Lindauer Zeitung

Mord an Priester löst Entsetzen in Frankreich aus

Der mutmaßlich­e Täter ist der Mann, der verdächtig­t wurde, den Brand in der Kathedrale von Nantes gelegt zu haben

- Von Sabine Kleyboldt und Inga Kilian

(KNA) - In Frankreich ist am Montag ein katholisch­er Priester getötet worden. Der Geistliche sei im rund 60 Kilometer von Nantes entfernten Saint-Laurent-sur-Sèvre im Department Vendee Opfer eines „dramatisch­en Mordes“geworden, twitterte Frankreich­s Innenminis­ter Gerald Darmanin. Er sicherte den Katholiken des Landes „seine volle Unterstütz­ung“zu. Der Generalsek­retär und Sprecher der Französisc­hen Bischofsko­nferenz, Hugues de Woillemont, äußerte auf Twitter „Schmerz und Unverständ­nis“über den Mord. Zugleich entfachte der Vorfall eine politische Debatte zum Umgang mit Migranten.

Den Angaben zufolge soll es sich bei dem getöteten Priester um Olivier Maire, den Provinzial der Montfort-Missionare, handeln. Ein Mann mit ruandische­m Pass habe sich am Vormittag der örtlichen Polizei gestellt und die Tat zugegeben, berichtete­n französisc­he Medien. Der mutmaßlich­e Täter sei der Küster der Missionare gewesen. Laut den Berichten handelt es sich um den Mann, der im vergangene­n Jahr verdächtig­t wurde, den Brand in der Kathedrale von Nantes gelegt zu haben. Er war anschließe­nd unter richterlic­he Aufsicht gestellt worden und den

Angaben zufolge in psychiatri­scher Behandlung.

Innenminis­ter Gérald Darmanin sagte am Abend vor Ort, ein Angriff auf einen Geistliche­n sei ein Angriff auf die Seele Frankreich­s. Präsident Emmanuel Macron zollte Pater Olivier im Namen „der ganzen Nation“seinen Tribut. Er habe Großzügigk­eit und Nächstenli­ebe sogar in seinen Gesichtszü­gen getragen. Den Montfort-Missionare­n und „allen Katholiken in Frankreich“drückte Macron sein Mitgefühl aus. „Der Schutz derer, die glauben, hat Priorität.“Auch Premiermin­ister Jean Castex äußerte „tiefe Bestürzung“und „Mitgefühl“.

Der Bischof von Lucon, François Jacolin, sprach auf Twitter von „tiefem Schmerz und Trauer“, die der Tod des Provinzobe­ren in der Diözese ausgelöst habe. Der Vorsitzend­e der Französisc­hen Bischofsko­nferenz, Eric de Moulins-Beaufort, schrieb auf Twitter: „Während ich darauf warte, dass die Ermittlung­en mehr Informatio­nen liefern, bete ich für seine Familie und seine Glaubensbr­üder. Ich bete für die gesamte Bevölkerun­g, die durch diese Tragödie traumatisi­ert ist.“

Zugleich entbrannte ein politische­r Streit über den Umgang mit Asylsuchen­den. Die Vorsitzend­e der migrations­kritischen Partei Rassemblem­ent National, Marine Le Pen, prangerte den Umgang der Behörden mit dem Verdächtig­en an. „In Frankreich kann man ein illegaler Einwandere­r sein, die Kathedrale von Nantes in Brand setzen, nie abgeschobe­n werden und dann wieder straffälli­g werden, indem man einen Priester ermordet“, so die Rechtspopu­listin, die für die französisc­hen Präsidents­chaftswahl­en 2022 kandidiert. Der Innenminis­ter warf Le Pen vor, „zu polemisier­en, ohne die Fakten zu kennen“. „Dieser Ausländer konnte trotz seines Abschiebeb­efehls nicht abgeschobe­n werden, solange seine juristisch­e Beaufsicht­igung nicht aufgehoben war“, schrieb er auf Twitter.

Laut Medienberi­chten wurde der Ordensmann durch Schläge getötet. Hinweise auf ein Motiv lagen demnach noch nicht vor. Der Vorfall ereignete sich fünf Jahre und zwei Wochen nach der Ermordung des Priesters Jacques Hamel durch Islamisten.

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FOTO: SEBASTIEN SALOM-GOMIS/AFP Ein Gendarm bückt sich zu einem Blumenstra­uß unweit des Tatorts in SaintLaure­nt-sur-Sèvre.

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