Mehr Tests und Kosten für Ungeimpfte
Eindringlicher Appell der Kanzlerin und der Ministerpräsidenten zur Impfung
- Eigentlich sollte nach dem Desaster um die gescheiterte Osterruhe Schluss sein mit den unseligen Corona-Runden der Ministerpräsidenten. Aber die stattdessen beschlossene Bundesnotbremse gilt schon seit Juli nicht mehr. Nun steigen die Infektionszahlen wieder – sogar schneller und früher als vor einem Jahr. Immerhin sind inzwischen über 55 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft. Doch der Impffortschritt ist ins Stocken geraten. Also schalteten sich Kanzlerin Angela Merkel und die Länder-Regierungschefs am Dienstag per Video zusammen. Das Ziel: Deutschland für den nahenden Herbst wappnen – und eines möglichst verhindern: einen erneuten Lockdown.
Wie soll die Impfquote erhöht werden?
„Eindringlich“appellierte die Runde an die Menschen, sich „schnellstmöglich“impfen zu lassen. Die Impfzentren sollen ihre Angebote noch leichter zugänglich machen, Arbeitgeber für betriebliche Impfungen sorgen oder ihren Mitarbeitern frei geben, damit diese zur Impfung gehen können. Anreize wie Geld oder Gutscheine sind aber weiter nicht vorgesehen.
Was steht Ungeimpften bevor?
Sie müssen sich auf neue und teilweise strengere Testpflichten einstellen und dafür künftig auch selbst bezahlen. Die derzeitig kostenlosen Bürgertests werden ab 11. Oktober abgeschafft. Angesichts des Impfangebots sei eine „dauerhafte Übernahme der Kosten“durch den Steuerzahler „nicht angezeigt“, hieß es. Eine zwischenzeitlich vorgeschlagene Pflicht zu den zuverlässigeren, aber teureren und zeitaufwändigeren PCR-Tests ist bislang allerdings nicht vorgesehen. Für einen Schnelltest wurden zuletzt rund zwölf Euro veranschlagt, bei PCRTests muss mit mindestens 70 Euro gerechnet werden. Kostenlos sind die Tests weiter für Menschen, für die es keine Impfempfehlung gibt (zum Beispiel Schwangere und Kinder) oder die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen dürfen.
Was für Testpflichten sind geplant?
Eine Testpflicht (Schnelltest oder PCR) soll vom 23. August an für Ungeimpfte künftig unter anderem bei Besuchen von Krankenhäusern und Altenheimen, im Innenbereich von Gaststätten, bei Gottesdiensten oder Kulturveranstaltungen in Innenräumen, beim Friseur, in Fitnessstudios, Schwimmbädern und in Hotels gelten. Ausgenommen sind Kinder unter sechs Jahren und Schülerinnen und Schüler, die in der Schule ohnehin regelmäßig getestet werden. Allerdings ist eine Art Öffnungsklausel für die Länder vorgesehen: Sie können je nach Infektionslage von diesen Regeln abweichen. Als Schwellenwert wurde dafür unter anderem eine Inzidenz von 35 festgehalten, die allerdings unter bestimmten Bedem dingungen auch überschritten werden kann.
Was wird mit Feiern in Innenräumen?
Dafür sieht es nach wie vor schlecht aus. Bars, Clubs und die Innenräume von Gaststätten gelten weiterhin als Hochrisiko-Zonen. Welche Einschränkungen jeweils angeordnet werden, sollen die Länder und Kommunen „situationsbezogen“entscheiden. Die Länder sind sich zudem einig, dass weiter Einschränkungen bei der Zuschauerzahl für Sportgroßveranstaltungen gelten. Genannt wurde die Obergrenze von 25 000.
Wird das Leben für Geimpfte (und Genesene) nun leichter?
Ein wenig schon: Jedenfalls sind sie von den meisten Testpflichten ausgenommen und müssen sie demnach auch nicht bezahlen. Außer
Rund drei Wochen sind vergangen, seitdem Großbritannien die meisten Corona-Schutzmaßnahmen aufgehoben hat. Trotzdem behält das Land die Pandemie gut im Griff. An einer Front gibt es aber noch Probleme.
Mit einer Anzeigenkampagne in den sozialen Medien will die britische Regierung die Impfbereitschaft unter jungen Leuten erhöhen. Auf Twitter und TikTok, auf Snapchat und Instagram sowie auf Plakatwänden und in Zeitungsinseraten wird darauf hingewiesen, dass ohne Impfschutz keine Auslandsreisen oder Disco-Besuche möglich sein werden.
Die jüngste Kampagne soll den Erfolg des britischen Experiments sichern. Am 19. Juli hatte die Regierung am so genannten Freedom Day sämtliche coronabedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens aufgehoben. Obwohl seit Anfang Juni die Zahl der Neuinfekdämmung
müssen sie auch dann nicht in Quarantäne, wenn sie enge Kontaktpersonen von Infizierten und selbst ohne Symptome sind. Die Quarantäne bleibt ihnen auch nach der Rückreise aus Hochrisikogebieten erspart. Ob private Fluggesellschaften, private Kultureinrichtungen oder auch Restaurants – wenn sie Nichtgeimpften den Zutritt komplett verwehren, werden sich Bund und Länder nicht dagegenstellen.
Wird die Inzidenz nun durch eine andere Größe ersetzt?
Nein. Festgehalten wurde in der Beschlussvorlage, dass die Inzidenz nicht mehr das einzige Kriterium sein soll, nach dem die Lage beurteilt wird. Herangezogen werden sollen außerdem die Impfquote, die Zahl der schweren Krankheitsverläufe und damit die Belastung des Gesundheitssystems. Genaue Festlegungen tionen stark anstieg, und kurz vor dem 19. Juli mehr als 50 000 Neuinfektionen pro Tag verzeichnet wurden, ging am „Tag der Freiheit“die Komplettöffnung der Gesellschaft vonstatten: Die Maskenpflicht fiel ebenso weg wie Abstandsregeln und Kontaktverbote.
Weltweit wurde das Experiment mit Erstaunen, wenn nicht Argwohn betrachtet, weil man einen eskalierenden Anstieg der Infektionszahlen für unausweichlich hielt.
Zumindest das Erstere ist nicht eingetreten. Nach dem 19. Juli sanken die Infektionszahlen überraschend sieben Tage in Folge. Zuletzt erreichten sie ein Plateau von etwa 27 700 Fällen täglich. Im Moment liegt die Rate der täglichen Krankenhauseinweisungen um rund 15 Prozent niedriger verglichen mit der Vorwoche. Die britischen Behörden sehen sich durch diese Entwicklung in ihrer These bestätigt, dass eine Einund Zahlen gibt es aber bislang nicht. Eine „Glücksformel“habe man laut Markus Söder aber noch nicht gefunden.
Wieso soll die epidemische Lage von nationaler Tragweite nochmal verlängert werden?
Weil nach Einschätzung von Bund und Ländern die aktuellen Zahlen mit Blick auf Herbst und Winter zeigen, dass die Pandemie noch nicht überwunden ist. CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet argumentierte, man dürfe den „erprobten Werkzeugkasten“nicht aus der Hand geben. FDP-Vize Wolfgang Kubicki wies auf einen weiteren Grund hin: Zahlreiche Einzelmaßnahmen wie Krankenhaushilfen seien formal an diese Gesetzeslage gebunden. Der Bundestag soll daher die epidemische Lage von nationaler Tragweite über den 11. September dieses Jahres hinaus verlängern.
von Corona allein durch den Impfschutz möglich ist anstatt durch gesellschaftliche Restriktionen.
Zu diesem Zweck muss die Impfmauer immer höher gezogen werden. Zur Zeit haben 69 Prozent aller Briten zumindest eine erste Impfung empfangen, während rund 57 Prozent doppelt geschützt sind. Für eine Herdenimmunität reicht das allerdings noch nicht, dafür müssten rund 85 Prozent der Gesamtbevölkerung immunisiert sein.
Zur Zeit arbeitet man noch mit sanftem Druck und will amtliche Impfpässe und damit verbundene Einschränkungen vermeiden. Auslandsreisende, so tönte aber der Verkehrsminister Grant Shapps bereits, werden auf Dauer den doppelten Impfnachweis brauchen. Im Klartext: Wenn junge Leute also einen Strandurlaub in Spanien anpeilen, ginge kein Weg um den Piks herum.