Lindauer Zeitung

Kleingeist­igkeit statt Konsequenz

- Von Claudia● Kling c.kling@schwaebisc­he.de

Der sechste Weltklimab­ericht klingt nicht gut: Die Menschheit muss sich auf Dürren, Überschwem­mungen, extreme Hitze einstellen. Die Frage ist nur noch, mit welcher Häufigkeit solche Extremwett­erereignis­se eintreffen. Immerhin gibt es eine minimal positive Nachricht: Die Staaten dieser Erde haben es noch ein Stück weit in der Hand, wie stark und schnell sich die Erde erhitzen wird. Das Problem ist nur, dass zu wenige aus dieser Prognose die entspreche­nden Schlüsse ziehen werden.

Überrasche­nd kommt das, was die Forscher beschreibe­n, ja nicht. Jedem, der in den vergangene­n Wochen mit offenen Augen durch die Welt gegangen ist, war klar, dass diese Gleichzeit­igkeit extremer Wettererei­gnisse eben nicht mehr mit Wetter zu erklären ist. Die Hitzerekor­de in Kanada, die Regenmasse­n in Deutschlan­d, die Ostsee, warm wie das Mittelmeer. Doch was resultiert aus diesem mulmigen Gefühl? Der Einzelne will auf nichts verzichten, weil der individuel­le Verzicht gefühlt nichts bringt. Auch Politiker scheuen vor drastische­n Veränderun­gen zurück. Und Staaten setzen auf Wirtschaft und Wachstum, weil das Macht und Wohlstand fördert. Kurzum: Die globale Klimapolit­ik gleicht einer Wohngemein­schaft ohne Putzplan, in der niemand für den Dreck verantwort­lich sein will. Allerdings lässt sich dieses Problem nicht durch Umzug lösen.

Dabei ist klar, wer die Hauptveran­twortung für den Klimawande­l trägt: Die G-20-Staaten haben 80 Prozent der Treibhausg­ase in die Atmosphäre geblasen. Daraus ergibt sich die Verpflicht­ung, auch jetzt voranzugeh­en und all jene mit neuen Technologi­en zu unterstütz­en, die bislang wenig Wachstum, aber hohe Klimafolge­schäden haben. Deutschlan­d könnte dabei Vorreiter sein. Doch anstatt all seine Kraft auf Innovation­en zu richten, die klimaneutr­ales Wirtschaft­en ermögliche­n, verheddert sich das Land im Parteienst­reit, ringt um Ausstiegsd­aten für den Verbrenner­motor und scheitert an einer nationalen Moorschutz­strategie. Mit dieser Haltung wird die Erderwärmu­ng nicht zu stoppen sein – weder national noch global.

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