Kleingeistigkeit statt Konsequenz
Der sechste Weltklimabericht klingt nicht gut: Die Menschheit muss sich auf Dürren, Überschwemmungen, extreme Hitze einstellen. Die Frage ist nur noch, mit welcher Häufigkeit solche Extremwetterereignisse eintreffen. Immerhin gibt es eine minimal positive Nachricht: Die Staaten dieser Erde haben es noch ein Stück weit in der Hand, wie stark und schnell sich die Erde erhitzen wird. Das Problem ist nur, dass zu wenige aus dieser Prognose die entsprechenden Schlüsse ziehen werden.
Überraschend kommt das, was die Forscher beschreiben, ja nicht. Jedem, der in den vergangenen Wochen mit offenen Augen durch die Welt gegangen ist, war klar, dass diese Gleichzeitigkeit extremer Wetterereignisse eben nicht mehr mit Wetter zu erklären ist. Die Hitzerekorde in Kanada, die Regenmassen in Deutschland, die Ostsee, warm wie das Mittelmeer. Doch was resultiert aus diesem mulmigen Gefühl? Der Einzelne will auf nichts verzichten, weil der individuelle Verzicht gefühlt nichts bringt. Auch Politiker scheuen vor drastischen Veränderungen zurück. Und Staaten setzen auf Wirtschaft und Wachstum, weil das Macht und Wohlstand fördert. Kurzum: Die globale Klimapolitik gleicht einer Wohngemeinschaft ohne Putzplan, in der niemand für den Dreck verantwortlich sein will. Allerdings lässt sich dieses Problem nicht durch Umzug lösen.
Dabei ist klar, wer die Hauptverantwortung für den Klimawandel trägt: Die G-20-Staaten haben 80 Prozent der Treibhausgase in die Atmosphäre geblasen. Daraus ergibt sich die Verpflichtung, auch jetzt voranzugehen und all jene mit neuen Technologien zu unterstützen, die bislang wenig Wachstum, aber hohe Klimafolgeschäden haben. Deutschland könnte dabei Vorreiter sein. Doch anstatt all seine Kraft auf Innovationen zu richten, die klimaneutrales Wirtschaften ermöglichen, verheddert sich das Land im Parteienstreit, ringt um Ausstiegsdaten für den Verbrennermotor und scheitert an einer nationalen Moorschutzstrategie. Mit dieser Haltung wird die Erderwärmung nicht zu stoppen sein – weder national noch global.