„Das vermittelt Gänsehaut-Gefühl“
Drei Kemptener machen mit Internet-Interview auf die Not der Kulturbranche aufmerksam
- Die deutsche Veranstaltungsbranche liegt brach. Was diese Not für einzelne Menschen bedeutet, soll die Aktion „Kulturgesichter“zeigen, die es mittlerweile in mehr als 60 deutschen Städten gibt – über 8000 Gesichter ließen sich dafür bereits fotografieren. Ramona Kloos, Marketingleiterin der Veranstaltungshalle BigboxAllgäu in Kempten, hat begleitend einen „StudioTalk“im Internet initiiert. Mit Moderator Hannes Hoch und Foto- und Videograf Marcel Durach will sie einzelnen Schicksalen aus der Kulturbranche Gesicht und Stimme geben. Wie, das erklären zwei der „Kulturgesichter0831“, Kloos und Hoch, im Interview mit SZ-Redakteur Tobias Schumacher.
Was erhofft ihr euch von eurer Arbeit?
Ramona Kloos:
Uns als Initiatoren geht es nicht darum, Mitleid zu erregen, ganz im Gegenteil. Wir möchten Zuversicht und Mut verbreiten. In jedem der Gespräche wird deutlich, wie sehr unsere Gäste, ganz egal ob auf, hinter oder neben der Bühne, für das brennen, was sie tun. Sie haben Leidenschaft für ihre Arbeit, identifizieren sich absolut damit, Musik ist ihr Leben. Genau das möchten wir zeigen.
Hannes, du versuchst in deinen Gesprächen, sehr individuell und einfühlsam auf Deine Gegenüber einzugehen. Ist diese Empathie mit und für die Betroffenen auch als genereller Impuls für Eure Initiative der Studio-Talks zu verstehen? Hannes Hoch:
Absolut! Obwohl ich mich selbst nicht als Künstler sehe, sondern in einer Rolle als Moderator, als Vermittler zwischen Kulturschaffenden und dem Publikum, bin ich
Ramona Kloos, Marcel Durach und Hannes Hoch beabsichtigen mit ihrem Studio-Talk „eine einfühlsame Reise in die Welt des Rock’n’Roll und der Kultur“. Seit dem 3. Mai läuft die Show im Internet. Menschen aus dem Kulturleben soll mit bewegten Bildern eine Stimme gegeben und Gehör verliehen werden. Sie kommen nicht nur aus dem Allgäu, auch über die Grenzen ins Oberschwäbische und nach Bayern wird geschaut. Zu Gast waren inzwischen Ludwig Welte aus Mengen vom „Extratours Konzertbüro“, der von seinem europaweiten Reiseleben mit der Kulturbranche stark verknüpft. Ich habe überlegt, wie ich einen Beitrag leisten kann. Zusammen mit Marcel Durach, einem sehr talentierten Fotografen und inzwischen lieben Freund, der sich in Sachen Streaming sehr gut auskennt, hatten wir die Idee, den Studio-Talk für die Kulturgesichter0831 zu machen, um hier Gutes zu leisten. Und Ramona war begeistert von der Idee, ihre bis dahin fotografierten Protaund seiner Arbeit als TourneeManager von Bands wie „Subway to Sally“oder „Jennifer Rostock“erzählt hat, die Sendung wurde fast 1300 mal angesehen. Weitere Gäste bisher waren Lydia und Frank Pané von den Bands „Sainted Sinners“und „Bonfire“, Multiinstrumentalist und -sänger Rainer Hartmann aus Sulzberg bei Kempten alias Rainer von Vielen, Stefan Brunner und Matthias Richter von der Band „Schandmaul“, und auch die ursprünglich aus Ulm stammende „Gitarrenkönigin“Yasi Hofer und Matthias Ressler vom „Kaminwerk“in Memmingen. (sts) gonisten auf Leinwand zu bringen – und los ging’s!
Was hat euch bewogen, das Kulturgesichter-Format in Bewegtbildern und -tönen auch noch ins Internet zu heben?
Beide:
Ganz einfach – pures Herzblut für die Veranstaltungsbranche. Wir lieben das, was wir tun.
Habt ihr das Gefühl, dass die Zuschauer die Menschen in der intimen Atmosphäre eurer StudioTalks privater und persönlicher kennenlernen?
Hannes:
Ja, definitiv. Das haut uns alle jedes Mal aufs Neue um. Ich bin überwältigt und immer noch völlig überrascht davon, wie tief mich unsere Studiogäste eintauchen lassen in ihr innerstes Ich. Menschen offenbaren Seiten ihrer Persönlichkeit, die wir vorher nicht kannten. Das ist extrem spannend und vermittelt jedes Mal Gänsehaut-Gefühl.
...und ein paar Tränchen in den Augen
Ramona: Gänsehaut und Tränen: Ramona, sind Live-Konzerte inzwischen wieder denkbar?
Ramona:
Auf jeden Fall. Vor allem aber ist ein Konzert ein Energieaustausch zwischen Künstlerin, Künstler
und Publikum. Jede Beziehung ist ein Austausch von Energie; wenn wir uns lieben, wenn wir streiten, tauschen wir Energien aus – positive wie negative. Genau dort entsteht ein Feuerwerk an Gefühlen. Nirgends wird so viel gleichzeitig gelacht, geweint und sich in den Armen gelegen wie bei Live-Momenten. Darauf kann und sollte die Menschheit niemals gänzlich verzichten. Und bis dahin hoffen wir darauf, dass möglichst viele Menschen unsere Herzblut-Sendung anschauen.