So will das Allgäu seine Besucher lenken
Trotz weniger Andrang bleibt Tourismus und Parksituation eine Herausforderung
- Ein Jahr nach dem Besucheransturm und den damit verbundenen Verkehrsproblemen in den Sommermonaten hat sich die Lage im Allgäu etwas entspannt. Dennoch wird vielerorts an einer dauerhaften Verbesserung der Besucherlenkung und der Parksituation gearbeitet. Dazu gehören höhere Parkgebühren, intelligente Leitsysteme und ein Ausbau des Angebots von Bus und Bahn.
Deutlich angehoben hat die Gemeinde Bad Hindelang die Gebühren am oftmals proppevollen Parkplatz „Auf der Höh“in Hinterstein. Zehn statt wie früher 2,50 Euro pro Tag werden dort kassiert. Drei Euro günstiger ist dafür der Parkplatz „Säge“vor dem Ort, der derzeit auf 200 Plätze ausgebaut wird. Ziel: Das Verkehrsaufkommen in der Gemeinde deutlich reduzieren. „Das Konzept funktioniert. Es gab wegen der neuen Gebühren zwar auch Beschwerden. Aber andererseits sind zehn Euro pro Tag in einer Stadt wie München oder in der Bodenseeregion gang und gäbe“, sagt Hauptamtsleiter Manfred Berktold. Chaotische Zustände wie im Vorjahr seien bislang ausgeblieben. „Damals war die Zahl der Tagesausflügler durch die geschlossenen Grenzen aber auch größer.“Die Gemeinde will ab nächstem Jahr alle Parkplätze in Bad Hindelang auf Schildern beschreiben, um Besuchern eine schnelle Orientierung zu ermöglichen. Ähnlich wie bei Parkhäusern soll dann auch im gesamten Gebiet auf Signaltafeln angezeigt werden, welcher Parkplatz aktuell belegt oder frei ist.
Kleine Fortschritte seien schon jetzt durch das virtuelle Informationssystem erkennbar, das unter der Federführung der Allgäu GmbH derzeit erprobt und später einmal allgäuweit ausgebaut werden soll. In Hinterstein und am Alatsee bei Füssen kommen seit Juni Kameras zum Einsatz, die die aktuelle ParkplatzBelegung messen. Schilder am Anfang der Zufahrtsstraße sollen den Besucher zeigen, ob noch Plätze frei sind. Die Daten fließen auch auf Webseiten wie den bayernweiten Ausflugsticker, damit Gäste frühzeitig wissen, ob sich die Anfahrt lohnt. „Wir arbeiten daran, dass die Daten in Echtzeit auch auf Navigationsgeräten und in Apps sichtbar oder im Radio angesagt werden“, sagt Markus Bachleitner vom beteiligten Urban Institute. Füssens Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU) ist sich sicher, dass das System große Vorteile für Parkplatzsuchende und Umwelt mit sich bringt. Bürger und Gäste sparten sich Zeit und Geld, „indem sie nicht hoch- und wieder runterfahren müssen, wenn der obere Parkplatz ausgelastet ist“.
Auch bei den Bergbahnen Oberstdorf/Kleinwalsertal (OK) tut sich einiges. Auf deren Parkplätzen gelten mittlerweile einheitliche Regeln: Überall kostet die Tageskarte neun
Euro. Wer sich ein OK-Bergbahn-Ticket kauft, erhält eine Rückerstattung in Höhe von fünf Euro. In Zusammenarbeit mit den Gemeinden der Ferienregion Oberstdorf/Kleinwalsertal wurde darüber hinaus ein eigenes virtuelles Informationssystem zur Parkplatzsituation entwickelt. Seit Anfang Juni informiert es unter www.parken-ok.com live über die jeweiligen Auslastungszahlen. Ein Beispiel: Ist der Parkplatz am Fellhorn bereits belegt, kann man sich die Fahrt hinein ins Stillachtal südlich von Oberstdorf sparen und ein anderes Ziel ansteuern. „Noch ist es zu früh, eine Bilanz zu ziehen. Wir werden den Winter abwarten und die Ergebnisse dann analysieren“, sagt Jörn Homburg von den OKBergbahnen.
Grundsätzlich sei der derzeitige Andrang zwar geringer als im Sommer 2020, aber ähnlich hoch wie vor der Corona-Pandemie.
Auch Pfronten arbeitet an einem Konzept. Dort werden derzeit alle Parkplätze der Gemeinde erfasst, ehe der Gemeinderat Ende des Jahres beschließt, wo und in welcher Höhe Parkgebühren anfallen sollen. „Teils gibt es Parkplätze, die nach dem Gewohnheitsrecht genutzt werden. Da wollen wir genauer hinsehen“, sagt Jan Schubert, Leiter der Ortsentwicklung. Bekannter gemacht werden soll auch das Bahnangebot: „Von Kempten aus fahren im Stundentakt Züge bis nach Pfronten-Steinach und direkt an die Breitenbergbahn. Doch das wissen bislang die wenigsten.“