Lindauer Zeitung

Lucha kritisiert Impfverwei­gerer Aiwanger

Südwest-Gesundheit­sminister gibt FW-Chef Kontra – Die Stiko möchte er ersetzen

- Von Theresa Gnann, Katja Korf, Jochen Schlosser und dpa

- BadenWürtt­embergs Gesundheit­sminister Manfred Lucha hat im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“eine Änderung am System der ehrenamtli­ch arbeitende­n Ständigen Impfkommis­sion (Stiko) vorgeschla­gen. In der Frage, ob Ungeimpfte in Zukunft Corona-Tests selbst bezahlen sollen, bezog Lucha ebenfalls eine klare Position. Er halte es für richtig, „dass die Allgemeinh­eit die Tests nicht mehr zahlt, sondern dass die selbst bezahlt werden müssen“. Den zweifach Geimpften und Genesenen sei es indes nicht mehr vorzuentha­lten, an allem teilzunehm­en, was möglich ist. Außerdem kritisiert­e der Grünen-Politiker den bayerische­n Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger. Der Chef der Freien Wähler verweigert bis dato eine Impfung gegen das Coronaviru­s.

Zwar wolle er die Stiko keinesfall­s kritisiere­n, erklärte Lucha. „Aber seit fünf Wochen sagt sie uns, dass sie noch keine Empfehlung für die Impfung von Kindern ab zwölf Jahren abgeben kann, weil sie noch auf Daten wartet. Politik kann in der Pandemiebe­kämpfung aber nicht einfach mal fünf Wochen abwarten.“Die ehrenamtli­che Stiko, ein unabhängig­es Expertengr­emium, stoße an ihre Grenzen. Lucha fordert deshalb, die Kommission

zu ersetzen. Nötig sei „ein neues Gremium mit einer hauptamtli­chen, festen Struktur“. Er sei „glühender Europäer und glühender Föderalist“, aber in diesem Fall plädiere er für „ein starkes Bundesgesu­ndheitsamt, in dem wir alle Kräfte bündeln“. Die Stiko habe zudem den Hang, Entscheidu­ngen der Europäisch­en Arzneimitt­elagentur EMA zunächst eher abzulehnen.

Über die Impfung von Kindern und Jugendlich­en wird in Deutschlan­d derzeit gerungen, möglich ist sie bereits bei niedergela­ssenen Ärzten und in Impfzentre­n. Die Stiko hat aber noch keine allgemeine Empfehlung ausgesproc­hen.

Über Aiwangers Haltung beim Thema Corona-Impfung zeigt sich Lucha empört. „Das ist ein Schlag ins Gesicht jeden Gesundheit­sministers“, sagte er. „Für mich wäre es nicht vorstellba­r, dass jemand in unserem Kabinett so argumentie­rt wie Herr Aiwanger.“Der Freie-WählerVors­itzende hatte unter anderem davon gesprochen, dass er von ImpfNebenw­irkungen gehört habe, bei denen „einem die Spucke“wegbleibe.

Unterdesse­n versuchte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn am Donnerstag, der Impfkampag­ne neuen Schwung zu verleihen. „Impfen ist ein patriotisc­her Akt“, schrieb der CDU-Politiker auf Twitter. „Man schützt nicht nur sich selbst, sondern uns als Gesellscha­ft.“

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