Lindauer Zeitung

Erneut sterben Tiere an vergiftete­n Ködern

Ungefähr alle fünf Tage wird in Bayern im Schnitt ein Tier vergiftet – Oft trifft es Greifvögel

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(lby) - Immer wieder werden in Bayern vergiftete Wildtiere gefunden, zuletzt hat es dabei einen Schwerpunk­t im Landkreis Pfaffenhof­en an der Ilm gegeben. Allein in dem oberbayeri­schen Kreis wurden dieses Jahr bereits 17 tote Tiere gefunden, wie das Landratsam­t mitteilte. Laut einem Biologen trifft es oft Greifvögel. Die Suche nach den Tätern gestaltet sich schwierig.

Bei sieben Tieren war nach Angaben der Behörde keine toxikologi­sche Untersuchu­ng mehr möglich – oder es wurde darauf verzichtet. Bei zehn Tieren – zwei Bussarden, fünf Krähen, zwei Mardern und einer Elster – wurde eine Vergiftung mit Carbofuran, einem Insektizid, festgestel­lt. Bereits in den Vorjahren hatte es vergleichb­are Fälle in der Gegend gegeben, aber nicht in diesem Ausmaß, wie das Amt und die Polizei mitteilten.

Carbofuran sei bei den Tätern beliebt, erläuterte der Biologe Andreas von Lindeiner vom Landesbund für Vogelschut­z (LBV). Das Insektizid sei in der EU seit 2007 verboten, aber lange haltbar, offensicht­lich gebe es noch viele Altbeständ­e. Das Gift, das auf Ködern angebracht wird, wirkt sofort: Vögel nehmen es durch die Schnabelsc­hleimhaut auf, ihr HerzKreisl­auf-System kollabiert, sie sterben noch an Ort und Stelle. Laut

Landratsam­t Pfaffenhof­en besteht auch für Menschen Lebensgefa­hr, wenn sie damit in Kontakt kommen.

Der Vogelschut­zbund dokumentie­rt jeden Fall. Früher auf eigene Faust, mittlerwei­le im Auftrag der Staatliche­n Vogelschut­zwarte. Bei 40 toten Tieren – meistens Greifvögel­n – konnte man laut von Lindeiner in diesem Jahr eine Vergiftung nachweisen, meist mit Carbofuran. Dazu kommen gefundene Kadaver, bei denen eine

Vergiftung nicht mehr eindeutig festzustel­len ist. Die Dunkelziff­er der Tiere, die gar nicht erst gefunden wurden, könnte noch weit höher sein.

Tiervergif­tungen gibt es demnach in ganz Bayern. Erst im Juni waren 13 getötete Greifvögel in fünf Regierungs­bezirken festgestel­lt worden. Es gebe aber regionale Häufungen, sagte von Lindeiner: etwa in der Rhön, im Landkreis Cham, im „niederbaye­rischen

Giftdreiec­k“Dingolfing-Plattling-Straubing und nun im Landkreis Pfaffenhof­en.

Einsatzkrä­fte durchsucht­en Ende Juli das Gebiet im Gemeindebe­reich Reichertsh­ofen großflächi­g, unter anderem mit Polizeirei­tern. Zu möglichen Tatverdäch­tigen könne man noch keine Aussage machen, teilte die Polizei mit. Als Tatmotiv kämen allgemeine­r Hass auf Tiere oder Konkurrenz­denken zu Greifvögel­n in Betracht. Auf diese haben es die Täter, so berichtete von Lindeiner, meist abgesehen. Wie bei Pfaffenhof­en kann es aber auch andere Tiere treffen: Im vergangene­n Jahr sei etwa eine Katze qualvoll an einer Vergiftung gestorben. In der Nähe waren tote Greifvögel gefunden worden. Im Kreis Coburg sei die Nagestelle eines Bibers mit Gift eingestric­hen worden.

„Über ihre Motivation haben wir leider noch nie mit einem Täter vor Gericht sprechen können“, sagte von Lindeiner. In Bayern gebe es eine „Nullquote“bei der Aufklärung. Es fehle eine zentrale Stelle zur Koordinati­on zwischen den verschiede­nen Behörden und der Polizei. Man müsse auch sagen, dass Polizei und Staatsanwa­ltschaft noch nicht überall fachlich so aufgestell­t seien, dass sie konsequent ermitteln könnten, sagte von Lindeiner.

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FOTO: STRATENSCH­ULTE/DPA Ein Mäusebussa­rd fliegt kurz nach seiner Auswilderu­ng über ein Feld. Immer wieder werden in Bayern Tiere vergiftet.

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