empfunden hatte und sofort dabei war, als es hieß: „Die machen wir schöner“.

Gemeinsam begannen die beiden Frauen die Tröge mit Pflanzen zu füllen und das „kruschteli­ge“Areal zum blühenden Garten werden zu lassen. Zum „Container-Gärtle“, wie es auf einem kleinen Holzschild inmitten der Blumenprac­ht heißt. Und zwar mit allem, was die Natur hergibt. „Da ist alles drin, was uns in die Hände gefallen ist. Manches ist aus dem eigenen Garten, manches aus dem Wald. Die ein oder andere Pflanze haben wir geschenkt bekommen und einmal lag sogar ein Päckchen mit

Samen da“, sagt Inge Sponsel und erzählt, dass sie im Frühjahr, mit „ein paar Schneeglöc­kchen“, begonnen hatten das „Gärtle“anzulegen.

Damit die Erde nicht zu schnell austrockne­t, haben sie sie mit Mulch bedeckt. Und zwar mit einem, der direkt vom See stammt und aus verrottete­n Treibholzs­tückchen besteht. Vom See kommen zudem auch jene Muscheln, mit denen die beiden Frauen einen Pflanztrog gefüllt haben, damit die Leute, die ihren Müll herbringen etwas haben um ihre Taschen abzustelle­n, ohne dass eine Pflanze leiden muss. Bei der Bepflanzun­g haben die Damen wiederum darauf geachtet, dass vorne, zur Straße hin und damit dort, wo das Müllauto die Container zum Leeren über die Tröge hievt, nur niedrige Pflanzen wachsen. „Es muss ja für alle, die da arbeiten und abladen, passen“, betont Inge Sponsel und beide Damen versichern, dass ihnen ihr „Gärtle“sehr viel Freude macht. „Die meiste Arbeit ist das Gießen“, sind sich beide einig. Bei schönem Wetter

Ruth Bader, Ideenfinde­rin für die

blumge Wertstoffi­nsel verabreden sie sich dazu täglich. Acht bis zehn Gießkannen voll braucht das Gärtle, wenn die Tage heiß sind. Mal bringt Inge Sponsel Wasser mit, das sie in Kannen und Kanistern aus dem See am Giebelbach geholt hat. Mal radelt Ruth Bader mehrfach hoch zum Dorfbrunne­n und kommt mit zwei Kannen am Lenker und zwei Wasserflas­chen auf dem Gepäckträg­er zurück. Aus dem nahen Bach mag sie kein Wasser mehr holen, erzählt sie lachend, das sei ihr zu gefährlich, da sei sie schon mal böse auf dem Po gelandet. Und ab und zu stelle ihnen der „Gebe“, Gebhard Marte vom benachbart­en Pferdehof, ein ganzes Fass mit Wasser hin.

Aus dem Gärtle ist mittlerwei­le ein prächtiger Garten geworden, in dem es nicht nur blüht, sondern auch brummt und summt. Die prächtigen Blumen und duftenden Kräuter lenken den Blick auf sich und lassen die großen Container für Plastik, Papier und Glas fast vergessen. „Die Leute sagen, dass sie jetzt viel lieber hierher kommen“, freut sich Inge Sponsel und erzählt, dass sie zudem den Eindruck habe, dass die Wertstoffi­nsel nicht mehr so vermüllt sei wie früher. „Die Leute achten jetzt mehr drauf“, ist auch Ruth Bader überzeugt.

„Es hat mich immer gestört, dass es hier so kruschteli­g ausschaut und da bin ich halt auf die Idee gekommen.“

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FOTO: ISABEL DE PLACIDO Ruth Bader und Inge Sponsel haben aus der „kruschteli­gen“Wertstoffi­nsel in der Austraße ein blühendes „Container-Gärtle“gemacht.

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