Lindauer Zeitung

Früh aufstehen für das große Ziel

Karatekämp­fer Paul Boger vom KJC Ravensburg startet bei der Jugend-EM in Finnland

- Von Thorsten Kern

- Als einziger Kämpfer des KJC Ravensburg fliegt Paul Boger zur Jugend-Europameis­terschaft im Karate nach Finnland. Während der 15-Jährige den Plan hat, „so gut abzuschlie­ßen wie es geht“, glaubt sein Trainer Matthias Lindel an mehr. „Paul hat bewiesen, dass er das Zeug dazu hat, eine Medaille zu gewinnen“, sagt Lindel. Eine Weile sah es so aus, als müsste der KJCTrainer seinen Schützling alleine nach Finnland fliegen lassen. Nun kann Lindel aber mitfliegen und als Zuschauer vor Ort mitfiebern.

Bei der EM in Tampere wird es direkt im K.o.-Modus um alles gehen. „Ein kleiner Fehler, und es kann gleich wieder vorbei sein“, weiß Lindel. „Mein Ziel ist aber, dass Paul eine Medaille gewinnt.“Dafür wurde in den vergangene­n Wochen intensiv trainiert. Zwischendu­rch stand der 15-Jährige auch schon mal um 6.45 Uhr beim KJC auf der Matte. „Das war nicht leicht“, sagt der Neuntkläss­ler lachend.

Aber schließlic­h will Paul Boger dorthin, wo Johanna Kneer schon ist – in der Weltspitze des Karate. „Sie ist mein Vorbild“, sagt Boger über seine KJC-Kollegin, die die Olympische­n Spiele in Tokio so knapp verpasst hatte. Beim Quali-Turnier in Paris hatte es Kneer nicht unter die besten Vier geschafft. „Nach ihrem verlorenen Kampf war bei uns erst mal zwei, drei Minuten völlige Ruhe“, sagt Boger, der den Kampf mit seiner Familie am TV verfolgt hatte.

Apropos Familie: Schon mit drei Jahren kam Paul Boger zum Karate. „Meine Eltern haben gesagt, das wäre ganz gut“, sagt er und lacht wieder. Da seine Mutter Japanerin ist, lag der Gang zum Kampfsport aber irgendwie auch nahe. Mittlerwei­le hat Paul Boger eine ganze Reihe von Erfolgen gefeiert. Unter anderem wurde er 2016 deutscher Vizemeiste­r in der U12, 2017 (in der U12) und 2019 (U14) wurde er deutscher Meister. Dazu kam noch Platz drei bei den US Open 2019 in Las Vegas. „Das war ein tolles Erlebnis“, erinnert sich Boger noch immer an die Reise in die USA.

Nun soll es bei der EM in Finnland weit nach vorne gehen. Pro Gewichtskl­asse durfte der Deutsche Karateverb­and einen Nachwuchsk­ämpfer nominieren – Boger startet in der Klasse bis 57 Kilogramm. Ausschlagg­ebend für seine EM-Qualifikat­ion waren die beiden Siege in Österreich beim Eurocup und den Austria Junior Open. „Da hat er zwei deutsche Konkurrent­en geschlagen und gezeigt, dass er internatio­nal mithalten kann“, meint Lindel. Beim stark besetzten Wettkampf in der Youth League in Kroatien lief es zuletzt allerdings nicht gut für den jungen Ravensburg­er. „Da war alles da, was Rang und Namen hat“, sagt Lindel. „Paul hat da an Erfahrung gewonnen.“

Abhaken und nach vorne schauen lautet das Motto. Und trainieren, trainieren, trainieren. Bis zu 20 Jugendlich­e sind mittlerwei­le wieder im Training beim KJC. „Das macht wieder mehr Spaß“, sagt Paul Boger und denkt dabei an die Zeiten, als der Amateurspo­rt während der CoronaPand­emie eine Zwangspaus­e einlegen musste. Boger durfte als Kaderathle­t weitertrai­nieren, allerdings nur in sehr kleinen Gruppen. Auch wenn das nicht ganz so viel Spaß gemacht hat, kann Boger dem Ganzen doch auch ein bisschen was Positives abgewinnen. „Die Trainer konnten sich mehr auf Einzelne fokussiere­n, ich habe mich in dieser Phase sehr gesteigert“, meint der 15-Jährige. Sein Trainer nickt und bestätigt: „Es war sicher ein Vorteil, dass wir das KJC für uns alleine hatten.“

Was die Vorbereitu­ng gebracht hat, wird sich in ein paar Tagen in Finnland zeigen. Die Jugend-EM beginnt am 20. August.

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FOTO: THORSTEN KERN Paul Boger bereitet sich beim KJC Ravensburg auf die Jugend-Europameis­terschaft in Finnland vor.

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