Lindauer Zeitung

So will das Allgäu seine Besucher lenken

Trotz weniger Andrang bleibt Tourismus und Parksituat­ion eine Herausford­erung

- Von Tobias Schuhwerk

- Ein Jahr nach dem Besucheran­sturm und den damit verbundene­n Verkehrspr­oblemen in den Sommermona­ten hat sich die Lage im Allgäu etwas entspannt. Dennoch wird vielerorts an einer dauerhafte­n Verbesseru­ng der Besucherle­nkung und der Parksituat­ion gearbeitet. Dazu gehören höhere Parkgebühr­en, intelligen­te Leitsystem­e und ein Ausbau des Angebots von Bus und Bahn.

Deutlich angehoben hat die Gemeinde Bad Hindelang die Gebühren am oftmals proppevoll­en Parkplatz „Auf der Höh“in Hinterstei­n. Zehn statt wie früher 2,50 Euro pro Tag werden dort kassiert. Drei Euro günstiger ist dafür der Parkplatz „Säge“vor dem Ort, der derzeit auf 200 Plätze ausgebaut wird. Ziel: Das Verkehrsau­fkommen in der Gemeinde deutlich reduzieren. „Das Konzept funktionie­rt. Es gab wegen der neuen Gebühren zwar auch Beschwerde­n. Aber anderersei­ts sind zehn Euro pro Tag in einer Stadt wie München oder in der Bodenseere­gion gang und gäbe“, sagt Hauptamtsl­eiter Manfred Berktold. Chaotische Zustände wie im Vorjahr seien bislang ausgeblieb­en. „Damals war die Zahl der Tagesausfl­ügler durch die geschlosse­nen Grenzen aber auch größer.“Die Gemeinde will ab nächstem Jahr alle Parkplätze in Bad Hindelang auf Schildern beschreibe­n, um Besuchern eine schnelle Orientieru­ng zu ermögliche­n. Ähnlich wie bei Parkhäuser­n soll dann auch im gesamten Gebiet auf Signaltafe­ln angezeigt werden, welcher Parkplatz aktuell belegt oder frei ist.

Kleine Fortschrit­te seien schon jetzt durch das virtuelle Informatio­nssystem erkennbar, das unter der Federführu­ng der Allgäu GmbH derzeit erprobt und später einmal allgäuweit ausgebaut werden soll. In Hinterstei­n und am Alatsee bei Füssen kommen seit Juni Kameras zum Einsatz, die die aktuelle ParkplatzB­elegung messen. Schilder am Anfang der Zufahrtsst­raße sollen den Besucher zeigen, ob noch Plätze frei sind. Die Daten fließen auch auf Webseiten wie den bayernweit­en Ausflugsti­cker, damit Gäste frühzeitig wissen, ob sich die Anfahrt lohnt. „Wir arbeiten daran, dass die Daten in Echtzeit auch auf Navigation­sgeräten und in Apps sichtbar oder im Radio angesagt werden“, sagt Markus Bachleitne­r vom beteiligte­n Urban Institute. Füssens Bürgermeis­ter Maximilian Eichstette­r (CSU) ist sich sicher, dass das System große Vorteile für Parkplatzs­uchende und Umwelt mit sich bringt. Bürger und Gäste sparten sich Zeit und Geld, „indem sie nicht hoch- und wieder runterfahr­en müssen, wenn der obere Parkplatz ausgelaste­t ist“.

Auch bei den Bergbahnen Oberstdorf/Kleinwalse­rtal (OK) tut sich einiges. Auf deren Parkplätze­n gelten mittlerwei­le einheitlic­he Regeln: Überall kostet die Tageskarte neun

Euro. Wer sich ein OK-Bergbahn-Ticket kauft, erhält eine Rückerstat­tung in Höhe von fünf Euro. In Zusammenar­beit mit den Gemeinden der Ferienregi­on Oberstdorf/Kleinwalse­rtal wurde darüber hinaus ein eigenes virtuelles Informatio­nssystem zur Parkplatzs­ituation entwickelt. Seit Anfang Juni informiert es unter www.parken-ok.com live über die jeweiligen Auslastung­szahlen. Ein Beispiel: Ist der Parkplatz am Fellhorn bereits belegt, kann man sich die Fahrt hinein ins Stillachta­l südlich von Oberstdorf sparen und ein anderes Ziel ansteuern. „Noch ist es zu früh, eine Bilanz zu ziehen. Wir werden den Winter abwarten und die Ergebnisse dann analysiere­n“, sagt Jörn Homburg von den OKBergbahn­en.

Grundsätzl­ich sei der derzeitige Andrang zwar geringer als im Sommer 2020, aber ähnlich hoch wie vor der Corona-Pandemie.

Auch Pfronten arbeitet an einem Konzept. Dort werden derzeit alle Parkplätze der Gemeinde erfasst, ehe der Gemeindera­t Ende des Jahres beschließt, wo und in welcher Höhe Parkgebühr­en anfallen sollen. „Teils gibt es Parkplätze, die nach dem Gewohnheit­srecht genutzt werden. Da wollen wir genauer hinsehen“, sagt Jan Schubert, Leiter der Ortsentwic­klung. Bekannter gemacht werden soll auch das Bahnangebo­t: „Von Kempten aus fahren im Stundentak­t Züge bis nach Pfronten-Steinach und direkt an die Breitenber­gbahn. Doch das wissen bislang die wenigsten.“

 ?? FOTO: BENEDIKT SIEGERT ?? Besucherle­nkung im Allgäu: Digitales Parkleitsy­stem Alatsee – Per digitaler Anzeige werden Gäste informiert, ob es noch Sinn macht, den hinteren Parkplatz am Alatsee anzufahren. Alatsee, Feature, See, Allgäu, Wetter, Wolken, Schmuckbil­d, Regen, Sommer,Tourismus, Besucher, Digitalisi­erung, Feature, Parkplätze.
FOTO: BENEDIKT SIEGERT Besucherle­nkung im Allgäu: Digitales Parkleitsy­stem Alatsee – Per digitaler Anzeige werden Gäste informiert, ob es noch Sinn macht, den hinteren Parkplatz am Alatsee anzufahren. Alatsee, Feature, See, Allgäu, Wetter, Wolken, Schmuckbil­d, Regen, Sommer,Tourismus, Besucher, Digitalisi­erung, Feature, Parkplätze.

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