Gegen Partys am Ufer gibt’s kein Rezept
Reparierte Zäune in Friedrichshafen wieder beschädigt – Aggressiv ist die Szene nicht
- Dass an der Uferzone unterhalb des HerzogKarl-Wegs manchmal bis in die Nacht der Bär steppt, darüber berichtete schwäbische.de schon vor mehreren Wochen. Zurück bleiben eine vermüllte Uferzone, unflätige Graffitis an der Ufermauer – vor allem aber gestörte Brutvögel im Röhricht-Gürtel.
Zwar ist das Waldstück, das am Ufer ins Röhricht übergeht, von einem Zaun umgeben, doch darin befinden sich zwei große Lücken. „Unsere Mitarbeiter konnten den Zaun wieder hochziehen, allerdings wurde dieser direkt wieder runtergedrückt“, teilt eine Sprecherin der Stadt mit. Von großem Erfolg war die Maßnahme also nicht gekrönt – zumal es schon wieder ein neues Loch gibt. Es befindet sich im Zaun oberhalb des Sees und sei „vermutlich mutwillig oder durch herabfallende Äste entstanden“, teilt die Stadt mit. In der Folge zweifelt die Stadt, ob ein Zaun oder ein Bauzaun überhaupt geeignet ist, um den Zugang zum See in diesem Bereich zu verhindern; egal, ob das Loch nun mutwillig entstand oder nicht. Damit ist aber auch unklar, wie mit dem Problem letztlich umgegangen werden soll.
Auch eine Häflerin, die in der Zone täglich ihren Hund ausführt und anonym bleiben will, glaubt nicht an eine wirksame Aussperrung der Partyszene mittels Zäunen. „Man konnte da ja schon immer runter; schon vor 20 Jahren“, sagt sie. „Entweder man ist über den Zaun gestiegen oder hat sich drunter durchgeschoben. Unzugänglich war dieser Teil des Ufers jedenfalls nie.“
In der Vergangenheit scheint das auch kein großes Problem gewesen zu sein. „Aber jetzt wurde dieses Gebiet als eine Zone entdeckt, in der man feiern, saufen und ungestört sein kann“, sagt die Häflerin. Sie gibt teilweise aber auch Entwarnung: „Die jungen Leute, die da feiern, sind alle gut drauf. Klar sind sie zu später Stunde besoffen.
Ich schaue dann auch, dass ich ihnen nicht zu nahe komme. Aber dass von den Feiernden eine Gefahr ausginge, kann ich nicht sagen.“
Sie hat für die Partys auch Verständnis. Dass sie an dieser gut abgeschirmten Stelle überhandnehmen, ist für sie eine Folge der Coronapolitik: „Das sind alles Leute, die jetzt mal Dampf ablassen nach der schrecklichen Zeit, in der keine Disko
und auch sonst nichts offen hatte.“Um die Partyszene fernzuhalten, müsse man ja nicht einmal Zäune überwinden, weiß die Häflerin. Bei niedrigem Wasserstand kommt man ja auch über den dann breiten Uferstreifen auf das Gelände; und gewiss bei jedem Wasserstand mit dem Schlauchboot.
Am wirksamsten sei es deshalb, bei Dunkelheit gelegentlich ein Boot in der Zone patrouillieren zu lassen, „das mit einem Scheinwerfer da reinleuchtet. Dann ist sicher Schluss mit Entspannung bei der Party“, glaubt die Häflerin.
„Wir haben da unten jeden Tag einen Sack Müll gesammelt“, sagt ein weiterer Häfler, der hier ebenfalls seinen Hund spazieren führt. Zum Müllsammler wurde der Hundefreund aus Eigeninteresse. „Ich wollte nicht, dass der Hund in Scherben von weggeworfenen Flaschen tritt.“Bevor er zur Selbsthilfe griff, habe seine Frau wegen der vermüllten Seezone an die Stadt geschrieben und auch Fotos geschickt. Die Stadt sagt eine Häflerin, die am Ufer
täglich entlang läuft habe aber nie geantwortet. Inzwischen ist der Häfler selbst auf die Feiernden zugegangen.
„Ich habe sie gebeten, ihre leeren Flaschen wieder mitzunehmen. Seitdem liegen hier schon mal zwei oder drei Flaschen herum, aber es sieht nicht mehr so schlimm aus wie am Anfang.“Das liegt auch an den leeren Müllsäcken, die er vor Ort hinterlässt, damit die Feiernden ihren Müll darin entsorgen. „Ich hänge sie so auf, dass sie nicht wegfliegen können. Und wenn ich komme, nehme ich sie voll wieder mit.“Auch er hat die Partyszene nicht als aggressiv wahrgenommen.
Und wie geht es jetzt weiter? Vielleicht regelt sich das Problem von alleine, wenn erst die allerletzte Corona-Welle über uns hinweggeschwappt ist und junge Leute ihre üblichen Treffpunkte wieder ohne Einschränkung besuchen können. Falls nicht, besteht die Möglichkeit, dass die Stadt den „Uferzugang in viel stärkerem Umfang beschränkt“. Diese Möglichkeit hat die Stadt schon Anfang Juli formuliert.
Ob damit gemeint ist, den Herzog-Karl-Weg ganz zu sperren, ist offen. Und auch, ob eine solche Sperrung nicht nur die Spaziergänger abhält, die hier Erholung sichern, sondern auch die Partygänger. Denn die Erfahrung, dass Zäune nicht unbedingt von Nutzen sind, macht man ja schon jetzt.
„Entweder man ist
über den Zaun gestiegen oder hat sich
drunter durchgeschoben. Unzugänglich war dieser Teil des Ufers
jedenfalls nie,“
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