Lindauer Zeitung

Gegen Partys am Ufer gibt’s kein Rezept

Reparierte Zäune in Friedrichs­hafen wieder beschädigt – Aggressiv ist die Szene nicht

- Von Harald Ruppert

- Dass an der Uferzone unterhalb des HerzogKarl-Wegs manchmal bis in die Nacht der Bär steppt, darüber berichtete schwäbisch­e.de schon vor mehreren Wochen. Zurück bleiben eine vermüllte Uferzone, unflätige Graffitis an der Ufermauer – vor allem aber gestörte Brutvögel im Röhricht-Gürtel.

Zwar ist das Waldstück, das am Ufer ins Röhricht übergeht, von einem Zaun umgeben, doch darin befinden sich zwei große Lücken. „Unsere Mitarbeite­r konnten den Zaun wieder hochziehen, allerdings wurde dieser direkt wieder runtergedr­ückt“, teilt eine Sprecherin der Stadt mit. Von großem Erfolg war die Maßnahme also nicht gekrönt – zumal es schon wieder ein neues Loch gibt. Es befindet sich im Zaun oberhalb des Sees und sei „vermutlich mutwillig oder durch herabfalle­nde Äste entstanden“, teilt die Stadt mit. In der Folge zweifelt die Stadt, ob ein Zaun oder ein Bauzaun überhaupt geeignet ist, um den Zugang zum See in diesem Bereich zu verhindern; egal, ob das Loch nun mutwillig entstand oder nicht. Damit ist aber auch unklar, wie mit dem Problem letztlich umgegangen werden soll.

Auch eine Häflerin, die in der Zone täglich ihren Hund ausführt und anonym bleiben will, glaubt nicht an eine wirksame Aussperrun­g der Partyszene mittels Zäunen. „Man konnte da ja schon immer runter; schon vor 20 Jahren“, sagt sie. „Entweder man ist über den Zaun gestiegen oder hat sich drunter durchgesch­oben. Unzugängli­ch war dieser Teil des Ufers jedenfalls nie.“

In der Vergangenh­eit scheint das auch kein großes Problem gewesen zu sein. „Aber jetzt wurde dieses Gebiet als eine Zone entdeckt, in der man feiern, saufen und ungestört sein kann“, sagt die Häflerin. Sie gibt teilweise aber auch Entwarnung: „Die jungen Leute, die da feiern, sind alle gut drauf. Klar sind sie zu später Stunde besoffen.

Ich schaue dann auch, dass ich ihnen nicht zu nahe komme. Aber dass von den Feiernden eine Gefahr ausginge, kann ich nicht sagen.“

Sie hat für die Partys auch Verständni­s. Dass sie an dieser gut abgeschirm­ten Stelle überhandne­hmen, ist für sie eine Folge der Coronapoli­tik: „Das sind alles Leute, die jetzt mal Dampf ablassen nach der schrecklic­hen Zeit, in der keine Disko

und auch sonst nichts offen hatte.“Um die Partyszene fernzuhalt­en, müsse man ja nicht einmal Zäune überwinden, weiß die Häflerin. Bei niedrigem Wasserstan­d kommt man ja auch über den dann breiten Uferstreif­en auf das Gelände; und gewiss bei jedem Wasserstan­d mit dem Schlauchbo­ot.

Am wirksamste­n sei es deshalb, bei Dunkelheit gelegentli­ch ein Boot in der Zone patrouilli­eren zu lassen, „das mit einem Scheinwerf­er da reinleucht­et. Dann ist sicher Schluss mit Entspannun­g bei der Party“, glaubt die Häflerin.

„Wir haben da unten jeden Tag einen Sack Müll gesammelt“, sagt ein weiterer Häfler, der hier ebenfalls seinen Hund spazieren führt. Zum Müllsammle­r wurde der Hundefreun­d aus Eigeninter­esse. „Ich wollte nicht, dass der Hund in Scherben von weggeworfe­nen Flaschen tritt.“Bevor er zur Selbsthilf­e griff, habe seine Frau wegen der vermüllten Seezone an die Stadt geschriebe­n und auch Fotos geschickt. Die Stadt sagt eine Häflerin, die am Ufer

täglich entlang läuft habe aber nie geantworte­t. Inzwischen ist der Häfler selbst auf die Feiernden zugegangen.

„Ich habe sie gebeten, ihre leeren Flaschen wieder mitzunehme­n. Seitdem liegen hier schon mal zwei oder drei Flaschen herum, aber es sieht nicht mehr so schlimm aus wie am Anfang.“Das liegt auch an den leeren Müllsäcken, die er vor Ort hinterläss­t, damit die Feiernden ihren Müll darin entsorgen. „Ich hänge sie so auf, dass sie nicht wegfliegen können. Und wenn ich komme, nehme ich sie voll wieder mit.“Auch er hat die Partyszene nicht als aggressiv wahrgenomm­en.

Und wie geht es jetzt weiter? Vielleicht regelt sich das Problem von alleine, wenn erst die allerletzt­e Corona-Welle über uns hinweggesc­hwappt ist und junge Leute ihre üblichen Treffpunkt­e wieder ohne Einschränk­ung besuchen können. Falls nicht, besteht die Möglichkei­t, dass die Stadt den „Uferzugang in viel stärkerem Umfang beschränkt“. Diese Möglichkei­t hat die Stadt schon Anfang Juli formuliert.

Ob damit gemeint ist, den Herzog-Karl-Weg ganz zu sperren, ist offen. Und auch, ob eine solche Sperrung nicht nur die Spaziergän­ger abhält, die hier Erholung sichern, sondern auch die Partygänge­r. Denn die Erfahrung, dass Zäune nicht unbedingt von Nutzen sind, macht man ja schon jetzt.

„Entweder man ist

über den Zaun gestiegen oder hat sich

drunter durchgesch­oben. Unzugängli­ch war dieser Teil des Ufers

jedenfalls nie,“

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